SN.AT / Panorama / Wissen

Neue Behandlungsmethode bei therapieresistente Metastasen

Lebermetastasen, die von Darmkrebs herrühren, sind besonders widerstandsfähig gegen die sonst sehr wirksame Immun-Checkpoint-Therapie (ICB). Genfer Forscher haben nun eine unterstützende Methode entwickelt, welche diese Resistenz überwinden: Sie regen das Wachstum von dendritischen Zellen an, die das Immunsystem aktivieren.

Labormäuse waren es, welche die Wissenschafter der Universität Genf (UNIGE) und des Massachusetts General Hospital (MGH) auf die richtige Spur brachten: Wurden Darmkrebszelllinien den Mäusen unter die Haut gespritzt, sprachen die entstandenen subkutanen Tumore gut auf die ICB-Therapie an. Entwickelte sich der Krebs bei den Mäusen dagegen im Dickdarm und metastasierte in die Leber, zeigten die dortigen Krebszellen eine starke Resistenz gegen die ICB-Therapie.

Die Forscher verglichen nun die subkutanen Darmkrebs-Tumore mit den Lebermetastasen. Es zeigten sich Unterschiede in der Zusammensetzung der Immunzellen. Am auffälligsten war das Fehlen von dendritischen Zellen in Lebermetastasen, "also von Zellen des Immunsystems, die für die Aktivierung von zytotoxischen T-Lymphozyten notwendig sind", sagt der gebürtige Lausanner Mikaël Pittet, Direktor des CSB Cancer Immunology Program am MGH.

Der Mangel an dendritischen Zellen könnte also die Unwirksamkeit dieser Therapie erklären. "Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, wie das Umfeld, in dem sich die Krebszellen entwickeln, die Wirksamkeit der Immuntherapie beeinflussen kann und warum dies berücksichtigt werden muss, um wirksame Behandlungen zu finden", erklärt Pittet.

Die Lösung des Problems liegt also in der Erhöhung der Zahl der dendritischen Zellen in Lebermetastasen von Darmkrebs. Die Wissenschafter verabreichten den Mäusen zu diesem Zweck einen Wachstumsfaktor (Flt3L), der die Produktion von dendritischen Zellen fördert. Die zusätzliche Behandlung mit Flt3L führte laut Aussendung der UNIGE vom Freitag zu einer deutlichen Verbesserung der Wirksamkeit von ICB-Immuntherapien. In klinischen Studien am Menschen soll nun das ermutigende Resultat bestätigt werden.

Die ICB-Therapie hat die Krebsbehandlung in den vergangenen Jahren revolutioniert. Mehr als die Hälfte aller Fälle von metastasiertem Melanom kann heute damit geheilt werden. Allerdings variiert die Wirksamkeit stark: Alle Krebsarten zusammengenommen, wirkt die Therapie bei weniger als 15 Prozent der Patienten.

Bei Darmkrebs, der weltweit zweithäufigsten krebsbedingten Todesursache, schlug die Therapie bisher besonders schlecht an, nämlich nur bei fünf Prozent. Das Problem sind dabei weniger die Primärtumore im Darm - die können leicht entfernt werden - sondern die Metastasen, die sie in der Leber bilden.

KOMMENTARE (0)