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Nordkoreanisches Mädchen von Rom in die Heimat verschleppt

Die 17-jährige Tochter eines ranghohen nordkoreanischen Diplomaten, der Medienberichten zufolge im November von Italien aus Asyl beantragt hat und dann untergetaucht ist, ist von nordkoreanischen Geheimdienstagenten in Italien entführt und nach Nordkorea zurückgeführt worden. Mit dem Fall, von dem südkoreanische Medien berichteten, beschäftigt sich das italienische Außenministerium.

Wie der italienische Außenminister Enzo Moavero Milanesi am Mittwoch berichtete, prüfe Italien die südkoreanischen Medienberichte. "Danach werden wir Schlüsse ziehen", erklärte der Außenminister. Der Fall sorgte in Italien für einen Eklat. Es sei unerhört, dass nordkoreanische Geheimdienste die minderjährige Tochter eines Diplomaten entführen, der jetzt Tortur in ihrer Heimat drohe, sagte der Staatssekretär im italienischen Außenministerium Manlio Di Stefano. Die Diplomatentochter besuchte vor der Verschleppung eine Schule in Rom.

Amnesty International rief die italienische Regierung auf, sich sofort einzuschalten, um die Hintergründe der Verschleppung zu klären. "Wie ist es möglich, dass nordkoreanische Agenten von Rom eine Minderjährige verschleppen konnten?", so der Präsident von Amnesty International Italia, Antonio Marchesi, in einer Presseaussendung am Mittwoch.

Der Botschafter Pjöngjangs in Rom, Jo Song-gil, ist ein weiterer ranghoher Vertreter der kommunistischen Landes, der dessen Führung den Rücken kehrt. Der 48-jährige Diplomat werde an einem "sicheren Ort" geschützt, hieß es laut südkoreanischen Medien. Jo hatte seinen Posten im Oktober 2017 angetreten, nachdem die italienische Regierung seinen Vorgänger Mun Jong-nam aus Protest gegen einen nordkoreanischen Atomtest des Landes verwiesen hatte. Zuletzt setzte sich der frühere nordkoreanische Vize-Botschafter, Thae Yong-ho, nach London ab.