"Soldaten, Matrosen, Polizisten, das ist ein Befehl: Lasst die humanitäre Hilfe ins Land", sagte Guaidó bei einer Kundgebung in der Hauptstadt Caracas. "Wir führen einen Krieg gegen den Hunger und das Elend." Am kommenden Wochenende sollten sich Freiwillige im ganzen Staatsgebiet treffen, um die Verteilung der Hilfsgüter zu planen. Ab dem 23. Februar sollen die Lieferungen dann ins Land gebracht werden, wie Guaidó ankündigte.
Seit der vergangenen Woche warten in der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta zehn Lastwagen mir etwa 100 Tonnen Hilfsgütern auf die Erlaubnis, passieren zu dürfen. In dieser Woche soll zudem eine Sammelstelle für Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel im brasilianischen Bundesstaat Roraima an der Grenze zu Venezuela eingerichtet werden.
Das erdölreichste Land der Welt leidet unter einer schweren Versorgungskrise. Viele Menschen hungern, in den Krankenhäusern fehlt es an Medikamenten und Material. Maduro lehnt die humanitäre Hilfe als politische "Show" ab. Der sozialistische Präsident befürchtet, dass die Lieferungen lediglich ein Vorwand für eine militärische Intervention in Venezuela sein könnten.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow warnte unterdessen US-Außenminister Mike Pompeo vor jeglichen Interventionen in die inneren Angelegenheiten Venezuelas, einschließlich des Militärs. Dies erklärte das russische Außenministerium nach einem Telefongespräch zwischen den beiden. Lawrow sagte demnach, Russland sei zu Konsultationen über Venezuela im Einklang mit der Charta der Vereinten Nationen bereit.
"In Venezuela sterben Kinder an Unterernährung", sagte der frühere Bürgermeister von Caracas, Antonio Ledezma, bei einer Pressekonferenz in Rom. Wenn der Machtwechsel gelingt, werde die Übergangsregierung die Wirtschaft des einst reichen Landes wieder ankurbeln. "Wir werden die Infrastruktur wieder aufbauen, Venezuela für ausländische Investitionen öffnen und die Schulden restrukturieren", sagte der Oppositionspolitiker, der in Venezuela in Haft saß und heute im Exil lebt. Das Land brauche finanzielle Hilfen in Höhe von mindestens 80 Milliarden US-Dollar (70,7 Mrd Euro).
Er werde hunderttausende Anhänger mobilisieren, um den Lieferungen den Weg ins Land zu ebnen. Der Armee befahl Guaidó, ihren Widerstand aufzugeben. Mit der Großkundgebung wollten Guaidós Anhänger ihrer Forderung nach einer Einfuhrerlaubnis für US-Hilfsgüter in das verarmte Land Nachdruck verleihen. Maduro lehnt Hilfslieferungen allerdings ab.
Er bezeichnet sie als Vorwand, um den Boden für eine von den USA angeführte Militärinvasion zu bereiten. Bislang verhindert Venezuelas Militär, dass die US-Lieferungen mit Nahrung und Medikamenten aus dem Nachbarland Kolumbien über die Grenze gelangen.
Nach Guaidós Angaben haben sich bereits 250.000 Freiwillige gemeldet, um die Hilfslieferungen zu unterstützen. Er rief sie auf, sich am Wochenende zu organisieren. "Wir werden in Karawanen losziehen müssen", sagte er.
Parlamentspräsident Guaidó hatte sich am 23. Jänner selbst zum Interimspräsidenten erklärt und Maduro damit herausgefordert. Die Wiederwahl des Staatschefs im vergangenen Jahr hat nach Auffassung der Opposition nicht den demokratischen Standards entsprochen. Laut Verfassung könnte Guaidó das Präsidentenamt deshalb vorübergehend übernehmen und Neuwahlen organisieren.
Zahlreiche Staaten, darunter die USA und Deutschland, haben ihn bereits als rechtmäßigen Übergangsstaatschef anerkannt. Maduro kann sich auf Russland, China und die Türkei sowie Kuba, Bolivien und Nicaragua stützen. Auch das mächtige Militär steht noch an der Seite von Maduro.
"Die Zeit läuft gegen Nicolás Maduro, eine Regierung, die keine Zukunft, keine Ideen und keinen Rückhalt in der Bevölkerung hat", sagte Guaidó in einem Interview der Deutschen Welle. "Wir dagegen sind eine Bewegung, die wächst, und werden nicht zurückweichen und einen Prozess aufschieben, der unausweichlich ist."