Caroline Kennedy stammt aus einer der berühmtesten politischen Familien Amerikas - ihr Vater John F. Kennedy war von 1961 bis zu seiner Ermordung 1963 US-Präsident. Seit vergangener Woche ist die 64-jährige Juristin, die als eine der treuesten Unterstützerinnen von US-Präsident Joe Biden gilt, als US-Botschafterin in Australien im Einsatz. In einer Erklärung hatte sie das Land noch vor ihrem Antritt als wichtig für die "zukünftige Sicherheit und den künftigen Wohlstand" der USA bezeichnet.
China wird eine Herausforderung
Eine noch viel wichtigere Aufgabe kommt der Amerikanerin aber in der Region zu: Denn China versucht seit Jahren, seinen Einfluss im Pazifik auszubauen, indem es den kleinen Pazifikstaaten beispielsweise mit Investitionen oder Hilfslieferungen unter die Arme greift. Als die Salomonen, eine kleine Inselgruppe im Pazifik mit rund 700.000 Einwohnern, im April ein Sicherheitsabkommen mit China schlossen, hatten sich Australien, Neuseeland und die USA besorgt geäußert. Denn die Vereinbarung könnte es China ermöglichen, Marineschiffe im Pazifik, weniger als 2000 Kilometer von der australischen Küste entfernt, zu stationieren.
Mit der Ernennung der prominenten Kennedy versprechen sich die USA, wieder mehr Gewicht in der Region zu gewinnen. Bereits im vergangenen Jahr hatten die USA eine Kooperation ins Leben gerufen, die einen Gegenpol zum wachsenden Einfluss und der zunehmenden Militarisierung Chinas in der Region darstellen soll: eine trilaterale Sicherheitspartnerschaft zwischen Australien, Großbritannien und den USA namens Aukus. Bei ihrem Antritt in Canberra diese Woche versprach Kennedy dann auch, in den kommenden Wochen neue Ankündigungen zu diesem Deal zu kommunizieren.
In Japan wurde Kennedy hoch dekoriert
Mit Kennedy haben die USA eine erfahrene Diplomatin an die strategisch wichtige Position im Pazifik gesetzt. Kennedy war von 2013 bis 2017 bereits unter Barack Obama US-Botschafterin in Japan gewesen. "Sie hat die Neuausrichtung der US-Streitkräfte in Okinawa vorangetrieben, die Stärkung der Rolle der Frau in Japan gefördert und den Studentenaustausch zwischen den USA und Japan verstärkt", hieß es in einer Erklärung vonseiten des Weißen Hauses. In Japan hatte man ihr für ihr Engagement den Orden der Aufgehenden Sonne verliehen, die höchste japanische Auszeichnung, für die Ausländer berechtigt sind.
Auch in Australien startet die US-Amerikanerin mit Elan: Bereits in der kommenden Woche will sie ihre Fühler in die Region ausstrecken und auf die Salomonen fliegen. Dort will die Diplomatin am 80. Jahrestag der Schlacht um Guadalcanal gedenken.
Ihr Vater, der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy, diente während des Zweiten Weltkriegs auf den Salomonen als Kapitän eines Patrouillenboots und half dabei, das Leben von US-Besatzungsmitgliedern zu retten, nachdem ihr Schiff gesunken war. Kennedy und andere Überlebende wurden später von zwei Bewohnern der Salomonen von einer nahe gelegenen Insel gerettet. Die Gedenkfeier wird auch an die strategische Bedeutung der Inselgruppe im Pazifik erinnern - vor allem nach ihrem neuen Pakt mit China. Denn nicht umsonst hatten die Japaner 1942 bereits damit begonnen, auf der Insel Guadalcanal einen Flughafen zu bauen. Von dort aus hätten sich die Seerouten nach Australien und Neuseeland bestens überwachen lassen.
Neue Botschaften sollen eröffnet werden
Diese historischen Verbindungen zum Pazifik wollen die USA nun wieder ausbauen: Beispielsweise sollen neue US-Botschaften in Tonga und Kiribati eröffnet werden. Dies verkündete US-Vizepräsidentin Kamala Harris während einer virtuellen Rede vor dem Pacific Islands Forum im Juli, einer regionalen Zusammenkunft der Pazifikstaaten. Dort sprach sie sich auch dafür aus, dass der US-Kongress die Finanzierung für die wirtschaftliche Entwicklung der Region auf 60 Millionen US-Dollar pro Jahr verdreifachen sollte.
Außerdem möchte sie sich für die Rückkehr von Freiwilligen aus dem Peace Corps einsetzen. Für das Forum selbst soll es auf Wunsch von Harris einen ersten US-Gesandten geben. "Wir erkennen an, dass die Pazifikinseln in den vergangenen Jahren möglicherweise nicht die diplomatische Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten haben, die sie verdienen", sagte Harris. "Deshalb bin ich heute hier, um Ihnen direkt zu sagen: Das werden wir ändern."
Auch die zwischenzeitlich geschlossene Botschaft in Honiara, der Hauptstadt der Salomonen, soll wiedereröffnet werden. Letzteres war bereits Anfang des Jahres bekannt gegeben worden. Der Besuch Kennedys auf den Salomonen sollte der diplomatischen Offensive in der Region nun nochmals Gewicht verleihen.