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Lieben-Preis der Akademie an Neurobiologin Tessmar-Raible

Der Ignaz L. Lieben Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geht heuer an die Neurobiologin Kristin Tessmar-Raible von der Universität Wien. Wie die ÖAW am Freitag mitteilte, erhält die Wissenschafterin die älteste und höchstdotierte Auszeichnung der Akademie für "ihre herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der molekularen Chronobiologie". Der Preis ist mit 36.000 Dollar (32.000 Euro) dotiert und wird am 9. März an der ÖAW in Wien verliehen.

Neurobiologin Kristin Tessmar-Raible von der Universität Wien.
Neurobiologin Kristin Tessmar-Raible von der Universität Wien.

Kristin Tessmar-Raible vom Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Wien, erforscht das molekulare und zelluläre Uhrwerk von Organismen und damit die Rhythmen des Lebens. Anhand von Modellorganismen wie den in Gezeitenzonen lebenden Zuckmücken (Clunio marinus) oder marinen Borstenwürmern (Platynereis dumerilii) geht sie der Frage nach, wie Sonnen- und Mondlicht, aber auch künstliche Lichtquellen Physiologie und Verhalten von Organismen beeinflussen.

Mit ihren Experimenten konnte sie bereits zahlreiche Erkenntnisse zu chronobiologischen Fragen erzielen. So hat sie mit Kollegen gezeigt, dass ein Molekül existiert, das zwischen Mond- und Sonnenlicht unterscheiden und Mondphasen erkennen kann.

Kristin Tessmar-Raible, geboren 1977 in Görlitz (Deutschland), studierte Biologie an der Universität Heidelberg. Sie promovierte 2004 an der Universität Marburg und ging dann ans European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg. 2008 wechselte sie an das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Wien und übernahm die Leitung einer Forschungsgruppe der gemeinsam von Uni Wien und Medizin-Uni Wien betriebenen Max Perutz Labs. Seit 2017 ist sie Professorin für Chronobiologie an der Uni Wien. Tessmar-Raible hat bereits zahlreiche hochdotierte Förderpreise erhalten, darunter 2008 einen START-Preis des Wissenschaftsfonds FWF sowie vom Europäischen Forschungsrat (ERC) einen Starting- (2013) und einen Consolidator-Grant (2018).

Der nach dem Gründer des Bankhauses Lieben benannte Ignaz L. Lieben-Preis wurde ursprünglich 1863 gestiftet. Seine Vergabe wurde 1938 wegen Verfolgung der Stifterfamilie durch die Nationalsozialisten eingestellt. Durch finanzielle Unterstützung des US-amerikanischen Stifter-Ehepaares Isabel und Alfred Bader konnte der Lieben-Preis reaktiviert und 2004 erstmals neu ausgeschrieben werden.

Für die traditionell gemeinsam mit dem Lieben-Preis vergebenen Bader-Preise für Kunstgeschichte bzw. für die Geschichte der Naturwissenschaften gab es laut ÖAW keine Einreichungen. Die Akademie führt dies auf die geringe Forschungstätigkeit in Österreich in den beiden Bereichen zurück und wird die beiden Preise in Abstimmung mit der Stiftung künftig jährlich abwechselnd ausschreiben, hieß es auf Anfrage der APA.

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