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Satellitendaten unterstützen humanitäre Einsätze

Für die Auswertung benötigt man Spezialisten. Die Universität Salzburg eröffnet mit Ärzte ohne Grenzen ein CD-Labor.

Stefan Lang leitet das Christian-Doppler-Labor.
Stefan Lang leitet das Christian-Doppler-Labor.

Sie fliegen in bis zu mehreren Hundert Kilometern Abstand zur Erde und können doch detaillierte Informationen liefern, die den Helferinnen und Helfern am Boden ihre Arbeit erleichtern: die Erdbeobachtungssatelliten, deren Technologie auch für humanitäre Hilfsorganisationen im Einsatz ist.

Die Paris-Lodron-Universität Salzburg eröffnete daher Mittwoch in Kooperation mit Ärzte ohne Grenzen ein Christian-Doppler-Labor für raumbezogene und erdbeobachtungsbasierte humanitäre Technologien. Der Interfakultäre Fachbereich Geoinformatik - Z_GIS arbeitet nach einer Mitteilung der Universität in diesem Labor am Einsatz und der Analyse von Satellitenbildern für humanitäre Zwecke. Ziel ist es, den Kooperationspartner Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) in technischen, methodischen und ethisch-rechtlichen Fragen bei humanitären Katastrophen zu unterstützen.

Stefan Lang ist Leiter des neuen CD-Labors und langjähriger Kooperationspartner von Ärzte ohne Grenzen: "Es ist der Blick aus dem All, der großräumig die Zusammenhänge erkennen lässt", sagt er.

Die Wissenschafter in dem Projektteam können anhand der Satellitenaufnahmen etwa die Anzahl der Menschen in einem Flüchtlingslager abschätzen - eine Aufgabe, die von den Helfern vor Ort nur mühsam und zeitaufwendig übernommen werden könnte.

Für die Planung ihrer Einsätze in Katastrophengebieten benötigen NGOs (Non-governmental Organizations) zahlreiche Informationen. Technologien der Erdbeobachtung (Earth Observation, EO) und der Geoinformatik (GI) können diese Informationen wesentlich verlässlicher machen.

Viele Flüchtlingslager entstehen sehr schnell und wachsen teilweise rasch zur Größe von Städten an. Die Informationen, die mit der Auswertung von Satellitenbildern gewonnen werden, werden nach den Anforderungen der Helferinnen und Helfer vor Ort zusammengestellt: Wie viele Menschen haben sich insgesamt in einem Lager angesiedelt und benötigen Lebensmittel, Wasser und medizinische Hilfe? Wo und in welcher Anzahl ergibt es Sinn, Brunnen zu bauen?

Welche Auswirkungen hat das Flüchtlingslager auf die Umwelt und Ressourcen der direkten Umgebung? Könnte es vielleicht sogar dazu kommen, dass Konflikte mit der einheimischen Bevölkerung entstehen? Mit jedem Überflug eines Satelliten können diese Informationen aktualisiert werden. "Im neuen Christian-Doppler-Labor wollen wir den gesamten technischen Prozess, von der Analyse der Satellitendaten bis zur Bereitstellung aller Informationen an NGOs, weitgehend automatisieren", sagt Stefan Lang.

Mit Ärzte ohne Grenzen ist erstmals eine Hilfsorganisation an einem Christian-Doppler-Labor beteiligt. "In Krisensituationen sind zuverlässige Informationen entscheidend für effektive Hilfe unserer Einsatzteams", sagt Edith Rogenhofer, Referentin für satellitengestützte Geoinformation bei Ärzte ohne Grenzen Österreich.

Das Christian-Doppler-Labor wird vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) sowie von Ärzte ohne Grenzen finanziert.

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