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Die Tücken des Südanflugs auf den Salzburger Flughafen

Wind, Wetter und das Flugaufkommen müssen mitspielen, damit ein Anflug von Süden auf die Landepiste gelingt. Zusätzliche Flüge auf dieser Route werden wohl tausende Salzburger zu hören bekommen.



Am Samstag werden am Salzburger Flughafen 108 Maschinen landen. Es ist der stärkste Flugtag des Jahres. Allein 17 Maschinen stammen aus Moskau und bringen zuhauf russische Touristen für ihren Skiurlaub nach Salzburg.

Welche Route sie nehmen, hängt von Wind und Wetter ab - aber nicht ausschließlich. Die SN haben sich am Mittwoch selbst ins Flugzeug gesetzt und das neueste Anflugverfahren getestet. Das Ziel: Hoch über der Stadt Salzburg anzufliegen und mit einem "Umkehrschwung" von Süden zu landen. Die deutsche Seite beharrt im Fluglärmstreit darauf, dieses Verfahren vermehrt einzusetzen.

Pilot Roland Grabner ist Fluglehrer beim Luftsportverband Salzburg. Seit 1986 sitzt er im Cockpit. Nach einer kurzen Besprechung zur Flugroute wird die Propellermaschine "Diamond" aus dem Hangar geholt. "Heute landen alle Maschinen auf der Runway 15, weil wir Südwind haben", erklärt Grabner. Die Runway 15 bedeutet einen Anflug von Norden, die Piste 33 von Süden - unser erklärtes Ziel. Der Wind bläst mit acht Knoten. Und für ein Linienflugzeug gilt: "Bis etwa zehn Knoten kann man mit Rückenwind landen. Darüber fliegt das kein Mensch mehr", sagt Grabner. Gelandet wird im Flugverkehr stets mit Gegenwind.

Für den Testflug über die neue Anflugroute ("Inbound to Salzburg") erteilt uns der Tower die Freigabe. Um 12.59 Uhr startet die Propellermaschine des Luftsportverbandes mit den SN an Bord. Funkstille gibt es kaum. Die Fluglotsen haben allerhand zu tun. Ein Notarzthubschrauber bittet um Starterlaubnis, eine Linienmaschine wartet auf Freigabe, eine zweite befindet sich im Anflug, ein Privatjet schon im Abflug.

Unser Flug führt zuerst am Gaisberg vorbei Richtung Eugendorf und nach Straßwalchen. "Dort müssen wir uns einfädeln. Nördlich vom Grabensee liegt der erste Punkt für unser Anflugverfahren", schildert Pilot Roland Grabner. Über Obertrum befinden wir uns auf 5000 Fuß (etwa 1,5km Höhe). Zwischen Hallwang und Bergheim beginnt unser Sinkflug. Wenig später wird es ernst. Der "missed approach point" ist unser letzter Umkehrpunkt. "Hier brauchen wir Erdsicht. Sonst dürfen wir gar nicht weiter sinken." Einfach gesagt: Wenn das Wetter hier nicht mitspielt, hat jeder Pilot, der sich für dieses Anflugverfahren entschieden hat, schon verloren. "Wenn die Wolkendecke bei der Zistelalm liegt, dann kannst du das vergessen." Hier gibt es kein Instrumentenlandeverfahren wie von Norden. Nur GPS. Dafür braucht der Pilot beste Sicht.

An einem sonnigen Mittwoch ist das kein Problem. Wir befinden uns weiter im Sinkflug und erreichen Elsbethen. Etwa 800 Meter über dem Boden schwenkt die Propellermaschine nach rechts ein. Es geht direkt über bewohntes Gebiet. Die Hausdächer in Anif werden immer größer. "Für jene, die Salzburg selten anfliegen, kann die Landung hier ein psychologisches Problem darstellen. Wer fliegt schon gern mit einem Airbus auf den Untersberg zu", meint Grabner.

Schließlich schweben wir über Grödig. Zur Landung setzen wir über den Stadtteilen Morzg und Gneis, die Kendlersiedlung und die Moosstraße an. Die geplante Landung von Süden muss Grabner wenige Meter vorher abbrechen. Der Grund: Eine Linienmaschine steht gerade zum Abflug bereit und führt ihre Sicherheitschecks durch. Der Tower erteilt die Anweisung, abzudrehen und über Norden zu landen. Auch eine zweite Privatmaschine eines namhaften Unternehmers bittet den Tower über Funk, auf der "33" landen zu dürfen. Der freundliche Fluglotse macht unmissverständlich klar, dass der Flugverkehr zu stark für Extrawünsche sei. "Entweder 15, oder gar nix. Für den Spaß haben wir jetzt keine Zeit", tönt es im Funk.

Roland Grabner landet die Propellermaschine um 13.28 Uhr sanft von Norden. "Dass wir von Süden nicht landen konnten, war zu erwarten. Nicht wegen dem Wind oder dem Wetter, sondern wegen dem Flugverkehr. Ein Fluglotse kann keinen Gegenverkehr auf der Piste brauchen. Und die Flugrichtung bestimmen nun einmal die großen Maschinen, die nur über Instrumentenlandesystem hereinkommen."

Wieso wurde dann vergangenen Samstag der Südanflug häufig gewählt? Etliche Maschinen mussten sogar aus dieser Richtung landen. Denn: Der Wind bließ von Norden, heißt es bei der Austro Control. Sprecher Markus Pohanka sagt: "Bei guter Bodensicht konnte immer schon auf Sicht von Süden gelandet werden. Es gibt in Salzburg immer wieder Windverhältnisse, die das erfordern." Wie das Verhältnis zwischen Nord- und Südanflug derzeit aussieht, dazu will sich niemand äußern.

Auf Knopfdruck lässt sich die Flugrichtung jedenfalls nicht ändern. Auch wenn der Wind um den Flughafen manchmal politisch bläst.

Die Tücken des Südanflugs auf den Salzburger Flughafen
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