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Österreich bekommt seine Herbstferien zwischen Staatsfeiertag und Allerheiligen

"Herbstferien - was für eine Diskussion liegt hinter uns", sagte Bildungsminister Heinz Faßmann zu Beginn der Pressekonferenz am Montag in Wien mit Kopfschütteln und Lachen. Er habe zwei Kinder, eine Lehrerin als Frau und damit drei unterschiedliche Regelungen der schulautonomen Tage. Ab kommendem Jahr bekommen alle Kinder österreichweit vom 27. bis 31. Oktober frei.

Einheitliche Herbstferien kommen
Bildungsdirektor Johann Heuras und Bildungsminister Heinz Faßmann
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und die Vorarlberger Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP)
Faßmann, Schöbi-Fink und Elisabeth Rosenberger, Koordinatorin des Elternbeirats
Heuras und Faßmann
Heuras, Faßmann, Schöbi-Fink
Bundesschulsprecher Timo Steyer, der Niederösterreichische Bildungsdirektor Johann Heuras, Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und die Vorarlberger Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP)

Die Regierung beschließt am Mittwoch im Ministerrat die von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) initiierten einheitlichen Herbstferien. Für 2019/2020 gibt es eine Übergangsregelung. Die Bildungsdirektionen können in Absprache mit den Bildungsregionen die Herbstferien für ihr Bundesland vorgeben.

Generell folge man weitgehend dem Vorarlberger Modell.

Oster- und Pfingstdienstag fallen

Der Gesetzesentwurf für die Herbstferien - der kommende Woche in Begutachtung geht - bringt den Schülern allerdings nicht mehr unterrichtsfreie Tage: Denn für die freie Woche zwischen dem Staatsfeiertag am 26. November und Allerseelen am 2. November werden (je nachdem wie die Feiertage fallen) ein bis drei schulautonome Tage verwendet - und müssen die Schüler künftig nach Ostern und Pfingsten schon am Dienstag wieder zur Schule. Faßmann betont, dass sich niemand Sorgen machen müsse, dass Kinder vor lauter Ferien nichts mehr lernen würden.

Derzeit würden viele Familien darunter leiden, dass die Herbstferien von Schule zu Schule unterschiedlich geregelt sind. Die fixen Herbstferien brächten den Eltern Planungssicherheit, erklärte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einem schriftlichen Statement. Auch FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache hält eine bundeseinheitliche Regelung für sinnvoll. "Nach einem Vierteljahrhundert der Debatte wird endlich eine klare Regelung eingeführt", freut sich Bildungsminister Faßmann, dass sein Vorschlag umgesetzt wird.

Minister sieht "kein Haar in der Suppe"

Faßmann: "Es kann nicht von einer neuen Betreuungsproblematik gesprochen werden, da die betreuungsfreien Tage vereinheitlicht werden." Dennoch werde es zum Thema Ferienbetreuung - die nicht in der Kompetenz des Bundes liegt - viel nachzudenken geben, um das Betreuungsangebot ausbauen zu können.

Zumindest mit den Herbstferien schaffe man eine Auszeit im "sehr dichten" Wintersemester. Lehrerinnen und Lehrer könnten die Zeit für Weiterbildungen nutzen, die Pädagogischen Hochschulen sollen laut Bildungsminister für Angebote sorgen. "Ich sehe kein wirkliches Haar in der Suppe", fügte er an - und: "Allen Menschen Recht getan ist eine Kunst, die keiner kann".

"Vorteil ist die Kalkulierbarkeit"

Niederösterreichs Bildungsdirektor Johann Heuras erklärte bei dem Termin am Montag: "Eine derartig lange Diskussion verunsichert immer ein System. Schule und Bildung brauchen Klarheit und Sicherheit." Die Entscheidung gebe den Eltern Planungssicherheit. In seiner Funktion erhalte er um die Ferien viele Mails mit der Aufforderung nach einheitlichen Regelungen - vor allem, weil viele Kinder aus seinem Bundesland etwa in Wien Schulen besuchen würden. Auch für diese Familien gebe es nun Kalkulierbarkeit.

Was die pädagogische Seite betreffe betonte Heuras, dass eine Rast zwischen Sommer und Weihnachten sinnvoll sei.

Die meisten EU-Länder haben bereits Herbstferien

In den meisten europäischen Staaten gibt es bereits eine solche Auszeit für Schüler - die Dauer variiert dabei von einigen Tagen bis zu drei Wochen. Rund ein Dutzend Staaten kommt ohne Herbstferien aus.

In der Regel dauern die Herbstferien laut dem Bildungsnetzwerk Eurydice aber eine Woche, etwa in Belgien, Bulgarien, Dänemark, Großbritannien, Irland, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Rumänien, Serbien, Slowenien, Schweden, Ungarn sowie den drei baltischen Staaten. Länger frei haben die Schüler in Frankreich und Liechtenstein (zwei Wochen). In anderen Staaten dauern die Ferien je nach Region und Schule auch unterschiedlich lange - in Deutschland und der Schweiz etwa je nach Bundesland zwischen einer und sogar drei Wochen, in Schottland je nach Schule zwischen einer und zwei Wochen.

In Tschechien sind wiederum nur zwei Tage frei, in Island zwei bis drei, in Malta und der Slowakei drei Tage und in Finnland zwischen zwei und fünf Tage. Ganz ohne Herbstferien kommen Albanien, Bosnien, Griechenland, Italien, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Polen, Portugal, Spanien und die Türkei aus - zu einem guten Teil also jene südlichen Länder, die besonders lange Sommerferien haben.