"Weltweit stammen mehr als die Hälfte der von Menschen verursachten Stickstoffoxid-Emissionen aus der Landwirtschaft", erklären die Forscher um Wolfram Weckwerth vom Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie der Universität Wien in einer Aussendung. Sie entstehen, wenn Mikroben im Boden durch sogenannte Nitrifikation Stickstoffdünger in N2O (und andere Stoffe) umwandeln. Der Weltklimarat (IPCC) empfehle deshalb, dass die Landwirte "Nitrifikationshemmer" einsetzen, die den Prozess verlangsamen und dadurch den N2O-Ausstoß reduzieren.
Die derzeit verwendeten Stoffe sind jedoch teils ineffizient, biologisch nicht abbaubar und giftig für die Umwelt, so die Forscher. Es gäbe aber auch natürlich vorkommende Nitrifikationshemmer, die von Pflanzenwurzeln ausgeschieden werden und die N2O-Erzeugung durch Bodenbakterien verringern. Mit einer systematischen Suche bei verschiedenen Nutzpflanzen wollen die Wiener Forscher möglichst viele und möglichst effiziente Vertreter solcher biologischen Wirkstoffe identifizieren.
Sie untersuchen an der Metabolomics Forschungsplattform der Uni Wien (Vienna Metabolomics Center) bei tausenden Samenbanken für Weizen, Perl- und Sorghumhirse, welche Stoffe die Wurzeln dieser Getreidepflanzen erzeugen und in den Boden abgeben, erklärte Weckwerth der APA: "Parallel dazu testen wir die Nitrifikationshemmung in sogenannten Biologischen Nitrifikations Inhibierungs (BNI) Tests".
Ziel sei es, "Landwirten eine bessere wirtschaftliche Alternative zu bieten, bei der sie biologische Hemmstoffe anstelle von hochgradig umweltschädlichen chemischen Mitteln verwenden können", so die Forscher in der Aussendung: "Idealerweise liefern die Nutzpflanzen dann nicht nur Grundnahrungsmittel, sondern können die Klimagasbilanz der Landwirtschaft deutlich verbessern."