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Südkorea will zwischen USA und Nordkorea vermitteln

Nach dem ergebnislosen Gipfel zwischen den USA und Nordkorea in Hanoi will sich die südkoreanische Regierung als Vermittlerin anbieten. Unter Vorsitz von Staatspräsident Moon Jae-in tagte am Montag in Seoul der nationale Sicherheitsrat Südkoreas mit dem Ziel, den Impuls für einen weiteren Dialog über die Abrüstung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms zu geben.

Unter Vorsitz von Moon Jae-in tagte der nationale Sicherheitsrat
Unter Vorsitz von Moon Jae-in tagte der nationale Sicherheitsrat

Er hoffe, dass US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in naher Zukunft wieder zusammenkommen und doch noch eine Einigung zur Denuklearisierung erzielen, sagte Moon laut seinem Büro. "Bei diesem Prozess ist unsere Rolle erneut sehr wichtig geworden."

Der zweite Gipfel zwischen Trump und Kim war überraschend ohne Abschlusserklärung zu Ende gegangen. Beide waren sich in der zentralen Frage uneinig, wie das Atomwaffenarsenal Nordkoreas abgebaut wird und welche Gegenleistungen es dafür geben soll.

Moon wies die Mitglieder des Sicherheitsrats an, zunächst präzise die Differenzen zu analysieren, die ein Abkommen zwischen beiden Seiten verhindert haben. Im nächsten Schritt sollten Wege gefunden werden, die Meinungsverschiedenheiten zu überwinden. Trotz fehlender Vereinbarungen habe es auch Fortschritte gegeben, sagte Moon.

Die südkoreanische Außenministerin Kang Kyung-wha sprach bei der Sitzung von der Möglichkeit, dass sich erneut Unterhändler der beiden koreanischen Staaten und der USA sowie unabhängige Experten der drei Länder treffen könnten.

Trump hatte Moon nach Angaben des Präsidialamts in Seoul schon gleich im Anschluss an den Gipfel in Hanoi am vergangenen Donnerstag in einem Telefongespräch gebeten, ähnlich wie im vergangenen Jahr eine Vermittlerrolle zu übernehmen. Moon hatte bereits rund um ersten Gipfel zwischen Trump und Kim voriges Jahr im Juni in Singapur vermittelt.

Der südkoreanische Präsident geht nach eigenen Angaben davon aus, dass bei den Verhandlungen zwischen den USA und Nordkorea "am Ende" ein Abkommen herauskommen wird. Seine Beamten sollen sich nun dafür einsetzen, dass zumindest die Gespräche auf Arbeitsebene schnell wieder aufgenommen werden. Eine lange Verhandlungspause sei "nicht vorteilhaft", sagte Moon.

Trump begründete sein Aufstehen vom Verhandlungstisch in Hanoi damit, dass Kim eine Aufhebung aller Sanktionen gegen Nordkorea gefordert habe. Nach Angaben aus US-Regierungskreisen hatte der nordkoreanische Machthaber im Gegenzug nur angeboten, einen Teil des riesigen Atomkomplexes Yongbyon stillzulegen. Nordkorea wies die Vorwürfe aus Washington zurück. Pjöngjang habe der US-Delegation einen "realistischen Vorschlag" unterbreitet, sagte Außenminister Ri Yong-ho. Nordkorea sei bereit, "alle atomaren Produktionsanlagen" in Yongbyon stillzulegen, wenn die USA einen Teil der Sanktionen zurücknähmen.

China bewertete das Gipfeltreffen vergangene Woche trotz der Uneinigkeit unterdessen als "konstruktiv". Der Sprecher des Volkskongresses, Zhang Yesui, zeichnete bei einer Pressekonferenz ähnlich wie Moon ein positives Bild. Beide Seiten wollten schließlich ihren Dialog fortsetzen. Der Atomkonflikt sei ein "sehr kompliziertes und heikles Problem", das nicht mit ein oder zwei Treffen gelöst werden könne, sagte Zhang Yesui, der auch Vizeaußenminister ist und seit langem an den Verhandlungen mit Nordkorea mitwirkt. Beide Seiten sollten "guten Willen und Geduld" zeigen.

Am Montag begannen die Streitkräfte der USA und Südkoreas nach der freiwilligen Einstellung ihrer bisher großen gemeinsamen Militärmanöver eine kleinere Kommandoübung. Das Manöver "Dong Maeng" (Allianz) habe wie geplant begonnen, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul mit. Beide Länder hatten am Wochenende erklärt, das mehrwöchige Frühjahrs-Feldmanöver "Foal Eagle" sowie die parallel dazu laufende Kommandoschulung "Key Resolve" aus ihrem Trainingsprogramm zu nehmen. Zur Begründung verwies das Pentagon auf die Bemühungen um eine diplomatische Lösung des Atomstreits mit Nordkorea. Die Frühjahrsmanöver lösten immer wieder heftige Proteste der kommunistischen Führung Nordkoreas aus. Trump nannte als Grund für die Beendigung der Großmanöver auch finanzielle Vorteile. Er schrieb am Sonntag auf Twitter, dadurch Hunderte Millionen an Dollar einsparen zu wollen.

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