Die Analyse beruht unter anderem auf Online-Befragungen des IAB zu den Corona-Folgen auf die Erwerbstätigkeit. Danach blieb der Anteil der Mütter, die vor der Pandemie fast vollständig die Kinderbetreuung übernahmen, auch im Juni 2020 nahezu unverändert. Sie lag bei 64 Prozent (minus 2 Prozentpunkte). Der Anteil der Väter verdoppelte sich dagegen im selben Zeitraum auf mehr als 10 Prozent. Das passierte aber vor allem in Haushalten, wo Frauen mehr als 20 Stunden außer Haus arbeiteten und keine Möglichkeit zum Homeoffice hatten. In den übrigen Familien (rund 25 Prozent) teilten sich Mütter und Väter die Aufgaben.
Im Verlauf der Pandemie nahm die stärkere Beteiligung der Väter an der Kinderbetreuung den Forschern zufolge wieder ab. "Der Trend setzt sich auch 2021 fort", sagte Co-Autorin Claudia Globisch. Erste Zahlen zum zweiten Lockdown im Januar und Februar 2021 zeigten, dass Väter zwar erneut in der Kinderbetreuung etwas mehr übernommen haben, allerdings weniger als im ersten Lockdown, und nach dem zweiten Lockdown sei die stärkere Beteiligung auch wieder gesunken.
Dies spreche dafür, dass ihr Engagement aus der Notwendigkeit
geboren
sein dürfte und sich mit einer Normalisierung der Situation wieder
zurückbilden dürfte, heißt es in der Studie. Belege, dass die
Corona-Krise zu einer Retraditionalisierung der
Geschlechterverhältnisse - also dass Frauen Erwerbstätigkeit
reduzierten, um mehr unbezahlte Sorgearbeit zu übernehmen - geführt
habe, fanden die Forscher dagegen nicht. "Man kann also nicht von
einem Rückschritt sprechen, aber eben auch nicht von einem
Fortschritt", sagte Globisch.