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Hörsaal-Besetzung in Graz und an TU Wien, Aus an Uni Wien

In der Bundeshauptstadt soll am heutigen Montagabend die Besetzung des Hörsaals C1 am Campus der Uni Wien mit einer Demo enden. Dafür haben Montagfrüh an der Uni Graz rund 40 Klimaaktivistinnen und -aktivisten den Hörsaal 15.04 okkupiert. Sie wollen einen sozial und ökologisch lebenswerteren Uni-Campus und fordern u.a. "ausschließlich pflanzenbasierte Gastronomie am Campus sowie mehr konsumfreie Räume für Studierende". An der Technischen Uni Wien wurde das Audimax besetzt.

Auch an der Uni Graz wurde ein Hörsaal besetzt

An der Uni Wien hat die Besetzung des C1 durch die Gruppe "Erde brennt" vor rund vier Wochen begonnen. Neben der Solidarisierung mit anderen internationalen Besetzungen forderte man unter anderem basisdemokratische Mitsprache bei den Studienplänen, den Abbau sozialer Hürden im Studium sowie die Behandlung von sozialen Krisen und der Klimakrise in allen Lehrplänen. Dem Rektorat warf man zuletzt vor, nur "Scheinlösungen" anzubieten. In der letzten Woche sei außerdem die Heizung abgedreht und die Klimaanlage eingeschaltet worden, hieß es in einer Aussendung.

Am Abend findet nun eine "Abzugsdemo" zum Bildungsministerium statt. Den Protest will man auf andere Weise fortführen: "Wir werden nicht leiser, denn diese 4 Wochen Uni-Besetzung waren erst der Anfang." Zuletzt hatten 30 bis 50 Personen den Hörsaal okkupiert. Die Universität verwies in einer Stellungnahme auf geteilte Anliegen wie die nachhaltige Entwicklung der Hochschule, die Bewältigung der Klimakrise und das Eintreten gegen soziale Ungleichheiten. Man habe die Aktivistinnen und Aktivisten in den Nachhaltigkeitsbeirat der Uni eingeladen und ihnen angeboten, sich gemeinsam mit der HochschülerInnenschaft in die Weiterentwicklung der Studien einzubringen bzw. Raum für Diskussionsveranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Dies sei auch angenommen worden.

An der Uni Graz und der Technischen Universität (TU) Wien ging es umgekehrt am Montag mit einer Besetzung los. In Graz will man "Solidarität" mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten in Österreich und international zeigen. Auch hier werden etwa verpflichtende Lehrveranstaltungen zum Klimaschutz für alle Studierenden gefordert. "Die Aktion ist zeitlich befristet und setzt ein wichtiges Signal an das Rektorat, unsere Forderungen umzusetzen", so Alina Koller, Sprecherin von "Erde brennt Graz". "Sollten Gespräche und Verhandlungen ins Leere laufen, wird sich die Universität auf ein protest- und aktionsreiches Jahr 2023 einstellen müssen."

An der TU Wien wurde am Montagvormittag mit dem Audimax der größte Hörsaal der Uni in Beschlag genommen. Damit will die Gruppe "TU.besetzt" gegen die dreiwöchige Schließung der Uni ab Mitte Dezember demonstrieren. Diese Maßnahme wurde vom Rektorat als Reaktion auf die gestiegenen Heizkosten angekündigt, die trotz Budgeterhöhung nicht abgedeckt seien. Die Besetzerinnen und Besetzer sehen darin laut Aussendung "ein Zeichen fehlender Verantwortung seitens der Bundesregierung und des Rektorats". Studierende könnten sich deshalb in dieser Zeit an der Uni etwa nicht auf Prüfungen vorbereiten, Semesterarbeiten finalisieren oder die Räume für Austausch und Selbstorganisation nutzen, kurz nachdem diese schon durch die Corona-Pandemie lange nicht zugänglich gewesen seien.

"Die Uni Schließung war eine Drohung seitens des Rektorats an das Ministerium, dabei werden Angehörige der TU Wien instrumentalisiert", wird Besetzer Paul Guderian zitiert. Es finde eine Umwälzung der Probleme statt und der ohnehin große Leistungsdruck verstärke sich noch mehr.

Außerdem fordert "TU.besetzt" mehr kritische und zukunftsorientierte Lehre. Gesellschaftlich relevanten Themen wie Queer-Feminismus, Klimakrise sowie Ethik seien zu wenig bis gar nicht in den Studienplänen vertreten. Prüfungen im Audimax wollen die Besetzer nicht blockieren - man wolle die Studierbarkeit möglichst wenig einschränken.

An der Uni Innsbruck war die Besetzung noch weiter im Gange. Am Mittwoch sei ein weiteres Treffen geplant, man gehe aber davon aus, dass sie Ende der Woche ein Ende finden werde, sagte Uni-Sprecher Uwe Steger der APA. Immerhin gehe dann auch die vorlesungsfreie Zeit los. Bei den Aktivistinnen und Aktivisten handle es sich weiterhin um eine "überschaubare Gruppe" von rund 20 Menschen - wobei viele den Hörsaal auch zum Lernen und Arbeiten benützen würden. Die Universität zeigte sich bemüht, mit den Studierenden das Einverständnis zu suchen, aber viele Forderungen seien nicht umsetzbar. So stoße man etwa bei den Lehrplänen an den Grundsatz der Freiheit von Lehre und Forschung, nannte Steger ein Beispiel. Vieles liege auch nicht im der Macht der Universität. Allerdings würde die Klimakrise ohnehin an der Universität zunehmend breit behandelt.

Am Montag haben die Studierenden jener acht Universitäten, an denen bisher Besetzungen stattgefunden haben, laut Aussendung in einem gemeinsamen Brief das Bildungsministerium aufgefordert, seine Verantwortung bei der Bewältigung der herrschenden Krisen ernst- und wahrzunehmen. Der Protest an den Unis soll zudem so lange weitergehen, "bis alle Forderungen erfüllt sind und bis von Politik und Universitäten Maßnahmen für eine klimagerechte, soziale und bildungsgerechte Zukunft umgesetzt wurden". Schon Anfang 2023 soll es eine weitere weltweite Besetzungswelle von End Fossil geben.

(S E R V I C E: https://erdebrennt.at/ )

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