Dabei soll über die möglichst rasche Einführung von Lkw-Abbiegeassistenten beraten werden. Ebenso sollen Ergebnisse aus einem Pilotprojekt, das seit 2017 durchgeführt wird, vorgestellt werden. 20 Fahrzeuge wurden hierfür mit einem "Toter-Winkel-Assistenzsystem" ausgerüstet. "Die EU plant die verpflichtende Ausrüstung neuer Lkw mit diesem Assistenz-System erst im Jahr 2024. Ich möchte gemeinsam mit den Experten, Interessensvertretungen, Technikern und Politikern hier den Status quo diskutieren und zu konkreten Lösungen kommen, um Österreich als Vorreiter-Land zu positionieren. Die technische Machbarkeit der Nachrüstung von Lkw mit Abbiege-Assistent ist vorhanden, jetzt geht es um die Umsetzung auf politischer Ebene", kündigte Hofer an.
Auch Stakeholder wie die Wirtschaftskammer, Autofahrerklubs, Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sowie die Verkehrssprecher der Nationalratsklubs und die Verkehrsstadträte aller Landeshauptstädte sind zum Gipfel geladen. Der ÖAMTC begrüßte den Sicherheitsgipfel in einer Aussendung. Auch gab der Mobilitätsclub bekannt, die von Eltern gestartete Petition "Leben retten im toten Winkel" zu unterstützen. Diese fordert eine verpflichtende Lkw-Nachrüstung mit elektronischen Systemen, die den toten Winkel möglichst eliminieren sollen. Mit Stand Montagnachmittag haben bereits mehr als 35.000 Personen die Petition unterzeichnet.
Noch am Montag wird ein erster Abbiegeassistent in ein Testfahrzeug der Stadt Wien eingebaut. "Wird der Blinker betätigt, wird eine Kamera aktiviert. Befindet sich etwas in diesem Blickfeld, ertönt ein Signal", erklärte Sima. Nach wenigen Tagen der Austestung soll dann feststehen, ob der flächendeckende Einbau den gewünschten Nutzen bringt. Ist das der Fall, werde der Einbau ab Beginn der kommenden Woche schnell umgesetzt, versprach Sima. "Das ist bis Mitte der Woche abgeschlossen", kündigte die Ressortchefin an. Dabei geht es unter anderem um rund 300 Müllfahrzeuge der MA 48. 3.000 Euro kostet das System pro Fahrzeug, bei Neuanschaffungen soll der Abbiegeassistent bereits mitgeliefert werden.
Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) forderte in dem Zusammenhang Verkehrsminister Hofer einmal mehr auf, den rechtlichen Rahmen für eine österreichweite Lösung zu schaffen. Außerdem seien auch Bundeseinrichtungen aufgefordert zu handeln, sah die Stadträtin etwa Asfinag, ÖBB, Bundesheer oder Polizei in der Pflicht. Sima wiederum sieht Hofers Pilotprojekt "Rechtsabbiegen bei Rot" kritisch. Hier würden grüne Fußgängerphasen mit dem Abbiegeverkehr verschränkt. Das sei "kontraproduktiv". "Wir in Wien versuchen das gerade etwas zu entzerren", so die Stadträtin.
Begrüßt werden die Pläne der Stadt Wien von der Wirtschaftskammer Wien. "Der Bund muss sich schnellstmöglich ein Vorbild nehmen und hier nachziehen", forderte Davor Sertic, Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Wien. Auch Volksanwalt Peter Fichtenbauer sprach sich am Montag in einer Aussendung für den zwingenden Einbau von Abbiegeassistenten für Lkw ein. "Ich bitte daher das Parlament, möglichst rasch eine entsprechende Regelung auf den Weg zu bringen", hieß es.
Der ehemalige Verkehrsminister und nunmehrige stellvertretende SPÖ-Klubchef Jörg Leichtfried will noch am Montag allen Klubobleuten einen Entschließungsantrag zukommen lassen, in dem der Verkehrsminister aufgefordert wird, "eine Novelle des Kraftfahrgesetzes 1967 vorzulegen, wonach Lastkraftwagen mit geeigneten Abbiegeassistenten verpflichtend auszurüsten sind und sowohl für die entsprechende Nachrüstung als auch für die Voraussetzung zur Zulassung in Österreich eine kurze Übergangsfrist vorzusehen ist". Auch Leichtfried sprach sich zudem gegen "Rechtsabbiegen bei Rot" aus.
Die Debatte um Abbiegeassistenten für Lkw war nach einem tödlichen Unfall in Wien aufgekommen. Ein neunjähriger Bub war Ende Jänner am Schulweg auf einem Schutzweg von einem abbiegenden Lastwagen niedergefahren und getötet worden. Die daraufhin gestartete Petition von Eltern für eine verpflichtende Lkw-Nachrüstung mit elektronischen Systemen, die den toten Winkel möglichst eliminieren sollen, hatte mit Stand Montag bereits mehr als 35.000 Unterstützer.