Tägliche Infektionsrate wieder gestiegen
Der Trend der SARS-CoV-2 Zuwachsraten in Österreich hat nach einer Abflachung am Sonntag am Montag wieder zugenommen. Die bestätigten Infektionen innerhalb eines Tages (Stand 22 Uhr) um 20,96 Prozent auf mehr als 4400, wie aus den Zahlen des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Am Vortag betrug der prozentuelle Zuwachs nur 15,28 Prozent.
23.429 Personen wurden bisher in Österreich getestet. 23 Todesfälle sind vom Gesundheitsministerium bisher offiziell bestätigt, elf davon waren in Wien zu beklagen. Neun Personen sind bislang genesen. Die meisten positiven Testergebnisse gibt es aktuell mit 1065 in Tirol und Oberösterreich mit 764. Es folgen Niederösterreich mit 609, Steiermark (503), Wien (557), Salzburg (404), Vorarlberg (352), Kärnten (135) und das Burgenland (85).
Die Landesbehörden in Tirol meldeten Montagvormittag bereits mehr als 1000 Infizierte. Der Grund, dass die von den einzelnen Bundesländern vermeldeten Zahlen teilweise von jenen des Gesundheitsministeriums abweichen, ergibt sich aus unterschiedlicher Registrierungsform. Während Tirol beispielsweise alle Fälle registriert (also auch andere Staatsbürger miteinbezieht, die in Tirol positiv getestet wurden), zählt das Gesundheitsministerium laut WHO-Richtlinie nur Personen, die auch in Tirol gemeldet sind.
Anzahl der Infizierten in Österreich, Stand 23.03.2020 15 Uhr:

Erste Todesopfer aus Tirol bestätigt
In Tirol gibt es die beiden ersten Coronavirus-Todesfälle. Dies teilte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Montag bei einer Videopressekonferenz mit. In beiden Fällen habe es sich um Hochrisikopatienten mit Vorerkrankungen gehandelt. Ein 78-jähriger Mann ist bereits am vergangenen Donnerstag unerwartet in seiner Wohnung in St. Anton am Arlberg verstorben. Im Zuge von Erhebungen wurde festgestellt, dass der Patient positive Corona-Fälle in seinem Umfeld hatte, weshalb eine nachträgliche Testung durchgeführt wurde. Das positive Ergebnis lag schließlich Sonntagabend vor. "Eine Mitursache am plötzlichen Ableben des schwer herzkranken Mannes durch das Coronavirus kann letztlich nicht ausgeschlossen werden", erklärte Amtsarzt Karl Eckhart. Ein "ursächlicher Zusammenhang" sei aber nicht feststellbar.
Zudem ist eine 86-jährige Frau mit Vorerkrankungen in der Nacht auf Montag in der Innsbrucker Klinik verstorben. Sie wurde zuvor von der Intensivstation in St. Johann in Tirol in die Landeshauptstadt überstellt.
Indes hat das Land Tirol wegen des Ischgler Coronafalls die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Der Grund: Schon Ende Februar soll eine Mitarbeiterin eines Betriebes am Coronavirus erkrankt und nach Hause geschickt worden sein. Dies wurde jedoch nicht an die Gesundheitsbehörde gemeldet. Ob es sich bei dem Fall tatsächlich um einen positiven Coronafall handelt - dafür wäre eine Testung notwendig - oder um einen Verdachtsfall, war zunächst unklar. Auch vonseiten der Bezirkshauptmannschaft Landeck werde nach dem Epidemiegesetz ermittelt, hieß es. Es stehe der Vorwurf im Raum, dass eine meldepflichtige Erkrankung oder deren begründeter Verdacht nicht an die Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet worden sei.
Immer mehr Polizisten stecken sich an - fast 3.700 Anzeigen
Bisher wurden österreichweit 39 Polizeibeamte positiv auf Covid-19 getestet. Das teilet der Sprecher des Innenministeriums Gerad Hesztera am Montag mit. Mehr als ein Drittel davon komme aus Niederösterreich (16). "Der Großteil davon hat sich wahrscheinlich privat angesteckt", verlautbarte Hesztera. Unter anderem gebe es Beamte, die vor zwei Wochen in Ischgl auf Urlaub gewesen seien. Auch beim Bundesheer stieg die Anzahl der Fälle: 19 Personen sind offiziell mit dem Coronavirus infiziert, elf davon in Oberösterreich.
Bereits 3.679 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Corona-Maßnahmengesetz sind bisher gemeldet worden, wie das Innenministerium am Montag mitteilte. Die meisten erfolgten mit 1.350 in der Bundeshauptstadt, gefolgt von den am stärksten von Infektionen betroffenen Bundesländern Tirol (573 Anzeigen) und Oberösterreich (504 Anzeigen). 95 Prozent der Bevölkerung würden sich an die geltenden Beschränkungen halten, teilten die Behörden mit.
