Nach dem Willen von ÖVP und FPÖ soll der Karfreitag künftig zwar, wie vom Europäischen Gerichtshof vorgeschrieben, ein Feiertag für alle Arbeitnehmer sein - allerdings erst ab 14.00 Uhr. Protestanten, Altkatholiken und Methodisten verlieren damit mehr als einen halben freien Tag, da der Freitag vor Ostern für sie bisher ein vollwertiger Feiertag war.
Bünker lässt nun rechtliche Schritte gegen diesen Plan prüfen, wie er im "Kurier" sagt. "Bei uns werden viele Gottesdienste am Karfreitag in der Früh und am Vormittag von Ehrenamtlichen geleitet. Die Regelung stellt eine echte Hürde dar", sagt der evangelische Bischof und sieht damit das Grundrecht auf Religionsausübung "stark beeinträchtigt".
Krömer, der Präsident des evangelischen Kirchenparlaments, fordert die Regierung daher auf, eine saubere und nicht diskriminierende Regelung zu treffen, die auch jüdische und islamische Feiertage berücksichtigt. "Es macht nämlich keinen Sinn, jedes Jahr betreffend einer anderen gesetzlich anerkannten Kirche und Religionsgesellschaft um eine Feiertagsregelung einen Rechtsstreit zu führen", so Krömer im Evangelischen Pressedienst. Er plädiert daher für einen individuell wählbaren freien Tag zur Religionsausübung.
Die Idee eines zusätzlichen Urlaubstages hatte im Jänner der Wiener Arbeitsrechtler Martin Risak ins Spiel gebracht. Bei religiösen Menschen sollte dies mit dem Rechtsanspruch kombiniert werden, diesen Urlaub an einem bestimmten Tagen zu nehmen. Protestanten könnten so also den Karfreitag freinehmen, Atheisten einen beliebigen Tag. Risak begründete den Vorschlag unter anderem damit, dass andernfalls auch der (im Generalkollektivvertrag geregelte) jüdische Feiertag Jom-Kippur wackeln könnte.
In der Debatte um den halben Feiertag hat sich nun auch der Chef des größten Handelskonzerns in Österreich, Rewe (Billa, Merkur, Penny, Adeg, Bipa), zu Wort gemeldet. "Einen verkaufsoffenen Feiertag, das können wir uns nicht leisten", sagte Marcel Haraszti, Bereichsvorstand für das Rewe-Vollsortiment in Österreich, am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Zuschläge ab 14 Uhr bezahlen zu müssen, wären eine "riesen finanzielle Belastung", die einen Millionenbetrag kosten würde. "Wir wollen eine Kompensation haben, wenn das kommt", forderte Haraszti. Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) hat für den Handel am Karfreitag eine Regelung analog zu jener zu Mariä Empfängnis ins Spiel gebracht.
Handelsangestellte können an diesem Tag von 10 bis 18 Uhr arbeiten und bekommen dies zusätzlich bezahlt, können es aber auch ablehnen. Aufgrund dieser Regelung sei der 8. Dezember für den Handel der teuerste Tag im Jahr, erklärte gestern Handelsobmann Peter Buchmüller. Der Rewe-Österreich-Chef hält den 8. Dezember für einen Sonderfall, für den Karfreitag wäre das nicht leistbar.
In scharfen Worten hat am Donnerstag auch der Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, Thomas Hennefeld, den Regierungsplan kritisiert. "Ein halber Feiertag ist ein ganzes Armutszeugnis", sagte Hennefeld, der darin keinen Kompromiss, sondern eine "Panikaktion vor dem näher rückenden 19. April" sieht.
Hennefeld sprach von einem "Schlag ins Gesicht der betroffenen Kirchen" und sagte: "Es gehört ein großes Maß an Ignoranz, Unverständnis und Böswilligkeit dazu, zu behaupten, dass die evangelischen Kirchen ja ab 14.00 Uhr an diesem Tag ihren Feiertag halten könnten, und das auch noch auf dem Hintergrund einer Zusage des für die Kirchen zuständigen Bundesministers, dass den Evangelischen sicher nichts weggenommen werde."
Während die Koalition versucht, die zahlreichen offenen Details für ihre Halbfeiertagsregelung in internen Gesprächen zu klären, hat die evangelische Kirche am Donnerstag eine Online-Petition für einen "ganzen Feiertag für alle" gestartet. Unterzeichnet werden kann die Petition, die sich an alle Personen, nicht nur evangelische, richtet, unter http://go.apa.at/8zXDs4cx.
Auch die SPÖ hat am Donnerstag eine Petition für einen gesetzlichen Feiertag für alle Arbeitnehmer gestartet. Unter dem Titel "KarFREItag für alle" will die SPÖ bis zum geplanten Gesetzesbeschluss der Regierung für einen halben Feiertag in der nächsten Woche Druck auf die türkis-blaue Koalition aufbauen, erläuterte Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda.