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Spannungen im All zwischen USA und Russland nehmen zu

In einem Propaganda-Video drohte Russland sogar mit dem Absturz der Internationalen Raumstation ISS.

Die Internationale Raumstation ISS.
Die Internationale Raumstation ISS.

Der Ukraine-Krieg hat auch den Ton im Weltraum verändert. Zu Beginn des Einfalls russischer Truppen in die Ukraine hieß es seitens der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA, man wolle die Situation in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Russland weiter "beobachten". In den vergangenen Tagen verschärften sich die Worte jedoch merklich.

Vor drei Tagen teilte die US-Website NASA Watch ein Video des russischen Staatsmediums Ria Novosti. Darin wird eine inszenierte Szene gezeigt, wie Russland die ISS verlässt und diese in Folge abstürzen würde. "Rogosin (Dmitri Rogosin, Chef der russischen Weltraumorganisation Roskosmos, Anm.) droht hier eindeutig dem ISS-Programm", schrieb NASA Watch dazu.

Weitere Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Auf der Plattform Twitter schrieb Scott Kelly, einer der bekanntesten US-Astronauten, an Rogosin, dass dessen Weltraumprogramm ohne die westlichen Devisen nichts wert sei - und legte ihm einen Job bei einer Fast-Food-Kette nahe.

Angesichts der Sanktionen des Westens hatte Roskosmos bereits vor einigen Tagen die längerfristige Zukunft der ISS infrage gestellt. Diese Ausschnitte zeigen einmal mehr, wie fragil die Kooperation um die ISS zwischen Russland und dem Westen geworden ist.

Trotz vieler Konflikte zwischen Moskau und Washington galt die Raumfahrt stets als einer der wenigen Bereiche, in denen die Zusammenarbeit der beiden Länder funktioniert. Erst zum Jahreswechsel hatte die NASA einem Weiterbetrieb der ISS bis 2030 zugestimmt. Roskosmos wollte eine entsprechende Verlängerung der Regierung in Moskau vorschlagen. Während des Kalten Kriegs hatten die USA und die Sowjetunion aber getrennte Raumfahrtprogramme und konkurrierten miteinander.

Auch andere Kooperationen bröckeln indessen oder werden gar völlig aufgelöst: Die Zusammenarbeit von Roskosmos und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt wurde vergangene Woche beendet. Die europäische Raumfahrtagentur ESA verkündete vor Kurzem, man wolle die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland mit Blick auf die Zusammenarbeit prüfen. Es würden bei der ESA momentan viele schwierige Entscheidungen gefällt, schrieb der österreichische Generaldirektor Josef Aschbacher auf Twitter.

Besonders betroffen könnte das europäisch-russische Weltraumprojekt "ExoMars" zur Suche nach Spuren von Leben auf dem Roten Planeten sein. Die ESA teilte mit, dass ein Launch noch in diesem Jahr wegen des allgemeinen Umfelds und der Sanktionen sehr unwahrscheinlich sei.