SN.AT / Panorama / Österreich

Berglandmilch stellt auf Mehrweg-Milchflaschen um

Die Molkerei Berglandmilch stellt bis Ende des Jahres ihre Milch in der Einweg-Glasflasche auf ein Mehrwegsystem um. In Kooperation mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace werden bis Jahresende wiederbefüllbare Ein-Liter-Glasflaschen ausgeliefert. Für die Umstellung investiert Berglandmilch rund acht Millionen Euro an zwei Standorten in Österreich, gab das Unternehmen am Donnerstag bekannt.

Milch in der Glasflasche
Milch in der Glasflasche

Für Greenpeace ist Mehrweg die einzige Lösung, um Verpackungsmüll bei Getränken zu reduzieren und die Plastik-Krise zu bekämpfen. "Eine einzige Mehrweg-Flasche ersetzt dadurch elf Einweg-Glasflaschen - damit brauchen wir für die gleiche Menge an Verpackungen nur einen Bruchteil an Ressourcen", sagte Josef Braunshofer, Geschäftsführer der Berglandmilch. "Als größte Molkerei in Österreich wollen wir in Sachen Klimaschutz zum Vorreiter werden", betonte er.

"Nach fast 20 Jahren sorgt Berglandmilch gemeinsam mit Greenpeace für ein Comeback der Mehrweg-Milchflasche in Österreichs Supermärkten. Mit wiederverwendbaren Verpackungen verkleinern wir die Müllberge und schützen unser Klima", sagte Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace. "Die neue Mehrweg-Glasflasche ist klar die umweltfreundlichste Lösung und verursacht etwa viermal weniger schädliche Treibhausgase als eine Einweg-Glasflasche."

Vor rund einem Jahr hat Berglandmilch Milch in Einweg-Flaschen auf den Markt gebracht. Um die Produktion von Milch auf Mehrweg umzustellen, investiert die Berglandmilch rund acht Millionen Euro an den Standorten in Aschbach in Niederösterreich und in Wörgl in Tirol. Das Geld wird für eine zusätzliche Glas-Abfüllanlage, eine Waschanlage am Standort in Aschbach sowie für die Errichtung von Lagern für die Glasflaschen verwendet. "Noch 2019 werden wir unsere erfolgreiche Milchflasche aus Glas ausschließlich als Mehrwegflasche anbieten. Um die Transportwege so kurz wie möglich zu halten, werden wir Trinkmilch sowohl in Niederösterreich als auch in Tirol abfüllen", erklärte Braunshofer.

Anfang der 1990er-Jahre waren noch über 70 Prozent der Getränkeverpackungen mehrmals wiederbefüllbar, heute sind es lediglich knapp 20 Prozent. "Um Mehrweg in Österreich wieder stark zu machen, braucht es Unternehmen wie Berglandmilch, die mit mutigen Schritten vorangehen. Die Supermärkte müssen hier mitziehen und die neue wiederbefüllbare Flasche auch in ihre Regale stellen", sagte Egit.

Die Ankündigung der Molkerei Berglandmilch zur Umstellung auf Mehrwegflaschen wurde am Donnerstag von Umweltorganisationen und den Grünen gelobt. Kritik kam wiederum vom Getränkeverband, der in einer Aussendung meinte, dass Einweg in Österreich genauso gut sei wie Mehrweg.

Für Global 2000 ist die Umstellung "sowohl für die Umwelt, als auch für Konsumenten bahnbrechend und extrem erfreulich", sagte Lisa Kernegger, Ökologin der Umweltschutzorganisation. "Zum einen wird durch die Einführung Verpackungsmüll reduziert, zum anderen erhöht es den Mehrweganteil in den Regalen", betonte sie. Global 2000 hofft, dass damit eine Trendumkehr eingeleitet und der Anteil an Mehrwegflaschen erhöht wird. Laut der Umweltschutzorganisation lag der Mehrweganteil bei Getränken im Jahr 2000 noch bei etwa 60 Prozent, derzeit stabil bei 22 Prozent.

Die Grünen sehen ein Weiterkommen im Kampf gegen die Plastikflut und einen Wunsch der Konsumenten erfüllt. "Wenn wir beim Bier seit Jahrzehnten ein funktionierendes Mehrwegsystem haben, dann schaffen wir das auch bei der Milchflasche", sagte Stefan Kaineder, stellvertretender Bundessprecher der Partei und Landtagsabgeordneter aus Oberösterreich. Alle Plastikmüllprobleme könnten mit Getränke-Mehrweg-Systemen aber nicht gelöst werden.

Die Umweltorganisation "die Umweltberatung" zeigte sich auch erfreut über die Mehrwegflaschen. Berglandmilch würde damit "auch eine Vorreiterrolle bei innovativen und ökologischen Mehrwegverpackungen" einnehmen. Eine Ausweitung des Mehrwegangebotes für Bier in 0,33-Liter-Flaschen wäre ein "toller nächster Schritt", meinte die Organisation in einer Aussendung.

Der Verband der Getränkehersteller Österreichs sieht keine Vor- oder Nachteile von Glas-Mehrwegflaschen gegenüber PET-Einweggebinden in Österreich. Das habe auch eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) 2004 gezeigt, hieß es in einer Aussendung. Ausschlaggebend sei hierfür das hohe Sammel- und Recyclingniveau in Österreich. Acht von zehn PET-Flaschen werden hierzulande bereits in der getrennten Sammlung erfasst und können dadurch zu hochwertigem Sekundärrohstoff für neue PET-Gebinde verarbeitet werden, betonte der Getränkeverband.

KOMMENTARE (0)