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Vermögenssteigerung: Wertpapierhandel kurz und einfach erklärt

Geht es um gewinnbringende Anlageformen neben Sparbuch und Bausparvertrag, geben sich die Österreicher und Österreicherinnen eher verhalten. Viele Fragen rangieren rund um den Finanzmarkt und einfache Erklärungen zu Wertpapieren, wie Aktien und Anleihen, suchen Interessenten vergeblich. Bis jetzt!

Viele Sparer lassen aufgrund von zu wenig Informationen die Hände von Investitionen und somit von einer Vermögenssteigerung.
Viele Sparer lassen aufgrund von zu wenig Informationen die Hände von Investitionen und somit von einer Vermögenssteigerung.

Wer zu den braven Sparern zählt stellt sich irgendwann die berechtigte Frage: "Wo lege ich mein Geld am besten an?" Der Wunsch das Geld gewinnbringend zu veranlagen ist groß, doch vor allem die Möglichkeiten eines Girokontos oder Sparbuchs sind schnell ausgeschöpft.

Wie Österreicher und Österreicherinnen sparen!

Die Geschichte des Sparens geht viele Jahrhunderte zurück. Hatte es für die einen hauptsächlich religiöse Gründe sparsam zu leben (denn Verschwendung galt als Sünde), legten die anderen etwas für die Zukunft zur Seite oder steckten es in den Ausbau ihres Geschäfts um die Wirtschaft weiter anzukurbeln.

Mitte des 18. Jahrhunderts hielten die Sparbücher Einzug und bis heute vertrauen die ÖsterreicherInnen auf die altbewährte Sparmethode. Und das, obwohl das Ersparte durch den Niedrigzins minimal bis gar nicht wächst.

Welche Alternativen zum Sparbuch gibt es?

ÖsterreicherInnen legen ihr Geld auch heute noch in sicherheitsorientierten Anlageformen, wie zum Beispiel auch Bausparverträge, an. Vor allem wenn es um Alternativen wie Wertpapiere geht, fürchten sich die ÖsterreicherInnen vor zu großen Risiken und Verlusten.

Laut der Wiener Börse wäre es längst an der Zeit, auch den Haushalten mit geringerem Einkommen mehr Informationen zu Wertpapieren und dem Kapitalmarkt zukommen zu lassen. Denn zurzeit halten 5% der vermögenden Haushalte rund 68% der Beteiligungen. Nur knapp 2% werden von Wenigverdiener gehalten.

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten um das Eigenkapital zu veranlagen - Wertpapiere ist eine davon. Doch wie funktioniert der Handel von Wertpapieren? Welche Wertpapiere gibt es und wie kommt man überhaupt an Aktien, Fonds und Co?

Welche Wertpapiere gibt es?

Vorab eine kurze Erklärung: Wertpapiere sind eine Urkunde, die ein bestimmtes Recht festhalten. Das kann zum Beispiel das Recht an einem Unternehmen sein oder das Recht auf einen Geldbetrag. So ist im Grunde auch ein Scheck ein Wertpapier, doch wenn es um die Vermehrung des Anlagevermögens geht, dann sind damit vor allem Wertpapiere wie

  • Anleihe
  • Aktien
  • Fonds oder
  • Zertifikate gemeint.

Aus Unternehmensseite werden Wertpapiere ausgegeben um Kapital zu beschaffen.

1) Anleihe


Bei einer Anleihe überlässt ein Anleger (Banken, Privatpersonen,...) einem sogenannten Emittenten (Staat, Unternehmen,...) über eine längere Laufzeit hinweg ein bestimmtes Kapital. Verzinsung sowie Rückzahlungsverpflichtungen werden vor der Unterzeichnung vereinbart. Der Gläubiger hat durch die Anleihe somit das Recht auf eine Rückzahlung sowie Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Er kann die Anleihe auch vor der Rückzahlung des Schuldners weiterverkaufen.

Die Verzinsung wird üblicherweise jährlich ausgeschüttet. Der Handel von Anleihen kann über die Börse oder außerbörslich vollzogen werden. Der Kauf und Verkauf von Anleihen kann über Banken durchgeführt werden. Diese handeln meist außerbörslich.

2) Aktien

Vorab sollte eine wichtige Frage geklärt werden: Was ist der Unterschied von Anleihen und Aktien?

Es sind zwar beides Wertpapiere, doch während bei einer Anleihe das Geld quasi verliehen wird, kauft man sich mit einer Aktie eine Beteiligung an einem Unternehmen. Aber alles der Reihe nach!

Die Geschichte der Aktie geht zurück auf den 20. März 1602. An jenem Tag wurde die "Vereenigde Oost-Indische Compagnie' durch einen Zusammenschluss von Amsterdamer Gewürzhändler gegründet. Bis ins Jahr 1645 wurden die Aktionäre nicht durch Geld, sondern in Form von Naturalien ausbezahlt.

Ein Aktionär hält mindestens eine Beteiligung an einem Unternehmen. Das bedeutet, dass durch das Wertpapier (Aktie) dem Aktionär ein Anteil am Grundkapital einer Aktiengesellschaft (AG) zusteht. Wie groß der Anteil ist, hängt von der Anzahl der ausgegebenen Aktien ab. Die Gesamtzahl der Aktien kann in die Milliardenhöhe reichen.

