Wien ist die zweitgrößte Stadt Salzburgs – rund 25.000 Salzburgerinnen und Salzburger leben in der Bundeshauptstadt. Der 2007 gegründete Club Salzburg bietet ihnen eine Plattform für Austausch, Dialog und Netzwerk. Neben Formaten wie dem Stammtisch, dem Frühstücksformat „Guten Morgen Salzburg“ und thematischen Impulsabenden gab es nun eine Premiere: einen gemeinsamen Netzwerkabend mit dem Club Tirol.
Club Salzburg startet Gipfeltreffen in Wien: „Die Besten aus dem Westen für die Posten im Osten“
Das Salzburger Netzwerk in Wien wächst. Mit dem Club Tirol wurde ein erstes Gipfeltreffen in Wien. Es ging um künstliche Intelligenz, aber auch um westösterreichische Identität und Einfluss in der Bundeshauptstadt.

Rund 100 Mitglieder beider Clubs trafen sich in Wien zu einem Abend, der inhaltliche Tiefe mit alpiner Leichtigkeit verband. Im Fokus stand das Thema: „Täuschend echt – zwischen Deepfakes, Desinformation und Demokratie“. Die Präsidenten der beiden Clubs, Julian Hadschieff aus Tirol und sein Gegenüber beim Club Salzburg, Peter Haubner, läuteten den Abend launig ein. „Es freut mich sehr, dass so viele von den Besten aus dem Westen heute hier versammelt sind“, erklärte Hadschieff. Haubner – seines Zeichens Zweiter Präsident des Nationalrates – komplettierte augenzwinkernd: „Die Besten aus dem Westen auf die Posten in den Osten.“

„Die vielen weltweiten Krisen der letzten Jahre, gepaart mit der anstehenden AI-Revolution, lassen uns alle nicht zur Ruhe kommen“, startete der Tiroler Clemens Pig, Chief Executive Officer der Austria Presse Agentur (APA), seine Rede. Die seit Längerem in der Krise steckenden klassischen Medien mit faktenbasiertem und unabhängigem Journalismus würden zusehends durch von künstlicher Intelligenz gesteuerte, auf Algorithmen basierende digitale Kanälen wie Internet, Messengerdienste und soziale Medienplattformen an die Wand gedrückt. Eine auch demokratiepolitisch gefährliche Entwicklung – denn wo bleibt in einer von Fake News und von der Durchsetzung bestimmter Interessen geprägten, von künstlich generierten Fake-Bildern durchseuchten Welt die wa(h)re Nachricht, das wahre Wissen, das den Erhalt unserer Demokratien ermöglicht? Um der Gefahr „Democracy Dies in Darkness“ (so der Titel des jüngsten Buches von APA-Chef Pig) zu entgehen, müssten „wir alle gemeinsam was tun, denn das ist nicht nur ein Problem der Medien, das ist unser aller Problem“.
Der Salzburger Autor, Speaker, Coach und international gefragte Storytelling-Experte Markus Gull ließ auf Pigs Ausführungen ein rasantes Potpourri aus Inhalten seines neuesten Buches „Das New Story Manifest“ folgen. Die Menschen erklären sich demnach selbst und einander die Welt immer durch große Geschichten, die „uns tragen und treiben“. Zuletzt seien Narrative wie „Gut gegen Böse und das Gute muss gewinnen“, die Suche nach dem „Glück in der Selbstverwirklichung“ und „Wohlstand für alle entsteht durch Wachstum der Wirtschaft“ über Jahrzehnte effizient gewesen. Noch nie sei es der Menschheit besser gegangen als heute – doch bei vielen sinke die Lebenszufriedenheit, psychische Erkrankungen explodierten regelrecht. Selbst die Erfolgreichen suchten nach dem Sinn in ihrem Leben. „Unsere Storys sind uns richtig aus dem Ruder gelaufen“, so Gull. Es brauche daher eine neue Geschichte: „Wir müssen dem Leben Antworten geben, die uns stark machen, wir brauchen einen radikalen Humanismus.“

In der anschließenden Diskussion – moderiert von Karin Strobl (Club Salzburg, Energie AG) – vertieften Esther Mitterstieler (Landesdirektorin ORF Tirol) und Hermann Fröschl („Salzburger Nachrichten“) die Debatte. Die einhellige Einschätzung: KI kann ein wertvolles Werkzeug sein – aber nur, wenn sie eingebettet ist in demokratische Kontrolle, Medienkompetenz und gesunden Menschenverstand.
Ein augenzwinkerndes Highlight war die „Bundesländer-Challenge“ – ein interaktives Quiz, bei dem gemischte Teams aus Salzburg und Tirol ihr Wissen über Salzburg und Tirol testeten. Cordula Uhlir, die Geschäftsführerin des Club Salzburg, betonte: „Unser Club will Salzburg in Wien sichtbar machen.“ Dies gelinge mit Veranstaltungen wie jener mit dem Club Tirol immer besser. Und, so Uhlir: „Der Club soll auch eine Anlaufstelle für Salzburgerinnen und Salzburger in der Bundeshauptstadt sein.“ Jeden ersten Dienstag im Monat gibt es dort übrigens einen Salzburger Stammtisch in Edlingers Tempel in der Praterstraße.



