Was bedeutet die Sommerzeit?
Als Sommerzeit wird die gegenüber der Normalzeit ("Winterzeit") meist um eine Stunde vorgestellte Uhrzeit bezeichnet, welche während eines bestimmten Zeitraums im Sommerhalbjahr gültig ist. Eine solche Regelung gibt es fast nur in Ländern der gemäßigten Erdzonen. Es gibt Unterschiede in Zeitpunkt und Dauer der Umstellung, etwa in den USA, wo die Sommerzeit am 10. März 2019 startet und bis 3. November gilt. In der EU (31. März bis 27. Oktober 2019) werden seit 1996 am letzten Sonntag im März sowie am letzten Sonntag im Oktober die Uhren jeweils eine Stunde umgestellt.
Wann startete die Sommerzeit?
Im Jahr 1908 fand in einer Kleinstadt in Kanada die erste Sommerzeitperiode der Welt statt. Die erste großflächige Zeitumstellung in Europa fand 1916 in Deutschland statt, es folgten Großbritannien und Irland.
Warum wurde die Sommerzeit eingeführt?
Schon damals galt die Motivation, mehr nutzbare Tageszeit zu gewinnen: "Daylight Saving Time". Schon US-Gründervater Benjamin Franklin (1706-1790) hatte sich in dem Aufsatz "An Economical Project for Diminishing the Cost of Light" im "Journal de Paris" vom 26. April 1784 den Kopf darüber zerbrochen. Er behauptete, die Pariser stünden zu spät auf. In jedem Arrondissement sollten Kanonen abgefeuert werden, um sie zu wecken, forderte Franklin.
1907 griff der Engländer William Willett in "The Waste of Daylight" das Thema neu auf. 1908 wurde die Einführung einer Sommerzeit vom Britischen Unterhaus noch abgelehnt, aber 1916 als "British Summer Time" doch noch Realität.
Was war der konkrete Anlass der ersten großflächigen Umstellungen?
Wie in Deutschland und England, wo man zwischen "God's Time" und "War Time" (Sommerzeit) unterschied, wurde auch in Österreich-Ungarn ab 1916 die Sommerzeit aus Kriegsgründen eingeführt, um im Ersten Weltkrieg (1914-1918) mit allen Mitteln Energie zu sparen. Nach Kriegsende schaffte man die Sommerzeit prompt wieder ab: in Österreich im Jahr 1920, in Ungarn bereits 1919.
Wie die Energiekrise neue Sommerzeiten auslöste
1979 stellte Österreich erneut auf Sommerzeit um, um Energie zu sparen, vor allem noch unter dem Eindruck der großen Ölkrise von 1973. Zuvor hatte es mehrere Male Zeitumstellungen gegeben, auch zur Zeit des 2. Weltkriegs. In Deutschland, das erst seit 1980 wieder durchgehend die Sommerzeit hat, gab es im Jahr 1947 neben der Sommerzeit sogar noch zusätzlich eine "Hochsommerzeit".
In den USA mit ihren sechs Hauptzeitzonen wird seit 1918 bis heute durchgehend an mindestens einem Ort umgestellt. Im Jahr 2019 stellen 49 der 51 Distrikte auf Sommerzeit um. Kuriose Ausnahme ist Arizona, das keine Sommerzeit kennt, außer im Indianerreservat der Navaho. Dort gibt es hingegen das Reservat der Hopi, welche die Sommerzeit wiederum ablehnen.
Welche Argumente gibt es für die Sommerzeit?
Es bleibt am Feierabend im Sommer länger hell, das bedeutet mehr Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger. Erhoffte Energieersparnis gibt es laut Studien keine nennenswerte, weil auch länger geheizt werden muss, was die Energiebilanz ausgleicht.
Welche Argumente gibt es gegen die Sommerzeit?
Mediziner sagen, die Sommerzeit sei ungesund, Man geht später zu Bett, steht aber trotzdem zur gleichen Zeit auf, verliert also eine Stunde Schlaf, was besonders Kindern und Jugendlichen schade. Immunschäden oder sogar Depressionen seien möglich. Und es gebe einen Mini-Jetlag. Stichwort: Biorhythmus.
Aktuelle Situation
In Mitteleuropa gibt es im Moment eine große Zeitzone von Polen bis Spanien, zu der Österreich, Deutschland und 15 weitere EU-Länder gehören. Käme für diese 17 Staaten die dauerhafte Sommerzeit, hieße das für Spanien im Winter Dunkelheit bis kurz vor 10.00 Uhr. Einigen sich alle auf Winterzeit, würde es wiederum in Warschau im Sommer schon um 3.00 Uhr hell.
EU-Umfrage: Nicht repräsentativ, aber politisch gewichtig
Eine EU-weite Internetumfrage, die nicht repräsentativ und auch nur als unverbindliche Richtlinie angekündigt worden war, brachte 2018 ein klares Ergebnis: 84 Prozent sprachen sich für die Abschaffung der Zeitumstellung aus. 4,6 Millionen Menschen hatten ihre Stimme abgegeben - ein Rekord zwar, aber insgesamt weniger als ein Prozent aller EU-Bürger. Zudem kam die ganz überwiegende Mehrheit der Stimmen, über drei Millionen (!) also fast zwei Drittel, aus nur einem Land, aus Deutschland. Lediglich Griechenland und Zypern hatten sich mehrheitlich für eine Beibehaltung der Zeitumstellung ausgesprochen. Zunächst wurde von der EU eine Abschaffung der Sommerzeit schon für 2019 angestrebt, dann aber unter der EU-Präsidentschaft Österreichs auf 2021 verschoben.
Zeitplan der EU ab März 2019
Der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments in Brüssel hat am Montag, 3. März 2019, für die Abschaffung der Sommerzeit ab dem Jahr 2021 gestimmt. 23 Abgeordnete votierten dafür, elf dagegen. Zunächst muss noch das Plenum des EU-Parlaments der Regelung noch zustimmen, danach sind die EU-Staaten jeweils für ihr eigenes Land an der Reihe. Unbedingt vorbeugen will man der Gefahr eines nationalen Zeit-"Fleckerlteppichs", weil dies ein Chaos auslösen würde. Etwa im Flugverkehr, in der Wirtschaft und bei EDV-Anwendungen gibt es schon heute ernsthafte Bedenken, sollte es künftig mehr als die ohnehin schon drei bestehenden Zeitzonen in Europa geben. Stabilisierend ist aktuell die gültige große (einheitliche) Zeitzone, die von Polen bis Spanien reicht. Sie gilt es, zu bewahren.
Welche nationale Entscheidung ist zu erwarten?
Österreich tendiert dazu, nicht zur Normalzeit (Winterzeit) zurückzukehren, sondern eine ständige Sommerzeit einzuführen. Allerdings gibt es jüngst auch Stimmen dagegen. Vorrangig ist das heimische Interesse, eine einheitliche Zeitzone in Mitteleuropa zu bilden. Dabei gilt der Blick vor allem nach Deutschland, zu dem es besonders enge Verzahnungen gibt.