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50-jähriger Baumeister in Wien-Leopoldstadt erschossen

Ein Baumeister und Besitzer eines Innenstadtlokals ist in der Nacht auf Freitag in Wien-Leopoldstadt erschossen worden. Der Angreifer hatte dem 50-Jährigen offenbar gezielt aufgelauert und sofort gefeuert, als dieser mit einem Begleiter vor seinem Wohnhaus in der Kafkastraße 9 ausstieg. Dem Täter gelang zunächst unerkannt die Flucht, der Bekannte des Opfers blieb unverletzt.

Der gebürtige Serbe hatte mit seinem Freund (39) den gesamten Abend, wie Schaulustige erzählten, im erst kürzlich erworbenen "Scotch Club" verbracht. Nach Mitternacht fuhren beide in einem roten Golf mit polnischem Kennzeichen in die Kafkastraße und parkten nur wenige Meter vom Haustor entfernt. Kaum waren die beiden Männer ausgestiegen, eröffnete ein Unbekannter das Feuer. Während der 39-Jährige hinter einem Auto in Deckung ging, wurde der Ältere tödlich getroffen.

Der Schütze flüchtete zu Fuß vom unmittelbaren Tatort, berichteten Augenzeugen der Polizei. Die Anrainer verständigten ebenso die Exekutive wie der 39-jährige Serbe. Am Tatort wurden mehrere Patronenhülsen gefunden, die aus der Tatwaffe, einer Pistole, stammten. Angaben dazu, wie oft geschossen und wie oft der Baumeister getroffen wurde, machte die Polizei nicht. Die Obduktion des Leichnams war für den Nachmittag angesetzt, Ergebnisse dazu wollte die Exekutive ebenfalls nicht bekanntgeben.

Die Hintergründe der Tat liegen noch im Dunkeln. Allerdings dürfte der Baumeister und Lokalbesitzer vor rund zehn Jahren in zwei Kriminalfälle verwickelt gewesen sein. Laut "Kurier" war der Unternehmer damals zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Er soll 13 Bau- und Personalleasing-Firmen zum Teil mit gefälschten Reisepässen gegründet gehabt haben. Die Polizei bestätigte das nicht.

Bei den Unternehmen soll es sich dem Zeitungsbericht zufolge um Schein- bzw. Briefkastenfirmen gehandelt haben. Bei seiner Verhaftung Ende 2005 lauteten die Vorwürfe demnach auf Betrug, betrügerische Krida, Geldwäsche und Gründung einer kriminellen Organisation mit einem Gesamtschaden von 6,72 Millionen Euro. Der Kopf des groß angelegten Baubetrugs wurde zu drei Jahren Haft verurteilt und soll eine Zusatzstrafe wegen Nötigung ausgefasst haben, schreibt die Tageszeitung.

Auch im Fall um den sogenannten Cappuccino-Mord in Wien-Hernals im Mai 2006 dürfte der gebürtige Serbe eine Rolle gespielt haben. Im damaligen Cafe "Cappuccino" in der Ottakringer Straße war ein 32-jähriger Lokalbesucher bei einer Schießerei ums Leben gekommen, ein weiterer Mann wurde schwer verletzt. Als der verurteilte Baumeister im Gefängnis saß, telefonierte er laut "Kurier" aus der Zelle heraus und kündigte an, ein Chefinspektor werde alles regeln. Der Beamte wurde später verurteilt und suspendiert. Der Baumeister soll nach seiner Haftentlassung Ende 2007 unter einem geänderten Namen aufgetreten sein, heißt es in dem Zeitungsbericht.

Die Polizei bestätigte die Angaben auf Anfrage der APA am Freitagabend nicht. Die Ermittler hatten bereits zuvor erklärt, vorerst keine weiteren Details zu dem Fall bekannt zu geben. Die Hintergründe der Bluttat in der vergangenen Nacht waren weiterhin unklar und der unbekannte Täter flüchtig.

50-jähriger Baumeister in Wien-Leopoldstadt erschossen
50-jähriger Baumeister in Wien-Leopoldstadt erschossen