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Festnahmewelle von mutmaßlichen Gülen-Anhängern in Türkei

Die türkische Polizei hat am Dienstag fast 160 Menschen wegen mutmaßlicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung festgenommen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, wurden insgesamt fast 700 Haftbefehle gegen mutmaßliche Anhänger des im US-Exil lebenden islamischen Predigers Fethullah Gülen ausgestellt, der von der Regierung für den Putschversuch 2016 verantwortlich gemacht wird.

Unter den Beschuldigten sind demnach Soldaten, Polizisten und Justizbeamte. Mindestens 159 Menschen wurden laut Anadolu Dienstagfrüh festgenommen. Die Fahndung nach den anderen Verdächtigen dauere noch an. In der Hauptstadt Ankara hat die Staatsanwaltschaft dem Bericht zufolge Haftbefehle gegen 467 Menschen ausgestellt, die 2009 ein Auswahlverfahren der Polizei manipuliert haben sollen, um Gülen-Anhänger auf wichtige Posten zu bringen. Weitere Ermittlungsverfahren laufen demnach in anderen Städten.

Die Polizei unternimmt immer wieder Razzien gegen mutmaßliche Anhänger Gülens, der jede Verstrickung in den Putschversuch bestreitet und seit 1999 im US-Bundesstaat Pennsylvania lebt. Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft Gülen und seinen Anhängern seit Jahren vor, sie wollten einen Parallelstaat in der Türkei errichten, indem sie Polizei, Militär, Justiz und Verwaltung infiltrierten. Seit dem Putschversuch wurden rund 80.000 Menschen angeklagt. Etwa 150.000 Beschäftigte unter anderem in der Verwaltung und im Militär wurden entlassen oder vom Dienst suspendiert. Die Europäische Union und Menschenrechtsgruppen haben das massive Vorgehen kritisiert. Erdogan rechtfertigt es als notwendige Antwort auf die Bedrohung der Sicherheit.

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