Für die 80-minütige Erhebung wurden im Frühjahr 2018 rund 73.800 Schüler der vierten Schulstufe durch das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) getestet und in vier Kategorien eingeteilt: Demnach erreichen 66 Prozent (2013: 65 Prozent) der Kinder die Bildungsstandards komplett, "verfügen somit über grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten in allen Teilbereichen des Lehrplans Mathematik und können diese flexibel nutzen". 16 Prozent (2013: 12 Prozent) übertrafen diese Anforderungen sogar und "verfügen insbesondere über stärker ausgeprägtes analytisches Denken und höhere Kombinationsfähigkeit".
Zehn Prozent (2013: 12 Prozent) erreichten die Standards teilweise. Das bedeutet, dass sie zwar ebenfalls grundlegende Kenntnisse in allen Lehrplan-Teilen haben, aber nur "reproduktive Anforderungen bewältigen und Routineverfahren durchführen" können. Acht Prozent (2013: 11 Prozent) haben aber nach wie vor Mühe auch mit den einfachsten Aufgaben und erreichen daher die Standards nicht.
In Punkten ausgedrückt verbesserte sich das Gesamt-Ergebnis von 533 auf 551 Punkte. Seit der Ausgangsmessung im Jahr 2010 bei der Einführung von Bildungsstandards ist der Mittelwert sogar um 51 Punkte angestiegen.
"Moderat" sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern. Beziehe man noch die unterschiedliche Zusammensetzung der Schülerschaft mit ein, seien sie sogar "überraschend gering", so Michael Bruneforth vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie). Mit einem Schnitt von 565 Punkten erzielte Salzburg das beste Länderergebnis, gefolgt vom Burgenland (562 Punkte) und von Oberösterreich (560 Punkte). Ebenfalls über dem Österreichschnitt liegen die Steiermark (557 Punkte), Vorarlberg (556) und Niederösterreich (555). Tirol (550) und Kärnten (549 Punkte) schneiden ähnlich ab wie Österreich insgesamt, deutlich unter dem Österreichmittel befindet sich Wien mit 531 Punkten.
Für den Generalsekretär im Bildungsministerium, Martin Netzer, sind die Ergebnisse grundsätzlich "sensationell". "Es gibt aber auch einige problematische Bereiche", schränkte er ein. So sei etwa der Zuwachs bei den Leistungsunterschieden zwischen Burschen und Mädchen "für uns nicht zufriedenstellend". Buben erzielten im Schnitt 562 Punkte, Mädchen nur 540, die Geschlechterdifferenz wuchs damit auf 22 Punkte an (2013: 14) .
"Minimal" gesunken sind die Unterschiede zwischen den Schülern ohne bzw. mit Migrationshintergrund. Jugendliche ohne Migrationshintergrund (565 Punkte) schneiden im Schnitt um 61 Punkte besser ab als Jugendliche mit Migrationshintergrund (504) - 2013 betrug der Unterschied noch 64 Punkte. Ebenfalls praktisch unverändert geblieben sind die Ergebnisdifferenzen nach dem Bildungshintergrund der Eltern: Kinder, deren Eltern höchstens einen Pflichtschulabschluss aufweisen (477 Punkte), trennen in Mathematik im Schnitt 119 Punkte von Kindern aus Akademikerhaushalten (596).
Ab dem nächsten Jahr werden die Standards nicht mehr in der bisherigen Form (jährlich abwechselnde Messungen in Deutsch und Mathe auf der 4. und 8. Schulstufe bzw. Englisch in der 8. Schulstufe, Anm.) erhoben. An ihre Stellen treten jährliche Kompetenzmessungen in der dritten und vierten Klasse Volksschule bzw. AHS/Neue Mittelschule.
SPÖ und NEOS haben in Aussendungen weitere Maßnahmen eingefordert, damit Bildung der Eltern und Geschlecht künftig weniger Einfluss auf die Leistungen haben. SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid und ihr NEOS-Pendant Douglas Hoyos warnten außerdem in Aussendungen vor einer Abschaffung der Schülertests. "Wir brauchen die Bildungsstandards, um das Schulsystem für die Schülerinnen und Schüler bestmöglich weiterentwickeln zu können, sie optimal zu fordern und zu fördern", so Hammerschmid. Die NEOS kündigen eine parlamentarische Anfrage dazu an, wie es mit den Bildungsstandards weitergeht.