Anschober: Flächendeckende Testung "nicht umsetzbar"
Die SPÖ-Chefin und Ärztin Pamela Rendi-Wagner forderte flächendeckende Tests sowie die zentrale Koordination der Verteilung von Schutzausrüstung. Der grüne Gesundheitsminister Rudolf Anschober erteilte dieser Forderung am Montag jedoch eine Absage: "Eine flächendeckende Testung wird von unserem Fachbeirat als nicht sinnvoll bewertet und ist auch aufgrund der Ressourcen nicht umsetzbar." Auch die Wiener Virologin Monika Redlberger-Fritz sagte am Sonntagabend in der ORF2-Sendung "Im Zentrum": "Die Kapazitäten sind nicht da, um ganz Österreich durchzutesten." Die Anzahl der Testungen stiegen jedoch täglich, sagte Anschober. Derzeit seien 2.000 bis 4.000 Tests pro Tag möglich.
130 Tonnen Schutzausrüstung aus China
Mediziner meldeten sich dieser Tage zu Wort und beklagten einen Mangel an Schutzmasken und sonstiger Schutzausrüstung. Der Gesundheitsminister betonte, man sei mit allen Mitteln dahinter. Montagnachmittag landeten in Wien-Schwechat zwei AUA-Maschinen aus China, die 130 Tonnen Schutzausrüstung an Bord hatten. Das Material soll am Dienstag von einem zivilen Frächter in Begleitung von Polizei und Militärpolizei nach Tirol und in weiterer Folge zur Grenze nach Südtirol gebracht werden, wo es den italienischen Behörden übergeben wird. Bundespräsident Alexander Van der Bellen bedankte sich besonders bei dem chinesischen Botschafter für die "gemeinsame Aktion". "Nur gemeinsam können wir diese Krise überwinden", twitterte Van der Bellen am Montag.
Kapazitäten in den Spitälern:
In den Bundesländern wurden zusätzliche Betten für die Betreuung von Covid-19-Patienten geschaffen.
Leitfaden als Empfehlung für Gemeinde-Quarantänen
Im Bemühen um ein bundeseinheitliches Vorgehen hat das Gesundheitsministerium nun einen Leitfaden herausgegeben, wie die Länder mit der Verhängung von Quarantäne über Gemeinden wegen des Coronavirus agieren sollen.
Als Schwellenwert werden 36 Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche genannt. Gleichzeitig wird aber festgehalten, dass die Fallzahlen alleine "kein ausreichendes Kriterium" für Quarantänemaßnahmen seien. Weiters wird angeregt zu prüfen, ob innerhalb der vergangenen fünf Tage mehrere Krankheitsfälle mit unklarem Ursprung aufgefallen sind bzw. ob bei Erkrankungen andernorts die Infektion auf die jeweilige Region zurückzuführen sind.
Weiteres Entscheidungskriterium soll sein, ob das Gebiet aus topografischen bzw. geografischen Gesichtspunkten überhaupt geeignet ist, um die Kontrolle der Umsetzung der Maßnahmen zu gewährleisten. Einrechnen sollte man auch die nötigen Personalressourcen, um die Quarantäne durchsetzen zu können.
Dazu soll einbezogen werden, ob im Gebiet ohnehin schon Maßnahmen gegen Corona wie Verkehrsbeschränkungen gesetzt wurden. Auch soll geprüft werden, ob durch eine weitere Verschärfung überhaupt die Ausbreitung des Virus verhindert werden kann.
Während das gesamte Bundesland Tirol isoliert wurde, wurden in Salzburg Wintersportregionen wie das Gasteinertal unter Quarantäne gestellt. In Kärnten ist es nur die Kleingemeinde Heiligenblut, in Vorarlberg die Arlbergregion sowie die Gemeinde Nenzing - jedoch bei dieser nur Teile der rund 6.000 Einwohner starken Marktgemeinde. Andere Bundesländer wie die Steiermark, Niederösterreich und das stark betroffene Oberösterreich haben bisher auf Isolation einzelner Gemeinden verzichtet.
EU will sich bei Rückholaktionen besser abstimmen
Am Montag beraten die EU-Außenminister über die Rückholaktionen für Hunderttausende EU-Bürger, die aktuell im Ausland festsitzen. Die Staaten der sollen sich künftig besser abstimmen, mahnte etwa der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD). Österreichs Minister Alexander Schallenberg von der ÖVP nimmt an der Videokonferenz teil. 4.000 Österreicherinnen und Österreicher seien bislang zurückgeholt werden. Am Dienstag werden Flugzeuge aus Washington, Mexiko, Kuba und der Dominikanischen Republik in Wien-Schwechat erwartet. Schallenberg gab am Sonntag in einer Pressekonferenz bekannt, dass es die Rückholaktionen nicht unbegrenzt geben werde. Er rief daher sämtliche Bürgerinnen und Bürger, die sich aktuell noch im Ausland aufhalten, zur Heimkehr auf.
