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Steirischer Arzt soll seine Kinder gequält haben

Zweite Auflage des Prozesses gegen den angeklagten Arzt
Zweite Auflage des Prozesses gegen den angeklagten Arzt

Im Grazer Straflandesgericht begann am Dienstag die zweite Auflage des Prozesses gegen jenen praktischen Arzt aus der Steiermark, der jahrelang seine vier Kinder massiv gedemütigt haben soll. Er habe ihnen mit Selbstmord gedroht und sie psychisch unter Druck gesetzt, so lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Weiters soll der - inzwischen mit Berufsverbot belegte - Arzt den Kindern immer wieder Medikamente verabreicht haben, bis zwei Töchter süchtig wurden.

Alle vier Kinder waren in Psychotherapie. Sie seien noch nicht gänzlich geheilt, sagte Staatsanwalt Christian Kroschl. "Wir stehen wieder ganz am Anfang eines Falles, der drei Kriminalromane füllen könnte", so begann der Ankläger seinen Vortrag. Der Angeklagte wies die Vorwürfe neuerlich zurück. Er bestätigte auch Selbstmorddrohungen innerhalb der Familie und zahlreiche Selbstverletzungen durch Nadelstiche oder mit dem Skalpell. Die Verteidigerin betonte, das sei nicht als Geständnis zu verstehen. Der Arzt sagte, er sei überarbeitet gewesen und habe Angst vor einer Scheidung gehabt. Die Selbstverletzungen seien "wie ein Ventil gewesen".

Im ersten Verfahren hatte der Mediziner erklärt, die Vorwürfe stammten von seiner eifersüchtigen Ex-Frau, die auch Ärztin ist. Nachdem der Mann freigesprochen worden war, zeigten seine Kinder 2017 den Richter wegen einseitiger Prozessführung an. Das Oberlandesgericht ordnete nach Berufung der Staatsanwaltschaft im Vorjahr einen neuen Prozess an, weil "Beweisergebnisse nicht ausreichend erörtert" worden waren.