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Donald Trump hat kein Sprachrohr mehr

Der Präsident kann seine Fans nicht mehr aufwiegeln. Das ist gut. Aber die Entscheidung darüber liegt bei den Falschen.

Martin Stricker

Kennen Sie Jack Dorsey? Oder John Matze? Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg? Wie auch immer, diese vier Herren entscheiden, ob Donald Trump weiterhin seine Fans zu Gewaltakten aufhetzen darf, ob er seine dreisten Lügen über die Präsidentenwahl weiter verbreiten darf, ob seine Anhänger und Verbündeten weiterhin absurdesten Irrsinn stiften und Sturmangriffe auf demokratische Institutionen planen können.

Twitter (Chef: Jack Dorsey) und Facebook (Chef: Mark Zuckerberg) haben den zunehmend wahnhaften Donald Trump von ihren Netzwerken verbannt. Jeff Bezos (Amazon) ...

KOMMENTARE (1)

Christian Linhart

Ich stimme zu, dass die Entscheidung, was online erlaubt ist und nicht, durch Parlamente getroffen werden sollte, und nicht im Ermessen von Konzernen liegen darf. Einige europäische SpitzenpolitikerInnen haben auch einen Vorstoss in diese Richtung gemacht. Ich möchte auch richtigstellen, dass Trump nun kein Sprachrohr mehr hätte. Das stimmt nicht, er hat nachwievor Kanäle, um mit seinen Fans zu kommunizieren: Es ist durch die Massnahmen dieser Firmen nicht gelungen, dass Trump nicht mehr zu seinen Fans Nachrichten senden kann. Es gibt Alternativen, die regen Zulauf von seinen Fans erhalten, und wo er signifikante Followerzahlen hat. (Ein Teil der Follower dort sind natürlich nicht seine Fans, sondern Menschen, die die Situation beobachten wollen, weil es sie interessiert, oder weil sie wachsam sein wollen.) Diese Alternativen werden zu Echokammern, wo der harte Kern seiner Follower sich vermutlich gegenseitig hochschaukelt und weiter radikalisiert. Evtl besteht sogar die Gefahr, dass ein Teil seiner Fans sogar Trump in Radikalität überbietet, und sich von Trump ablöst und dann eigenständig agiert. D.h. die Massnahme der Verbannung von Trump hat auch die Folge der Erschaffung von gefährlichen Echokammern. Solange er und seine Fans auf Twitter waren, war noch eine Kommunikation mit Andersdenkenden möglich, was die Radikalisierung etwas gebremst haben könnte. D.h. Trump hat nachwievor ein Sprachrohr. Es ist nur für die meisten Leute nicht mehr so sichtbar. Es stellt sich daher die Frage, ob die Verbannung von Usern von Social Media mit einer großen Meinungsvielfalt, wie zB Twitter, wirklich ein wirksamer Weg gegen Extremismen ist. Es besteht sogar die Gefahr, dass dies im Endeffekt diese Extremismen noch verstärkt. D.h., das Thema ist komplex, und nicht so einfach zu lösen. *** Ich gebe hier bewusst nicht an, um welche Alternativen es sich hier handelt. Ich will keine Werbung dafür machen. Falls die SN-Redaktion Interesse daran hat, welche dieser Alternativen ich kenne, um dort zB mitzulesen und damit eine direkte Quelle zu haben, bitte ich um Email. Ich stelle Ihnen das gerne zur Verfügung. Ich kenne aber vermutlich nicht alle dieser Alternativen. Nur was ich so zufällig online mitbekommen habe... Eventuell kennen Sie diese Plattformen ohnehin schon.
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