Das Urteil gegen einen Tiroler Landwirt nach einer tödlichen Kuhattacke auf eine deutsche Touristin hat die Regierung auf den Plan gerufen. Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) präsentierte am Dienstag einen Aktionsplan für die Sicherheit auf heimischen Almen. Dieser basiert auf zehn Verhaltensregeln sowie auf jeder Menge Eigenverantwortung. Letztere ist sogar explizit in einer Erweiterung des Tierhalterhaftungsgesetzes erwähnt. Der Zusatztext befindet sich derzeit in Begutachtung.
Im Sommer 2014 war eine Frau im Pinnistal von einer Kuh zu Tode getrampelt worden. Nachdem im Februar 2019 der Almbetreiber zur Zahlung von 490.000 Euro verurteilt wurde, gingen die Wogen hoch.
Der oberösterreichische Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) lässt derzeit vom Verfassungsdienst des Landes prüfen, ob es möglich ist, Hundeverbote auf einzelnen Almen zu erwirken. "Wir erwarten uns ein Ergebnis für Mitte Juni." Sollten Verbote punktuell erlaubt sein, werde man über "Einschränkungen bei Bedarf" nachdenken, sagte Hiegelsberger.
"Kühe sind grundsätzlich keine gefährlichen Tiere, aber Almen sind kein Streichelzoo", betonte die Umweltministerin mit Verweis auf die zehn neuen Verhaltensregeln für Almbesucher. Zudem sollen sich Landwirte an touristisch stark frequentierten Stellen überlegen, ob zur Sicherheit eine Einzäunung erforderlich sein könnte. Nach Vorfällen wird empfohlen, Wanderwege umzuleiten. Und an markanten Stellen sollen Hinweistafeln aufgestellt werden, die an die Eigenverantwortung der Wanderer appellieren und erklären, dass das Mitführen von Hunden gefährlich ist.
"Das ist sehr wichtig. Der Urlaubsgast wird im Ernstfall nicht mehr sagen können: Ich hab's nicht gewusst", bekräftigte Alpenvereinspräsident Andreas Ermacora, der sich gegen ein generelles Hundeverbot aussprach, weil das für den Tourismus "fatal" wäre. Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer, gab zu bedenken, dass es "eine hundertprozentige Sicherheit im freien Gelände nie geben wird". Martha Schultz, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich, verwies auf viele internationale Gäste. Die Verhaltensregeln werden deswegen auch in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen.