Dass es nicht zu einem derartigen Ansturm wie 2010 kam, als ebendort Kampuschs erste Autobiografie "3096 Tage" vorgestellt wurde, lag auch an der dezenten Ankündigungspolitik.
So reichte die Buchhandlung in der Landstraße als Kulisse der rund 45-minütigen Veranstaltung, bei der Inhalte des Buchs großteils in Interviewform durchgegangen wurden. Dies geschah vor nicht einmal 100 Personen, statt rund 800 Personen im Jahr 2010.
"Ich finde, sie ist eine sehr interessante Frau, hat sehr viel mit gemacht, und hat sehr viel Charakter", schilderte eine ältere Dame die Gründe für ihr Kommen.
Fast gespannte Ruhe herrschte dann kurz vor dem Moment als Kampusch gegen 19.00 Uhr ihren Platz auf dem Podium einnahm. Sandra Bartl vom TV-Sender Puls4 stellte die Fragen.
"Danke, es geht mir heute sehr gut", lautete die erste Antwort einer entspannt wirkenden Natascha Kampusch. Die erste Frage zum Buch selbst thematisierte die darin vorhandenen Rückblicke auf die Zeit der Gefangenschaft. Für Kampusch war dieser Aspekt aber auch für ihr Leben nach ihrer Selbstbefreiung deshalb wichtig, "weil in den Medien immer wieder Gerüchte kursierten." Nicht alle Fragen waren für die 28-Jährige im Verlaufe des Gesprächs so einfach zu beantworten. Etwa die, ab welchem Zeitpunkt sie sich sicher gefühlt habe: "Von Tag zu Tag ist das anders", lautete hier ihre nachvollziehbare Replik.
"Gewidmet all jenen tapferen Frauen, die um ihre Unabhängigkeit kämpfen, in der Hoffnung auf ein freies, selbstbestimmtes Leben", heißt es im Prolog von "Natascha Kampusch: 10 Jahre Freiheit".
Und wie Kampusch bei der Präsentation unterstrich, will sie mit diesem auch erneut Frauen in schwierigen Situationen den Mut geben, etwas an ihrer Situation zu ändern. "Zuschriften bekam ich bereits nach dem ersten Buch", erinnerte sie sich. Diese handelten davon, dass ihr Frauen schrieben, dass ihnen das Tun der 28-Jährigen geholfen habe, auch ihr Dasein zu ändern.
"Ich muss wohl einen Nerv in diesen Menschen treffen", vermutete Kampusch dann bei der Frage, warum ihr auch manche Mitmenschen auf feindselige Weise begegnen. Und sie resümierte, dass die Momente, wo sie denke, selbst den Alltag nicht zu bewältigen, weniger geworden seien. "Ich möchte in zehn Jahren sagen können, dass ich ein glückliches und zufriedenes Leben führe", wünschte sie sich dann abschließend für die kommende Dekade.
Die Präsentation endete mit einer kurzen Lesung aus dem zweiten Buch und anschließender Signierstunde. Kampusch wählte das erste Kapitel über die ersten Momente in Freiheit und schloss mit dem Satz: "Oben im Haus, wenn ich für ihn arbeiten musste, fühlte ich mich ungeschützter, seiner Willkür und Launenhaftigkeit viel unmittelbarer ausgesetzt." Dann der Gang zum Verkaufspult, eine Umarmung mit ihrer Mutter auf dem Weg dorthin und mit den abschließenden Autogrammen endete Kampuschs Abend mit der Öffentlichkeit.