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183 Verletzte bei Anti-Regierungs-Protesten in Algerien

In Algerien sind die Proteste gegen Präsident Abdelaziz Bouteflika auch am Samstag fortgesetzt worden. Örtliche Medien berichteten von erneuten Demonstrationen in der Stadt Bejaia östlich von Algier. Am Freitag wurden bei Protesten gegen eine mögliche fünfte Amtszeit Bouteflikas 183 Menschen verletzt, berichtete die Nachrichtenagentur APS am Samstag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium.

Proteste gegen Bouteflika in Algerien
Proteste gegen Bouteflika in Algerien

Nach offiziellen Angaben starb eine Person infolge eines Herzinfarktes. Zehntausende Menschen waren allein in der Hauptstadt Algier auf die Straße gegangen und hatten Bouteflika, der am Samstag 82 Jahre alt wurde, aufgefordert, auf eine erneute Kandidatur für die Präsidentenwahl am 18. April zu verzichten. Doch Bouteflika ernannte APS zufolge stattdessen Abdelghani Zaalane zum neuen Leiter seines Wahlkampfes für eine fünfte Amtszeit.

Am Samstag blieb es in Algier zunächst ruhig. Am späten Freitagabend war es nach überwiegend friedlichen Protesten in der Nähe des Präsidentenpalastes zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten gekommen. Es war die größte Kundgebung gegen die Führung in Algerien seit dem Arabischen Frühling im Jahr 2011. Die Proteste entzündeten sich an der Entscheidung der Regierungspartei FLN, Bouteflika erneut als Kandidaten aufzustellen.

Bouteflika ist seit 1999 Staatsoberhaupt des Landes, in dem 70 Prozent der Bevölkerung jünger als 30 Jahre sind. Seit einem Schlaganfall, den er im Jahr 2013 erlitten hat, sitzt er im Rollstuhl. Seither war er nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen und hat seit Jahren keine öffentlichen Reden mehr gehalten. Schweizer Medien hatten am Freitag berichtet, Bouteflika befinde sich noch immer in der Universitätsklinik in Genf zu nicht näher bezeichneten Untersuchungen.

Für Bouteflika wäre es die fünfte Amtszeit, sollte er wiedergewählt werden. Die Chancen dafür stehen gut, da die Opposition in dem nordafrikanischen Land, einem wichtigen Gaslieferanten für Europa, schwach und zersplittert ist. Zumindest kurzfristig würde seine Wiederwahl für die Eliten - das Militär und die Konzernchefs - Stabilität verheißen und einen Streit über die Nachfolge an der Spitze des Staates aufschieben.