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Anreize für längeres Arbeiten? Schaut eher schlecht aus

Zwar wird darüber bei der Regierungsklausur gesprochen. Warum ein größerer Wurf dennoch nicht zu erwarten ist.

Wird der Antritt der Frühpension nur um ein Jahr aufgeschoben, erhöht das die Nettopension um 100 bis 300 Euro monatlich (= 14 Mal).

Einerseits rollt eine - aufgrund der Demografie - bisher beispiellose Pensionierungswelle. Andererseits herrscht ein bisher beispielloser Fachkräftemangel. Gründe genug, um längeres Arbeiten attraktiver zu machen? Zwar wird über die Frage bei der Regierungsklausur gesprochen, ein größerer Wurf wäre aber eine große Überraschung. Denn: Die Grünen stehen auf der Bremse.

Ginge es nach einer Reihe von ÖVP-Größen, der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung und so manchem Oppositionspolitiker, wäre das, was Seniorenbundchefin Ingrid Korosec (ÖVP) seit Jahren fordert, auf Schiene: Wer nach dem Erreichen des gesetzlichen Pensionsalters (Frauen: noch 60, Männer: 65) berufstätig ist, müsste keine Pensionsversicherungsbeiträge mehr abliefern. Sie sind hoch, erhöhen - da streng versicherungsmathematisch berechnet - die Pension in den jeweiligen Folgejahren jedoch nur minimal. Fielen die Pensionsbeiträge, würde sich Arbeit für Seniorinnen und Senioren mehr lohnen - was wiederum, so die Hoffnung von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung, dazu beitragen könnte, den Fachkräftemangel zu entschärfen. Schon jetzt wird immer öfter versucht, erfahrenen Kräften das Weiterarbeiten schmackhaft zu machen oder sie aus der Pension zurückzuholen.

Das Arbeitskräftepotenzial wäre durchaus beachtlich: In Umfragen geben sich bis zu 20 Prozent der Beschäftigten bereit, über das Regelpensionsalter hinaus zu arbeiten.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) meinte zwar dieser Tage zur APA, dass es bei der Regierungsklausur auch darum gehen werde, "wie wir hier mit dem Übergleiten in die Pension, oder wenn man schon in Pension ist, Anreize schaffen können". Um gleich einzuschränken: Da werde aber noch viel zu tüfteln sein. Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) machte dagegen nie ein Hehl daraus, gegen die Abschaffung der Pensionsversicherungsbeiträge für arbeitende Seniorinnen und Senioren zu sein. Er befürchtet "Verdrängungseffekte", weil pensionierte Beschäftigte dann billiger wären als nicht-pensionierte; es dürfe für Betriebe aber nicht attraktiver sein, Pensionistinnen und Pensionisten anstatt älterer Arbeitsloser einzustellen. Für Korosec hinkt dieses Argument: "Eine pensionierte Fachkraft kann keine Stelle blockieren, für die Jüngere nicht qualifiziert sind."

Auch der ÖGB zeigte sich skeptisch. Hinter vorgehaltener Hand waren aber selbst dort und bei der AK Stimmen zu hören, die meinten, dass sich schon Kompromisse finden ließen.

Hauptziel muss freilich sein, die vielen vorzeitigen Pensionsantritte zu verzögern. Schon mehr offensive Informationspolitik könnte helfen, zumal sich arbeiten bis zum gesetzlichen Pensionsalter lohnt. Eine jüngst vorgelegte Wifo-Studie kam zum Ergebnis: Wird der Antritt der Frühpension nur um ein Jahr aufgeschoben, erhöht das die Nettopension um 100 bis 300 Euro monatlich (=14 Mal). Frühpensionisten dürfen übrigens nur bis zur Geringfügigkeitsgrenze dazuverdienen, andernfalls riskieren sie den Verlust der gesamten Pension.

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