Die Familie Bush sei zutiefst dankbar für das Leben und die Liebe des früheren Präsidenten, erklärte George W. Bush. Im Umfeld der Familie hieß es, Bush senior sei friedlich in seinem Haus in Houston verstorben. Bush war zuletzt gesundheitlich angeschlagen und saß im Rollstuhl. Er lebte länger als all seine Vorgänger. Für den 5. Dezember wurde eine eintägige Staatstrauer angeordnet. Erst vor sieben Monaten war Bushs Ehefrau Barbara gestorben, mit der er 73 Jahre verheiratet war.
Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow erklärte, er habe mit Bush in einer "dramatischen Zeit" zusammengearbeitet. "Das Ergebnis war die Beendigung des Kaltes Krieges und des Rüstungswettlaufs." Bush sei ein "echter Partner" gewesen, sagte Gorbatschow der Agentur Interfax. Bush und Gorbatschow setzten in den 1980er-Jahren die schon unter Präsident Ronald Reagan begonnene Abrüstung fort. Sie ermöglichten nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 die deutsche Wiedervereinigung.
US-Präsident Donald Trump würdigte Bushs Rolle bei der Beendigung des Kalten Krieges. Trump lobte Bushs Authentizität, dessen Witz und unerschütterliches Bekenntnis zu Glaube, Familie und Heimat, die Generationen von Amerikanern inspiriert habe, in den öffentlichen Dienst zu treten. Dabei sei Bush stets demütig geblieben.
Diplomatisch geschickt agierte Bush auch nach dem irakischen Überfall auf Kuwait 1990. Der Präsident rief eine breite internationale Koalition gegen den Irak unter dem damaligen Machthaber Saddam Hussein ins Leben. Der erfolgreiche Irak-Feldzug ließ Bushs Zustimmungswerte in seiner Heimat in die Höhe schnellen.
Innenpolitisch wurden für Bush allerdings die Bemühungen zur Reduzierung des Budgetdefizits zum Verhängnis. Mit Steuererhöhungen brach er ein Wahlversprechen. 1993 wurde er von dem Demokraten Bill Clinton im Weißen Haus abgelöst. Dieser brachte am Samstag seine Dankbarkeit für die Freundschaft seines Amtsvorgängers zum Ausdruck: Er sei für jede Minute dankbar, die er mit Bush verbracht habe.
Der demokratische Ex-Präsident Barack Obama zeigte sich bestürzt über den Tod von George H. W. Bush. Amerika habe einen "Patrioten und bescheidenen Diener" verloren, hieß es in einer Erklärung von Barack und Michelle Obama. "Während unsere Herzen heute schwer sind, sind sie auch voller Dankbarkeit." Bush habe sein Leben einem Land gewidmet, das er geliebt habe. Er hinterlasse ein Vermächtnis, das niemals erreicht werden könne, "auch wenn er gewollt hätte, dass wir alle es versuchen".
Präsident Trump wird an der Trauerfeier für seinen Amtsvorgänger George H. W. Bush teilnehmen. Wie das Weiße Haus am Samstag mitteilte, laufen die Vorbereitungen zu einem Staatsbegräbnis für den 41. Präsidenten der USA in der Kathedrale von Washington, an dem auch Trump und seine Ehefrau Melania teilnehmen werden. Zuletzt war Trump den Trauerfeiern für Bushs Ehefrau Barbara Bush und für den republikanischen Senator John McCain ferngeblieben.
Bush senior sagte dem Historiker Mark Updegrove, dass er Trump nicht möge. In Updegroves Buch "The Last Republicans" (Die letzten Republikaner) heißt es, Bush senior sehe in Trump einen von seinem Ego getriebenen "Angeber" und habe für die Demokratin Hillary Clinton gestimmt. Bush junior habe einen weißen Stimmzettel abgegeben und über Trump gesagt, dieser wisse nicht, was es bedeute, Präsident zu sein.
Bei der Trauerfeier für die ehemalige First Lady Barbara Bush im April hatte sich Trump von seiner Frau Melania vertreten lassen. Der Präsident ließ damals ausrichten, "aus Respekt vor der Bush-Familie" nicht an der Zeremonie teilnehmen zu wollen. Offiziell hieß es zur Begründung seiner Absage, er wolle eine Störung der Zeremonie durch erhöhte Sicherheitsmaßnahmen vermeiden. Mit der Begründung des Respekts vor der Familie von Bush sagte Trump am Samstag auch seine angekündigte Pressekonferenz zum Abschluss des G-20-Gipfels in Buenos Aires kurzfristig ab.
Auch weltweit war die Anteilnahme am Tod von Bush groß. Der französische Präsident Emmanuel Macron hob hervor, Bush habe die Allianz mit Europa immer unterstützt. Die britische Premierministerin Theresa May schrieb auf Twitter, Bush sei ein echter Freund Großbritanniens gewesen. Sein staatsmännisches Können, seine Weisheit und seine Freundschaft werde man sehr vermissen.
Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) zeigte sich am Samstag traurig über die Nachricht vom Ableben des früheren US-Präsidenten. Er sei ein "wahrer analytischer Geist" und einer der Architekten der Ära nach dem Kalten Krieg gewesen, unterstrich Kneissl auf Twitter.
Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sandte ein Kondolenzschreiben an Trump. Darin bezeichnete er Bush als einen "wahren Freund" Deutschlands. "Ohne das Vertrauen und die Freundschaft der Vereinigten Staaten und ihres Präsidenten wäre die deutsche Einheit nicht möglich gewesen." Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte Bush als "Freund der Deutschen". "Seinen Beitrag zu unserer Wiedervereinigung werden wir nie vergessen", twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert am Samstag.