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9/11: Amerika unter Schock

19 Selbstmordattentäter rissen am 11. September 2001 fast 3000 Menschen in den Tod. Die meisten Opfer gab es beim Einsturz des World Trade Centers.

Die Zwillingstürme des World Trade Centers waren ein Ort, der auch vielen Europäern vertraut war. Ein Besuch auf der 415 Meter hohen Aussichtsplattform des Südturms gehörte fast obligatorisch zu einem New-York-Besuch. Und selbst wer noch nie dort gewesen war, glaubte den Ort zu kennen. So präsent war er aus Filmen.

Dass die Anschläge vom 11. September 2001 so weit über die Grenzen der USA die Menschen erschütterten, liegt laut Stefan Weidner, Autor des gerade erschienenen Buchs "Ground Zero: 9/11 und die Geburt der Gegenwart", aber auch am "Live-Charakter" des Geschehens. Er beschreibt 9/11 als das erste weltgeschichtliche Ereignis, das in Echtzeit rund um den Globus übertragen wurde.

Alles beginnt um 7.59 Uhr Ortszeit an der US-Ostküste. Zu diesem Zeitpunkt startet der Flug 11 von American Airlines in Boston-Logan, eine Viertelstunde danach ist auch der Flug 175 von United Airlines in der Luft. Nur wenig später berichtet die Stewardess Betty Ong vom Flug 11 per Funk über Tränengas, Erstochene und eine mutmaßliche Flugzeugentführung.

Um 8.46 rast das erste Flugzeug in den Nordturm des World Trade Centers im New Yorker Stadtteil Manhattan und reißt ein großes Loch in das mit mehr als 400 Metern höchste Gebäude der Stadt. Die Behörden gehen zunächst von einem Unfall aus.

Zu dieser Zeit haben die Entführer die Kontrolle über das zweite Flugzeug bereits übernommen. Die Piloten zweier Kampfjets der Otis Air National Guard Base erhalten den Befehl, den Flug abzufangen.

Indes sendet CNN die ersten Bilder einer permanenten Kamera vom brennenden 110-stöckigen Nordturm unter den Breaking News: "Flugzeug in Turm des World Trade Centers gestürzt". Da ist es gerade 8.49 Uhr in Manhattan.

Minuten später rast das zweite Flugzeug in den Südturm des World Trade Centers und explodiert - vor laufenden Kameras und den Augen der Welt. Beide Türme sind in Brand. Den Behörden wird klar, dass es sich um keinen Unfall handelt. US-Präsident George W. Bush, der gerade eine Volksschule in Florida besucht, wird informiert. Stabschef Andrew Card flüstert Bush die Nachricht vom Südturm ins Ohr. Fast eine halbe Stunde vergeht, bis sich der Präsident öffentlich zu Wort meldet. Aus der Schulbibliothek spricht er von einem "offensichtlich terroristischen Anschlag" und einer "nationalen Tragödie". Es folgt eine Schweigeminute.

Die US-Flugbehörde lässt inzwischen alle New Yorker Flughäfen schließen, Abfangjäger steigen auf. Die New Yorker Hafenbehörde lässt in der Folge alle Brücken und Tunnels schließen. Erstmals in der Geschichte der USA werden landesweit alle zivilen Flüge gestoppt: Alle in der Luft befindlichen Maschinen müssen unter Androhung des Abschusses auf dem nächstmöglichen Flughafen landen, kein Flugzeug darf mehr starten.

Trotzdem stürzt um 9.43 Uhr ein Flugzeug in das US-Verteidigungsministerium (Pentagon) in Arlington. Rauch steigt aus dem Gebäude. Ein weiteres entführtes Flugzeug stürzt um 10.10 Uhr in Shanksville südöstlich von Pittsburgh ab.

Um 10.28 Uhr fällt der Nordturm des World Trade Centers in sich zusammen.

Fast 3000 Menschen kamen bei den Anschlägen ums Leben.

Unmittelbare Folgen

Opfer

Mindestens 2995 Menschen kamen durch die Anschläge ums Leben. Die meisten Todesopfer, mindestens 2747, gab es am Ground Zero. Unter den Toten waren dort 343 Feuerwehrleute und Rettungskräfte sowie 23 Beamte der New Yorker Polizei. Die 372 umgekommenen Ausländer stammten aus 115 verschiedenen Ländern. Österreicher waren keine darunter. Unter den Toten waren neun Kinder bzw. Jugendliche unter 18 Jahren.

20 Prozent der US-Amerikaner kannten oder kennen jemand, der bei den Angriffen verletzt oder getötet wurde.

Hilfe

Über 32 Kilometer waren die brennenden Türme des World Trade Centers zu sehen. Die Hitze des New Yorker Infernos betrug bis zu 1260 Grad, unterirdische Feuer brannten 69 Tage lang. 98 Feuerwehrfahrzeuge wurden in New York zerstört. Es dauerte neun Monate, bis 1,8 Millionen Tonnen Schutt vom Ground Zero entfernt wurden. New York erhielt in den zwei Monaten nach 9/11 9,5 Milliarden Dollar US-Bundeshilfen.

Wirtschaft

Die New Yorker Börse war nach den Anschlägen sechs Tage lang geschlossen. Der Dow Jones Index verlor bei der Wiedereröffnung 684,81 Punkte. Der wirtschaftliche Verlust für New York in den Monaten nach den Anschlägen betrug etwa 105 Milliarden Dollar.