Im Vorjahr habe der Südburgenländer Erich Deutsch mit ihm Kontakt aufgenommen und den Hinweis gegeben, dass die Opfer des Massakers nicht an einem bisher angenommenen Ort erschossen worden seien, sondern in einem Bereich, den der Großvater von Deutsch diesem gegenüber als "Judenwaldl" bezeichnet habe. "Wir sind dann zum Schluss gekommen, dieses sogenannte 'Judenwaldl' ist die 'Remise' ", schilderte Sauer.
So unternahm man im Herbst des Vorjahres eine Prospektion mit Metallsonden in dem südlich von Rechnitz liegenden Waldgebiet. Dabei habe man 15 bis 20 Patronenhülsen gefunden, bei denen es sich um Pistolenmunition gehandelt habe, wie sie die Deutsche Wehrmacht benutzte.
Dass man nicht mehr Projektile gefunden habe - im Hinblick auf die Opferzahl hätte man an die 300 erwartet - lasse sich damit erklären, dass dieses Gebiet seit langem ein Refugium für Metallsucher sei. "Das waren unsere Anhaltspunkte", erläuterte Sauer.
In einer topografischen Aufnahme sei zudem eine Reihe halb zugeschütteter Stellungen und Laufgräben zu sehen. "Da haben wir uns gedacht: Das ist einmal eine heiße Spur - eine bessere hatten wir nie. Und da schauen wir hinein."
Die Verdachtsflächen seien insgesamt über 30 Hektar groß - so eine Fläche könne man "nicht von heute auf morgen untersuchen". Mit einem Budget von 200.000 Euro könnte man - die Zustimmung der Grundeigentümer vorausgesetzt - die 30 Hektar in einem Zug durchgraben, meinte Sauer.
Die erste Prospektion, die man in Rechnitz durchgeführt habe, sei 2014 eine großflächige auf einem dem Kreuzstadl benachbarten Feld gewesen, berichtete Nikolaus Franz von der Arbeitsgemeinschaft für Archäologie (AGA). Aufgrund der historischen Faktenlage habe man damit begonnen, Suchschnitte anzulegen, um auch einmal Flächen untersuchen bzw. ausschließen zu können. 2017 habe es auf einer Fläche von etwa 9.000 Quadratmetern die bisher größte Grabung gegeben.
Die dort zum Vorschein kommenden, durchwegs dem Verteidigungssystem des Südostwall zuzurechnenden Strukturen habe man grabungstechnisch befundet. "Leider Gottes war auch diese Fläche nicht benutzt worden, um die Opfer des Kreuzstadl-Massakers zu beerdigen."
Die "Remise" wäre in der Forschung als möglicher Bestattungs- und Verbrechensort bisher nicht prioritär zu behandlen gewesen - bis zur Aussage des Enkels eines Zeitzeugen. Nun habe man die Gelegenheit genutzt, die topografischen Merkmale in diesem Bereich einmal genauer zu untersuchen.
In Rechniitz habe nicht nur das Massaker im April 1945 stattgefunden. Sondern über Monate seien im Schloss Rechnitz unter schrecklichsten Bedingungen ungarische Juden als Zwangsarbeiter untergebracht gewesen, die dort auch zu Tode gekommen seien. "Wir kennen nicht die genauen Zahlen, wir wissen nicht die genauen Orte, wo man diese Menschen bestattet hat, haben aber immer wieder Hinweise darauf erhalten, dass das in der Remise stattgefunden hat", so Franz.
Und deswegen, verbunden mit der Metalldetektorprospektion vom vergangenen Jahr und der Zeugenaussage, die neu gekommen sei, habe man sich entschlossen, in der Remise zu graben, leider nicht von Erfolg gekrönt.