Ähnlich wie im vergangenen Jahr zeichnet sich seit einigen Tagen ab, dass die Coronazahlen ab Mitte Oktober in Salzburg wieder stark steigen werden. Die Ampelkommission hat nicht zuletzt deshalb das Land am Donnerstag wieder auf Rot gestuft, was ein sehr hohes Infektionsrisiko bedeutet. Die jüngste Entwicklung der vergangenen Tage zeigt zum einen, dass der Tennengau zum wiederholten Mal zum Corona-Hotspot wird, was dort möglicherweise sehr schnell zu einer Verschärfung der Coronamaßnahmen führen könnte. Gleichzeitig hat der Bezirk die mit Abstand niedrigste Impfquote. Zum anderen erreicht die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Ungeimpften zum Teil bereits wieder die bisherigen Höchstwerte in den vergangenen Infektionswellen.
Im Tennengau lag am Donnerstag die Sieben-Tage-Inzidenz mit Abstand am höchsten bei 402 Infizierten pro 100.000 Einwohner, es folgten der Flachgau mit 269 und der Lungau mit 268, wobei im kleinsten Salzburger Bezirk die absolute Zahl der Infizierten mit 66 aktiven Fällen noch vergleichsweise niedrig blieb. Im Bundesländervergleich hat am Donnerstag neben Salzburg (204,4) Oberösterreich mit 205,5 den höchsten Inzidenzwert gehabt.
Für Landesstatistiker Gernot Filipp breitet sich die Infektionswelle wie im Herbst 2020 von der Stadt Salzburg aus über die einzelnen Bezirke auf das ganze Land aus. Waren es zunächst vor allem die Reiserückkehrer, die wieder zu einem Anstieg der Infektionszahlen führten, breitet sich jetzt das Virus vor allem unter den Ungeimpften aus. Im Tennengau haben sich bisher 54,6 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig impfen lassen, wie Filipp sagt. Alle anderen Bezirke haben Impfquoten knapp unter oder knapp über 60 Prozent, der Tennengau hinkt also signifikant hinterher. Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte nach Angaben Filipps im Tennengau mit 712,4 bei den Ungeimpften annähernd den bisherigen Höchstwert von 750 in den vorigen Infektionswellen. Zum Vergleich: Die Inzidenz bei den Geimpften lag am Donnerstag im Tennengau bei 126,1.
Filipp betont: "Seit Wochen nimmt die Differenz bei der Sieben-Tage-Inzidenz zwischen geimpften und ungeimpften Personen stetig zu. Derzeit liegt der Wert für das Bundesland bei den Vollimmunisierten bei 75 und bei den Menschen ohne Impfung bei 400, das ist mehr als das Fünffache". Und weiter: "Die am stärksten betroffene Altersgruppe in der Gesamtbevölkerung sind die Zehn- bis unter 19-Jährigen mit einer Inzidenz von rund 470."
Für den Landesstatistiker ist der Inzidenzwert weiter aussagekräftig, weil er ein Indikator für die kommenden Wochen bleibt. Parallel zum Anstieg der Inzidenzwerte steigt oder fällt auch die Patientenzahl in den Spitälern, die letztlich für die Politik ausschlaggebend ist.
Für Christian Pucher, Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), geht es nun darum, rechtzeitig zu reagieren, um eine Zuspitzung an den Spitälern zu vermeiden. Die rote Ampel für Salzburg bedeute, dass man sich am Freitag mit den Experten des Landes vor allem mit dem Tennengau befassen werde. Besonders hoch sind neben Hallein die Infektionszahlen in Adnet, Abtenau, Annaberg-Lungötz, St. Koloman und Kuchl.
Nach Angaben Puchers hat man neben einer verstärkten FFP2-Masken-Pflicht, Ausfahrtsbeschränkungen bis hin zu einer 2,5-G-Pflicht mit PCR-Gurgeltests eine Reihe von Maßnahmen zur Auswahl, um die wachsende Dynamik bei den Infektionen in den Griff zu bekommen. Am Donnerstag stieg die Zahl der Coronapatienten in Salzburgs Spitälern auf insgesamt 48 und auf den Intensivstationen von 10 auf 13. Es mussten noch keine Operationen verschoben werden, obwohl man zusätzliche Pflegekräfte für Coronapatienten benötigt.