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Österreicher sehen Corona-Virus immer gelassener

Trotz hoher Infektionszahlen ist die Sorge der Menschen in Österreich vor einer Infektion mit dem Coronavirus in der Omikron-Welle gesunken. Und gleichzeitig sinkt auch die Bereitschaft, zur Bekämpfung der Pandemie Einschränkungen hinzunehmen. Das zeigt die aktuelle Runde des vom Gallup-Institut durchgeführten "Corona-Stimmungsbarometers". Darin gab fast die Hälfte der Befragten an, die vom Coronavirus ausgehende Gefahr für übertrieben zu halten.

'Gallup'-Umfrage zeigt sinkende Bereitschaft, Einschränkungen in Kauf zu nehmen
'Gallup'-Umfrage zeigt sinkende Bereitschaft, Einschränkungen in Kauf zu nehmen

Das Gallup-Institut hat noch vor dem ersten Lockdown im März 2020 damit begonnen, ein regelmäßiges Stimmungsbild der Bevölkerung über die Coronakrise zu erheben. Damals zeigte sich der Großteil der Menschen in Österreich noch recht gelassen: 53 Prozent stimmten der Aussage zu, "dass die Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht, übertrieben wird". Schon Ende März/Anfang April - mit dem Höhepunkt der ersten Coronawelle - schrumpfte dieser Wert aber auf nur noch 20 Prozent zusammen. Umgekehrt bekundeten damals bis zu drei Viertel der Menschen, Angst vor Ansteckung für sich selbst oder ein Familienmitglied zu haben. Und bis zu 95 Prozent erklärten sich damals bereit, einige Freiheitsrechte vorübergehend aufgeben zu wollen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Seither ist sowohl die Angst vor Infektion als auch die Bereitschaft zu Einschränkungen deutlich gesunken. Bei der jüngsten Befragungswelle im Februar gaben schon 45 Prozent an, dass sie die Gefahr für übertrieben halten. Umgekehrt bekundeten 46 Prozent Angst vor Ansteckung. Erstmals seit fast zwei Jahren hielten sich beide Gruppen damit in etwa die Waage. Bis dahin hatte die Angst vor Infektion stets überwogen.

Andrea Fronaschütz vom Gallup Institut führt die Entwicklung gegenüber der APA auf eine Kombination aus den zwar hohen Infektionszahlen, der gleichzeitig aber als nicht dramatisch kommunizierten Situation in den Krankenhäusern zurück. Auffällig ist für sie, wie schnell das zu Beginn der Pandemie hohe Grundvertrauen in die Politik wieder verspielt wurde: Während Ende März 2020 über 90 Prozent der Menschen in Österreich dem Pandemiemanagement der Regierung vertrauten, waren es im November 2021 nur noch 23 Prozent. Zuletzt ist das Vertrauen wieder gestiegen. Im Februar gaben 37 Prozent an, "dass die österreichische Regierung mit dem Coronavirus richtig umgeht". Im vorigen Oktober waren es immerhin noch 42 Prozent.

Die Bereitschaft, zur Eindämmung der Pandemie vorübergehend auf Freiheitsrechte zu verzichten, ist aber auf einem Tiefststand. Nur noch 67 Prozent wollen dafür Einschränkungen in Kauf nehmen. Zum Vergleich: Im März 2020 waren es fast 95 Prozent. Dass immerhin noch zwei Drittel der Befragten zu Einschränkungen bereit sind, führt Fronaschütz auf die "Lernkurve" im Verlauf der Pandemie zurück: "Wir haben gelernt, dass bestimmte Maßnahmen Wirkung zeigen - etwa Maske tragen und Abstand halten."

KOMMENTARE (1)

Klaus Duschek

Die Darstellung von SARS-COV2 als jeden und alles gleichermaßen bedrohende Infektion war von Anfang an nicht gerechtfertigt und hätte von Anfang an eine wissenschaftlich sauber differenzierte Sicht erfordert. Mittlerweile liegen unzählige Studien von Universitäten und Forschungseinrichtungen vor (wen es interessiert, kann ich gerne alle Links von „Lancet“, „Springer“ etc. zukommen lassen), die von der grundsätzlichen Aussage alle gleich liegen und sich maximal in wenigen Prozentpunkten des Risikos unterscheiden. Danach sind primär folgende Vorerkrankungen Hauptrisikofaktor für schwere/tödliche Verläufe bei einer Infektion mit SARS-COV2 (egal welche Mutation): 1) Adipositas (ab BMI 30 deutlich steigend, ab BMI 35 bedrohlich steigend) - also Fettleibigkeit 2) Diabetes Typ 2 - oft mit obiger Adipositas verbunden 3) Mit Punkt 1 und 2 leider oft einhergehende Coronar-Erkrankungen - also durch Ablagerungen bedingte Herzerkrankungen 4) Mit deutlicher Adipositas oft einhergehende Einschränkungen der Lungenfunktion – schlicht weil das massiv überschüssige viszerale Fettgewebe das Zwerchfell und damit die Lunge bedrängt; von der mit Adipositas/Typ-2-Diabetes einhergehenden Erhöhung der Entzündungswerte ganz zu schweigen. Diese "unheilige" „Vierer-Allianz“ an viel zu oft selbst - also Lebenstil - verursachten Vorschädigungen des Körpers ermöglichte es SARS-COV2 erst, zu einer für diese Personengruppe gefährliche Erkrankung zu werden. Keine Frage, dass es daneben einige andere (unverschuldete) Erkrankungen gibt, bei denen SARS-COV2 ebenfalls zum Risiko wird, aber das ist im Verhältnis eine kleine Gruppe (zur Veranschaulichung möchte ich eine Studie von Frau Univ. Prof. Dr. Kaser von der Uniklinik Innsbruck vom Herbst 2020 zitieren - von den dabei untersuchten 47 Intensivpatient*innen der ersten Phase (März/April 2020) waren 43 schwer übergewichtig bzw. und/oder Typ-2-Diabetiker; das sind 90 % der Fälle). Und entsprechend dieses sehr früh klar werdenden Gefährdungsbilds hätte man wesentlich differenzierter reagieren können und müssen. Wenig überraschend, dass sowohl diese schön langsam durchsickernde Erkenntnis zusammen mit der vielfach gemachten (eigenen) Erfahrung symptomfreier/armer Verläufe (vulgo "Schnupfen" oder "leichter grippaler Infekt") dazu beitragen, dass sich (Gottlob) Entspannung breit macht und die Menschen ihr Leben zu Recht zurückfordern.
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