Als Privatperson ist beim Handel mit Aktien vor allem eines wichtig: Der Aktienkurs. Dazu gleich mehr!

Wie kommt es zum Anstieg oder Fall des Aktienkurses?

Der Kurs einer Aktie hängt von vielen Faktoren ab. Ziel eines Aktionärs ist es, die Aktie möglichst billig zu kaufen und zum passenden Zeitpunkt teuer an einen Interessenten zu verkaufen. Aktien werden also in der Erwartung erstanden, dass es dem Unternehmen in Zukunft wirtschaftlich besser gehen wird.

Wie es auch im Handel der Fall ist, bestimmen mitunter Angebot und Nachfrage den Preis einer Aktie. Gibt es viele Interessenten, die einen Anteil an einem bestimmten Unternehmen kaufen möchten, dann steigt der Preis der Aktie. Wenn sich viele Aktionäre gleichzeitig von ihren Aktien trennen möchten, dann sinkt der Aktienkurs. Wird demnach einem Unternehmen eine positive Zukunftsprognose (auf lange Sicht) gestellt und sieht man eine Wertsteigerung, dann möchten natürlich viele Marktteilnehmer einen Anteil am Unternehmen erstehen. Und das zu einem guten Preis.

Zum Schluss kann noch erwähnt werden, dass die Kurse grundsätzlich dann steigen, wenn die Wirtschaft boomt. Werden Krisen wie zum Beispiel Krieg oder eine schwache Wirtschaft erwartet, dann fallen die Aktienkurse, weil sich die Marktteilnehmer ohne große Verluste von ihren Anteilen trennen möchten.
Bevor ein Aktienkauf durchgeführt wird, sollten genügend Informationen eingeholt werden um die Gründe für Kauf- oder Verkaufsaktivitäten am Markt nachvollziehen zu können.

Wie kauft man Aktien?

Um Aktien zu kaufen, ist ein Depot bei einer Bank notwendig. Hier werden die gekauften Aktien quasi gelagert. Der Kauf und Verkauf kann entweder selbst abgewickelt werden oder man beauftragt die Bank. Gehandelt werden die Aktien an Börsen, welche Kauf und Nachfrage zusammenführen.
Es gibt zwei Wege um mit einer Aktie am Ende Geld zu verdienen:

  • Gewinnbringend ist der Kauf einer Aktie dann, wenn der Aktienkurs steigt und der Anleger sie dann mit Profit verkauft.
  • Der zweite Weg mit Aktien Geld zu verdienen, ist über Dividenden. Das sind Gewinnausschüttungen, die das börsennotierte Unternehmen einmal im Jahr an die Aktionäre ausschüttet. Als Aktionär bekommt man jährlich eine Dividende ohne die Aktie verkaufen zu müssen. Zu beachten ist jedoch, dass es nicht bei allen Aktien Dividenden gibt.

3.) Fonds


Bei Fonds kommt das Geld mehrerer Anleger in einem Depot zusammen. Die Investments werden von einem Fondsmanager betreut. Dieser versucht das Geld zu vermehren, indem er dieses in Aktien, Immobilien und andere Wertpapiere anlegt. Der Anleger ist somit Miteigentümer am Gesamtvermögen des Fonds. Eine Kapitalanlagegesellschaft (KAG) übernimmt die Verwaltung des Fonds, während eine Bank die Geschäfte überwacht. Das Fondsgeschäft unterliegt strengen gesetzlichen Auflagen, wodurch das Vermögen der Anleger, bei zum Beispiel Insolvenz der KAG, geschützt ist.

Wann sind Fonds gewinnbringend?

Das Vermögen der Anleger vermehrt sich bei Fonds vor allem durch Dividendenzahlungen sowie aus Wertveränderungen bei Wertpapieren. Die Dividenden und Zinsen können entweder regelmäßig an die Investoren ausbezahlt werden oder sie bleiben im Fond und werden von der KAG reinvestiert.

4.) Zertifikate

Zertifikate sind Schuldverschreibungen, die an der Börse gehandelt werden. Personen legen hierfür bei einer Bank ihr Geld an und bekommen im Gegenzug ein Zertifikat. Dieser Vorgang wird Emission genannt. Die Bank kann mit dem angelegten Geld wirtschaften und zum Beispiel Kredite vergeben. Allen Zertifikaten liegt ein sogenannter Basiswert zugrunde. Dabei kann es sich um eine Aktien oder auch um die Zinsentwicklung handeln - je nachdem, wo die Bank das Geld investiert hat. Ob das Zertifikat gewinnbringend ist, hängt von der Entwicklung dieses Basiswerts ab. Zwischen Bank und Anleger werden bei der Emission Emissionsbedingungen vereinbart. Dabei handelt es sich um Rückzahlungsbedingungen. Am Ende der Laufzeit ist die Bank verpflichtet, dem Anleger das Zertifikat gemäß den Rückzahlungsbedingungen zurückzuzahlen.
Durch die Emissionsbedingungen wissen die Anleger schon von Beginn an, welche Gewinne oder Verluste mit dem jeweiligen Zertifikat möglich sind und können so selbst entscheiden, welche Chancen und Risiken sie eingehen möchten.