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Gesundheitliche Risikofaktoren wirken im Alter weniger stark

Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes spielen für Depressionen dann eine geringere Rolle.

Symbolbild

Wer raucht, an hohem Blutdruck, Übergewicht und Diabetes leidet, ist nicht nur einer höheren Gefahr ausgesetzt, einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder Demenz zu erleiden. Für ihn steigt auch das Risiko, von einer depressiven Verstimmung oder Depression betroffen zu sein.

Wissenschafter des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und der Universität Münster haben nun laut einer Mitteilung der Forschungsinstitute herausgefunden: Bei Menschen mit mehr als 65 Jahren sind diese Risikofaktoren im Zusammenhang mit Depressionen weniger entscheidend als bei Jüngeren. Bei risikobelasteten Personen können zwar die depressiven Verstimmungen im mittleren Alter besonders stark ausfallen, mit zunehmendem Alter aber wieder abnehmen. Die Wissenschafter haben diese Zusammenhänge mithilfe der Längsschnittstudie "English Longitudinal Study of Ageing" untersucht, an der in Großbritannien zwölf Jahre lang mehr als 18.000 Personen teilgenommen haben. "Die Risikofaktoren führen auch zu Veränderungen der Hirnstruktur", erklärt Maria Blöchl vom Leipziger Max-Planck-Institut und der Universität Münster. "Verändern sich dabei Regionen, die für die Emotionsregulation zuständig sind, verschlechtert sich vermutlich die Stimmung der Betroffenen und das kann zu Depressionen führen."

Dazu komme eine psychologische Komponente. Demnach führen diese Faktoren in der Regel zu körperlichen und psychischen Belastungen, die dann in eine depressive Verstimmung münden können. "Der Gesundheitsstatus ist dann allgemein oft nicht besonders gut, man nimmt mehr Medikamente. Das ist psychisch oft belastend", sagt sie. Warum der Einfluss der Risikofaktoren auf Depressionen im höheren Alter abnimmt, kann ebenfalls verschiedene Gründe haben. "Frühere Forschung hat gezeigt, dass ältere Menschen besser mit Stress umgehen können. Bestimmte Auswirkungen von Risikofaktoren wie Bluthochdruck auf die Stimmung sind dadurch womöglich gar nicht mehr so ausgeprägt", sagt Blöchl. Zudem könnten die Betroffenen mit vorhandenen Leiden besser umgehen. "Das kann zu einem anderen Umgang mit Krankheitssymptomen führen und depressive Verstimmungen verhindern." Ferner würden etwa Diabetes oder Bluthochdruck im höheren Alter meist intensiver behandelt als im mittleren Alter.

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