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Die Opfer von Missbrauch leiden ein Leben lang

Die katholische Kirche will die Vertuschung beenden. Von konkreten Maßnahmen hören die Opfer nichts. Häufig gelingt es ihnen auch im erwachsenen Leben nicht, ein normales Sexualverhalten und Selbstwertgefühl zu entwickeln.

Symbolbild
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Papst Franziskus hat erneut ein hartes Durchgreifen der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch und ein Ende der Vertuschung versprochen. Kein Missbrauch dürfe jemals vertuscht oder unterbewertet werden, so wie es in der Vergangenheit üblich gewesen sei, sagte er am Sonntag.

Missbrauchte Kinder fühlen sich ausgeliefert und hilflos

Die psychischen Folgen von sexuellem Missbrauch sind gravierend und haben Auswirkungen, die das Opfer ein Leben lang verfolgen. Die Tatsache, dass der Missbraucher den sexuellen Charakter der Handlungen meist vollständig verleugnet, es also abstreitet, dass überhaupt sexuelle Handlungen stattfinden, nimmt dem Kind die Möglichkeit, die emotional intensiven und verwirrenden Geschehnisse zu begreifen und sinnvoll einzuordnen. Darüber hinaus wird es in der Regel gezwungen, alles geheim zu halten. Es kann mit niemandem über die Geschehnisse sprechen, fühlt sich hilflos, allein und dem Missbraucher schutzlos ausgeliefert. Sexueller Missbrauch setzt das Kind also traumatischen Erfahrungen aus, durch die seine sexuellen Gefühle und Vorstellungen in einer Weise beeinflusst werden, die seinem Entwicklungsstand nicht entsprechen, Zudem wird das Kind zutiefst erschüttert, denn es hat diesem Menschen meist vorbehaltlos vertraut. Die Situation wird dann noch verschärft, wenn es jemandem erzählen mochte, was passiert ist, und ihm dann niemand glaubt oder das Erzählte herunterspielt.

Kinder fühlen sich mitschuldig

Zu Beginn des Missbrauch ist das Kind meist verwirrt, meint, sich geirrt zu haben und dass das nicht wieder vorkommt. Das Kind fühlt sich mitschuldig, eine Empfindung, die vom Täter oft nach besten Kräften geschürt wird. Ein Grund, warum Missbrauchsopfer oft eine Mitschuld bei sich selbst suchen, liegt auch daran, dass ein völliger Kontrollverlust über eine solche Situation für die menschliche Psyche in manchen Fällen kaum oder nur sehr schwer zu verkraften ist. Deshalb reden sich Opfer manchmal selbst ein, dass es doch teilweise auch der eigene Wille gewesen ist. Besonders Kinder kommen mit einer klaren Schuldzuschreibung an die Täter nicht klar, denn für sie haben Eltern oder andere Erwachsene immer recht, egal was sie tun.

Wer aufmerksam ist, bemerkt die Anzeichen

Eine britische Studie zeigte, dass sich bei zwei Drittel der Kinder mit Verdacht auf sexuellen Missbrauch keine körperlichen Verletzungen erheben lassen. Doch es gibt Anzeichen wie etwa verbale Signale: Ein Kind erzählt oder macht Andeutungen gegenüber einer Person, zu der es großes Vertrauen hat. Oft sind diese Andeutungen zaghaft, da das Kind sich selbst nicht sicher ist, was da mit ihm passiert ist. Sollte das Kind bei den Versuchen, sich Gehör für das Problem zu schaffen, scheitern, wird es Signale setzen, die auf den Missbrauch aufmerksam machen sollen. Solche Signale sind Verhaltensänderungen und Verhaltensweisen, die den Menschen in der Umgebung meistens auch auffallen.

Sollte das Kind bei den Versuchen, sich Gehör für das Problem zu schaffen, scheitern, wird es Signale setzen, die auf den Missbrauch aufmerksam machen sollen. Solche Signale sind Verhaltensänderungen und Verhaltensweisen, die den Menschen in der Umgebung meistens auch auffallen. Dazu gehören Schwierigkeiten in der Schule, Bettnässen, Schlafstörungen, Essstörungen, den Körper nicht zeigen wollen.

Die Folgen dauern bis ins Erwachsenenleben an

Als langfristige Folgen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen treten im Erwachsenenalter häufig auf: Störungen der Sexualität und Partnerschaftsprobleme, Störungen in der Wahrnehmung eigener Gefühle, Gefühle der Wertlosigkeit, Scham, Schuld, Wut, Ablehnung des eigenen Körpers, selbstdestruktives Verhalten, Selbstmord(versuche), Störung der Sexualfunktionen, Emotionaler Rückzug und soziale Isolation, Misstrauen, Depression, Alkohol - und Drogenmissbrauch, Angstzustände, Albträume, Schlaf- und Essstörungen.