Balint Slobodnig steht am Montagvormittag vor den Trümmern seiner Wohnung. Erst vor einer Woche ist der Ungar nach Hüttau gezogen, um im Hotel Hubertushof als Koch zu arbeiten. Am Sonntag wurde die gesamte Wohnung von der Mure weggerissen. Auch sein Auto und sein Arbeitsplatz sind fort: Das Hotel wurde ebenfalls schwer von dem Geröll beschädigt.
Slobodnig kann aber lachen. Er ist froh, mit dem Leben davongekommen zu sein. "Ich war gerade fünf Minuten aus dem Haus, da ist das alles passiert." Slobodnig ging es damit genauso wie jenen 50 Insassen eines Reisebusses, der, kurz bevor die Mure abging, vom Hotel Hubertushof aufgebrochen war.
Schräg gegenüber von Slobodnigs Wohnung befindet sich eine Wohnanlage der Salzburg Wohnbau. Hier wohnt Jutka Auer. Durch die Wand ihrer Küche ragt ein dicker Baumstamm, durch ihre Fenster sieht man nur Äste und Geröll. Auer hatte gerade geschlafen, als die Mure abging. "Es hat sich angehört, als würde ein Zug am Haus vorbeifahren" sagt sie. Wie durch ein Wunder wird auch hier niemand verletzt, der Großteil des Inventars bleibt heil. "Wenn ich in dem Moment in der Küche sitze und Kaffee trinke, dann ist mein Leben vorbei", sagt Auer.
Auch im Malereibetrieb von Robert Steiner wurde niemand verletzt. Jetzt arbeitet er mit seinen Mitarbeitern und Helfern der freiwilligen Feuerwehr daran, Erde und Gestein aus dem Geschäftslokal zu schaffen. Das gesamte Inventar des Betriebs wurde durch die Mure zerstört. "Eigentlich hatte ich einen vollen Terminkalender bis über den Sommer hinaus. Vorerst kann ich aber keine Aufträge erfüllen." Das Schlimmste für ihn sei aber, dass seine Versicherung nur 700 Euro zahle. "Ich muss jetzt neu anfangen", sagt Steiner.
Alles wieder aufbauen möchte auch Hubert Mann. Sein Hotel Hubertushof war sozusagen die Endstation der Mure. Das Erdgeschoß des Drei-Sterne-Betriebs wurde von dem Geröll schwerst beschädigt. Jetzt arbeiten hier Dutzende Helfer daran, den gröbsten Dreck mit Scheibtruhen und Kübeln aus dem Hotel zu bringen. Diese Welle der Hilfsbereitschaft ist für Hubert Mann fast ebenso beeindruckend, wie die Katastrophe, die seinen Betrieb einen Tag zuvor getroffen hat. "Mir fehlen die Worte. Auch aus Nachbarorten, sogar aus dem Lungau, sind Leute gekommen, um uns hier zu helfen."
Unterstützung, die Hubert Mann dringend benötigt. "25 Jahre haben wir gebraucht, um alles aufzubauen, in wenigen Minuten war alles zerstört." Einen Tag nach der Mure hat er sich einen Überblick über die Zerstörung verschafft. "Das Erdgeschoß ist völlig zerstört worden. Wir werden hier aber sanieren können. Das Haus für meine Mitarbeiter muss aber abgerissen werden."
Hotelbetrieb wird es hier wohl so schnell keinen mehr geben. Für die Mitarbeiter wie Balint Slobodnig hat Hubert Mann dennoch Arbeit: "Sie bleiben angestellt, wenn sie möchten. Bis jetzt haben alle zugesagt, obwohl die Arbeit nichts mehr mit ihrem eigentlichen Beruf zu tun hat."
Bürgermeister Rupert Bergmüller ist wie die meisten Hüttauer seit Sonntagmorgen fast durchgehend auf den Beinen. "Viele freiwillige Helfer unterstützen uns voll. Auch das Bundesheer ist jetzt mit 160 Mann im Ort." Was jedenfalls länger dauern wird, ist die Absicherung des abgerutschten Hanges. "Das wird ein Projekt auf Jahre", sagt Bergmüller.