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Nordkorea fordert Ausschluss Pompeos von Atomgesprächen

Zwischen den USA und Nordkorea zeichnen sich neue Spannungen ab. Pjöngjang forderte am Donnerstag den Ausschluss von US-Außenminister Mike Pompeo aus den Gesprächen. Zudem meldete die Staatsagentur KCNA, es sei eine neue Waffe getestet worden. Den Test eines neuen taktischen Systems mit starkem Gefechtskopf habe Staatschef Kim Jong-un persönlich überwacht.

Persona non grata aus Sicht Nordkoreas: Mike Pompeo
Persona non grata aus Sicht Nordkoreas: Mike Pompeo

Man brauche jemanden, der "vorsichtiger und reifer" kommunizieren könne, hieß es mit Blick auf Pompeo, der in den vergangenen Monaten die Verhandlungen auf US-Seite koordiniert hatte. US-Präsident Donald Trump hatte über Monate auf ein Einlenken Kims im Atomstreit gesetzt. Ende Februar wurde ein Gipfel zwischen beiden in Hanoi vorzeitig abgebrochen. "Wir haben ihn (Kim) aufgefordert, mehr zu geben", hatte Pompeo damals erklärt. "Aber dazu war er nicht bereit."

Der Waffentest war der erste seit dem erfolglosen Gipfel im Februar. Kim habe den Test am Mittwoch beaufsichtigt und von einem "sehr bedeutenden Ereignis" gesprochen, meldeten die Staatsmedien. Details zu dem Test der neue Waffe nannte Nordkorea nicht. Auch blieb offen, ob es sich um eine Rakete handelte. Laut Experten deutet aber der Zusatz "taktisch" darauf hin, dass es sich um eine Kurzstrecken-Rakete handelt - im Gegensatz zu den Langstrecken-Waffen, die die USA für sich als Bedrohung ansehen. Laut Kim sei die Fertigstellung des Systems ein sehr wichtiger Schritt für den Ausbau der militärischen Schlagkraft des Landes, berichtete KCNA. Ein ranghoher US-Regierungsmitarbeiter sagte allerdings, das US-Militär habe bisher keinen Raketenabschuss in Nordkorea festgestellt. Offiziell wollte sich das US-Präsidialamt nicht äußern.

Der Experte Kim Dong-yub von der südkoreanischen Universität Kyungnam erklärte, der jüngste Test könne als Nachricht an die USA interpretiert werden, dass sich Nordkorea den US-Sanktionen nicht beugen werde. Zudem könne Kim damit dem nordkoreanischem Volk und seinem Militär signalisieren, dass das Land weiter an seiner Sicherheitsarchitektur arbeite, etwa durch die Stärkung konventioneller Waffen. Kim hatte nach US-Angaben Ende Februar zwar zugesagt, auf weitere Atom- und Raketentests zu verzichten. Experten verwiesen am Donnerstag aber darauf, dass ein Test-Stopp aller Waffen im Arsenal Nordkoreas eben nicht darunter falle.

Zu Ablehnung der Person Pompeo bei weiteren Verhandlungen zitierte KCNA den ranghohen nordkoreanischen Außenamts-Vertreter Kwon Jong-gun mit den Worten, das Treffen in Hanoi habe gezeigt, dass die Gespräche schlecht liefen, "wann immer Pompeo seine Nase hineingesteckt" habe. "Wenn Pompeo bei Gesprächen erneut beteiligt wird, habe ich habe die Sorge, dass es dort am Tisch erneut lausig zugeht und die Gespräche sich verheddern." Niemand könne die Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel vorhersehen, wenn die USA nicht den Hauptgrund abschafften, der Pjöngjang zur Entwicklung seines Atomprogramms bewogen habe.

Pompeo sollte im Auftrag von US-Präsident Donald Trump die Verhandlungen mit Nordkorea im vergangenen Jahr vorantreiben. Er traf mehrfach hochrangige Vertreter Nordkoreas in den USA oder Pjöngjang, darunter auch Kim.

Kim hatte zuletzt den USA Bedingungen für ein drittes Gipfeltreffen mit Trump gestellt. Er und Trump hatten sich zunächst im Juni 2018 in Singapur getroffen. Bei dem ersten Gipfel eines US-Präsidenten mit einem nordkoreanischen Machthaber hatte Kim seine grundsätzliche Bereitschaft zur atomaren Abrüstung erklärt. Der zweite Gipfel im Februar in Hanoi war abgebrochen worden. Trump hatte damals erklärt, eine Einigung auf eine gemeinsame Linie zur atomaren Abrüstung sei an Kims Forderung nach Aufhebung von Sanktionen gescheitert. Ohne ausreichende Zugeständnisse Kims habe er aber die vorbereiteten Dokumente nicht unterzeichnen können. Nordkorea ächzt unter den von den USA und den Vereinten Nationen verhängten Strafmaßnahmen, die nach Atom- und Raketentests des Nordens 2017 noch verschärft worden waren. Ende Februar hatte Nordkorea vor einer Hungersnot in dem verarmten Land gewarnt.

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