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Am Karfreitag sind weiterhin nicht alle Arbeitnehmer gleich

In manchen Städten bekommen Bedienstete frei. Aber auch bei den Bundesbehörden müssen die Arbeitnehmer oft nicht zum Dienst erscheinen.

Frei oder nicht frei?
Frei oder nicht frei?

Es ist erst wenige Tage her, dass ÖVP und FPÖ den Karfreitag-Feiertag für Menschen mit evangelischem Glauben gestrichen haben. Damit setzten sie ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs um. Dieser hatte entschieden, dass alle Arbeitnehmer am Gedenktag von Jesu Tod gleich behandelt werden müssen. Aber von Gleichheit weiterhin keine Spur. So hat der Bürgermeister von Eisenstadt, Thomas Steiner (ÖVP), angekündigt, dass am Magistrat, so wie bisher, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Karfreitag freihaben werden. Ohne dafür einen Urlaubstag aufwenden zu müssen. Eine solche Regelung wird es auch in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck geben. Bürgermeister Georg Willi (Grüne) wird den städtischen Mitarbeitern evangelischen Glaubens "fünf Stunden Sonderurlaub" bewilligen.

In Wels (OÖ) hält man ebenfalls an der alten Regelung fest. Laut einer Betriebsvereinbarung bekommen alle Bediensteten für den - am Magistrat ohnehin kurzen - Tag fünf Stunden Zeitausgleich.

Aber auch sonst ist es mit einer einheitlichen Karfreitag-Regelung nicht weit her. Das betrifft vor allem die öffentlich Bediensteten. So sollen etwa im Burgenland alle Landesbeamten weiterhin am Karfreitag freihaben. Anders in Kärnten. Wer hier am Karfreitag einen Feiertag einlegen will, muss nach Aussage von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) einen Urlaubstag nehmen - allenfalls auch als "persönlichen Feiertag". Auch die Stadt Salzburg will sich an die Regelung der Regierung halten, wonach ein Urlaubstag genommen werden muss.

Selbst beim Bund ist noch nicht klar, was passiert. Ob er der Belegschaft wie bisher den Nachmittag freigibt, ist laut dem Sprecher von Beamtenminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) noch nicht geklärt. Ebenso wenig, ob das Parlament seinen Bediensteten, wie bisher, den ganzen Tag freigeben wird. Die politische Debatte um die neue Karfreitags-Regelung geht ebenfalls weiter. Den politischen Aschermittwoch der ÖVP in der Klagenfurter Messehalle wollen die evangelische Kirche, die Katholiken und Altkatholiken zum Protest nutzen. Gemeinsamen riefen die Kirchen am Montag zu einem "Schweigemarsch" auf, in der Messehalle will man Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) dann eine Erklärung übergeben. Der Protestmarsch soll um 18.00 Uhr im Landhaushof mit einer ökumenischen Andacht beginnen, berichtete der Evangelische Pressedienst. Im Anschluss zieht der Zug zur Messe. Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker geht in einem Brief an die Pfarrgemeinden mit der Karfreitags-Regelung der Regierung ins Gericht. Es wurde "einseitig den Interessen der Wirtschaft gefolgt - und ein öffentliches Versprechen gebrochen", schreibt er darin. Gegenüber allen Beteuerungen sei den Evangelischen der Karfreitag als Feiertag genommen worden.

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