Seher Sabah-Aktas hat sich extra am Dienstag freigenommen, um zu helfen. Gemeinsam mit Bekannten ist sie in Eugendorf zum Drogeriemarkt gefahren, um Hygieneartikel zu kaufen. Jetzt hilft sie, das Material in der Wallerseehalle in Henndorf in Kisten zu verpacken und zu beschriften. "Wir kennen uns alle seit Jahren und helfen jetzt zusammen", sagt Seher Sabah-Aktas. Rund 20 Personen sind am Dienstagnachmittag in der Wallerseehalle, um Hilfsgüter für das Erdbebengebiet in der Türkei anzunehmen, zu schlichten und zu verpacken. Laufend fahren Menschen mit dem Auto vor und bringen Säcke oder Kartons mit Gewand, Nahrungsmitteln oder Hygieneartikeln.
Hilfeaufruf auf Instagram hat sich verselbstständigt
Eigentlich habe man nur im privaten Kreis helfen wollen, sagt Dogus Köse. "Wir wollten nur die Sachen, die wir zu Hause haben, in die Türkei schicken." Ein Aufruf auf Instagram habe sich dann verselbstständigt. "Das ist explodiert. Jeder wollte helfen." Das hat wohl auch damit zu tun, dass Familie Köse in Salzburg ein großes Netzwerk hat.

Seit Jahren organisiert sie Veranstaltungen, vor allem Hochzeiten. Da sie am kommenden Wochenende wieder eine Hochzeit in der Wallerseehalle ausrichten und bis dahin die Räume nicht genutzt werden, konnten sie dort gleich eine Basis für ihre Hilfstransporte einrichten. Auch mit dem Transport der Güter hat Familie Köse Erfahrung. "Mein Vater hatte viele Jahre ein Transportunternehmen."
In Salzburg werden die Hilfsgüter vorsortiert
Beim großen Erdbeben 1999 habe die Familie bereits sieben Lkw-Ladungen in die Türkei organisiert, sagt Sohn Dogus Köse. "Damals ist das aber sehr chaotisch abgelaufen, wir haben einfach die Sachen an der Grenze abgegeben." Diesmal wird schon in Salzburg vorsortiert. Und zum Sortieren gibt es viel.
Gebrauchte Kleidung wird nun gar nicht mehr für den Versand in die Türkei angenommen. Vorerst konzentriere man sich neben Kindergewand auf Hygieneartikel und Babynahrung. "Wir sind mit dem Roten Kreuz im Gespräch, die abgegebenen Lebensmittel später über sie in die Türkei zu bringen. Wir dürfen Nahrungsmittel ja gar nicht dorthin bringen", sagt Dogus Köse.
"Jetzt will uns jeder etwas mitgeben"
Die Initiative der Familie Köse ist nur eines von vielen Beispielen von privaten Hilfstransporten aus Salzburg. Aydin Karaarslan, Inhaber des Esswerk in St. Johann, hat ebenfalls über soziale Netzwerke einen Aufruf gestartet. "Wir sammeln bis Mittwochabend, dann fährt ein Bekannter von uns mit einem Lkw nach Kufstein. Von dort kommen die Waren weiter in die Türkei."
Er sei wie viele andere von den Fernsehbildern sehr betroffen gewesen. "Ich wollte irgendwie helfen. Und jetzt will uns jeder etwas mitgeben." Auf sozialen Netzwerken finden sich auch noch Aktionen in Salzburg-Gnigl, Hallein, Altenmarkt und Bischofshofen.

Halil Durmaz ist Fußballtrainer und Sektionschef des Sportvereins von Nußdorf. Auch er wollte nur eine kleine Hilfsaktion über den Fußballverein starten. "Ich habe das in unsere Gruppe gegeben, dann hat die Gemeinde den Aufruf geteilt. Jetzt melden sich laufend Freunde aus Nußdorf, die helfen wollen." Nußdorf sei eine Sportgemeinde mit vielen Skifahrern. "Und in der Erdbebenregion ist es jetzt sehr kalt, die brauchen das jetzt."
Auch bei Halil Durmaz ist das Beben von 1999 noch in Erinnerung. "Damals sind auch Verwandte von mir umgekommen." Die Hilfsgüter aus Nußdorf wird er ebenfalls zur Wallerseehalle bringen. Dort hatte man am Dienstag zu Mittag bereits die erste Lkw-Ladung beisammen. Und es werden wohl noch einige mehr werden, ist Dogus Köse überzeugt. "Die meisten werden ja erst nach der Arbeit kommen. Wir werden bis 22 Uhr da sein."