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Kurden wollen ausländische IS-Männer nicht freilassen

Die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien will nach eigenen Angaben entgegen der Drohung von US-Präsident Donald Trump dort inhaftierte ausländische Jihadisten nicht freilassen. Der kurdische Außenbeauftragte Abdulkarim Omar sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", die 800 ausländischen Gefangenen seien nicht in der Gewalt der USA, sondern sondern in kurdischen Händen.

Daher habe Trump nicht über das Schicksal von Kämpfern der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) zu entscheiden. "Wir werden mit den IS-Mitgliedern gemäß den internationalen Verträgen und Konventionen umgehen, und wir werden sie nicht freilassen", sagte Omar der "FAS". Der Berliner Vertreter der kurdischen Selbstverwaltung, Ibrahim Murad, sagte der Zeitung: "Wir verstehen nicht, warum Trump das sagt. Was hat er damit zu tun?"

Die ausländischen Gefangenen seien zwar eine Last, doch liege es nicht im kurdischen Interesse, sie auf freien Fuß zu setzen. "Das wäre auch für uns zu gefährlich", hob Murad dem Bericht zufolge hervor.

Allerdings fordern kurdische Politiker in Syrien schon seit Monaten die westlichen Länder auf, dass sie ihre in dem Bürgerkriegsland gefangengenommenen Staatsbürger zurückzunehmen. "Diese Jihadisten sind wie eine tickende Zeitbombe. Wenn die Bombe platzt, ist dies eine Gefahr für die ganze Welt, nicht nur für uns", zitierte die "FAS" den kurdischen Vertreter in Berlin. Die Jihadisten müssten in ihren Heimatländern angeklagt und verurteilt werden. In Nordsyrien gebe es dafür nicht die notwendigen Kapazitäten.

Omar hob hervor, die Kurden hätten inzwischen die Grenzen ihrer Kraft erreicht. "Wir haben einen hohen Preis dafür gezahlt, unser Land zurückzuerobern", sagte der kurdische Außenbeauftragte. "Wir können nun nicht auch noch 1.500 traumatisierte ausländische Kinder erziehen." Es sei daher "die moralische und juristische Verantwortung" der involvierten Länder, ihre Staatsangehörigen zurückzuholen.

Trump hatte die Europäer vor einer Woche aufgefordert, ihre bei Kämpfen gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Ostsyrien gefangengenommenen Staatsbürger zurückzunehmen, um ihnen in ihrer Heimat den Prozess zu machen. Sonst müssten die USA sie freilassen, woraufhin damit zu rechnen sei, dass die Kämpfer nach Europa "eindringen", schrieb der US-Präsident im Kurzbotschaftendienst Twitter. Trump sprach konkret Deutschland, Großbritannien und Frankreich an.

Seit Dezember sind zehntausende Angehörige von Jihadisten aus der letzten IS-Bastion im Osten Syriens geflohen und haben sich den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) ergeben. Unter den Gefangenen sind auch viele europäische Jihadisten mit ihren Frauen und Kindern.

Medienberichten zufolge sitzen mehrere Dutzend Deutsche in Syrien in kurdischer Haft. Die deutsche Bundesregierung erkennt allen ein Rückkehrrecht zu, macht jedoch bisher keine Anstalten, Deutsche aus Syrien zurückzuholen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) tritt für eine Prüfung der einzelnen Fällen, von denen es seiner Ansicht nach in Österreich nur "sehr wenige" gibt, ein. Ansonsten gab sich der Kanzler in Hinblick auf die US-Forderung zur Rücknahme von IS-Kämpfern bisher zurückhaltend. Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) will keine gefangenen Mittäter der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) mit österreichischer Staatsbürgerschaft zurück ins Land holen.

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