SN.AT / Salzburg / Chronik / Freilassing

Freilassing: Süße Welpen, aber viel Tierleid an der Grenze

Billig, schnell und unkompliziert kommen viele junge Hunde zu ihren neuen Familien. Dahinter steckt meist ein skrupelloses Geschäft vorbei an legalem Tierhandel, das gerade vor Weihnachten boomt.

In diesen Kisten werden die Welpen transportiert.  
In diesen Kisten werden die Welpen transportiert.  
In diesen Kisten werden die Welpen transportiert.  
In diesen Kisten werden die Welpen transportiert.  

Möglichst günstig, jung und ohne Vorkontrolle bekommen jene Leute ihre Hunde, die sie über illegalen Welpenhandel kaufen. Ob sie wissen, dass dieser illegal ist, sei dahingestellt. Mit ein bisschen Feingefühl und Informationsbeschaffung, bevor man sich einen Welpen kauft, lässt sich das aber einfach herausfinden. Dieser billige Hundeverkauf unterstützt Vermehrungsstationen, die sich um Zuchtrichtlinien, ärztliche Kontrollen und vor allem das Tierwohl keine Gedanken machen. Hier geht es um das schnelle Geld mit süßen Hundebabys. In sogenannten Vermehrerstationen hausen die Tiere, die Hündinnen werden immer wieder gedeckt, mehrmals im Jahr bekommen sie Welpen. Hygiene, Auslauf, medizinische Versorgung und gutes Futter gibt es nicht.

Immunsystem und Verhalten sind unterentwickelt

Die Welpen werden viel zu früh ihren Müttern entrissen und in engen, dunklen Transportkisten stundenlang durch die Gegend gefahren. Angeboten werden die Hunde zum Beispiel auf Online-Plattformen oder in geschlossenen Gruppen auf Facebook und zwar teilweise mit gefälschten Papieren und Impfpässen. Weil sie ihre ersten Lebenswochen unter widrigsten Bedingungen fristen, neigen sie zu geschwächten Immunsystemen. Auch ihr Sozialverhalten ist nicht gereift, weil sie die prägende Phase nicht in natürlichem Umfeld verbringen, das kann zu Ängsten und Aggressionen führen.

"Die Tiere sind viel zu jung, teilweise krank und kommen viel zu früh von der Mutter weg, die Elterntiere werden schlecht gehalten. Die Hündinnen sind meist richtige Gebärmaschinen, die in Käfigen ihr Leben fristen, soziale Kontakte fehlen, sie haben noch nie einen Tierarzt gesehen, sind verwurmt, haben Flöhe und so weiter", beschreibt Markus Fuchs, stellvertretender Leiter des Tierheims Freilassing, die Situation. In seine Obhut kommen die Tiere, wenn sie an der Grenze aufgegriffen werden. Sie kommen meist aus osteuropäischen Ländern wie Rumänien und Ungarn und fahren teilweise auch weiter, zum Beispiel nach Frankreich. Sie reisen in normalen Pkw oder Kleintransportern. Von außen sieht man es den meisten nicht an, die Hunde werden in verschlossenen Kisten transportiert, nichts deutet auf einen Tiertransport hin.

Beschlagnahmung an der Grenze und dann Tierheim

Die deutsche Bundespolizei hat an der Grenze am Walserberg eine fixe Kontrollstation und schnappt viele dieser illegalen Welpenhändler bei der Einreise nach Deutschland. Die Welpen werden beschlagnahmt und kommen dann in das Tierheim Freilassing, wo sie versorgt und weiter betreut werden. "Die Hunde sind meistens zwischen fünf und acht Wochen alt und ungeimpft. Bei uns wichtig ist die Tollwutimpfung, die ist erst ab einem Alter von zwölf Wochen möglich und 21 nach der Impfung gültig. So lange also müssen die Welpen bei uns in Quarantäne bleiben und dann können sie weiter vermittelt werden." Die Fahrer haben übrigens Anspruch auf die Hunde, genauso wie die Käufer. Beide müssen allerdings die Kosten übernehmen und die Quarantänezeit abwarten. "In den meisten Fällen holen die Käufer die Welpen dann auch bei uns ab."

Die Hündinnen sind die Leidtragenden

Heuer wurden bisher schon 30 Welpen abgegeben. Markus Fuchs rechnet damit, dass er vor Weihnachten noch einige Tiere entweder von der Grenze oder der Polizeistation abholen muss. "Die Dunkelziffer kennen wir natürlich nicht, wir wissen überhaupt nicht, wie viele da wirklich gehandelt werden. Ganz schlimm war es während der Corona-Pandemie, da mussten wir wöchentlich ausrücken."

Gerade vor Weihnachten kommt es so zu vermehrten Aufgriffen. "Einige sind wohl als Weihnachtsgeschenke gedacht", sagt Birgit Schmid vom Tierheim Freilassing. "Ihnen geht es bei ihren neuen Familien ja gut, aber die wenigsten denken an die Elterntiere. Die Hündinnen verbringen oft ihr ganzes Leben in Käfigen, haben einen Wurf nach dem anderen und werden, wenn sie nicht mehr fruchtbar sind, entsorgt. Natürlich sehen viele Leute die süßen Welpen der Trend-Hunderassen und wollen sie haben. Sie wissen aber nicht, was damit verursacht wird. Jeder verkaufte, jeder gerettete Welpe ist ein Ansporn für weitere Vermehrung."

HALLO NACHBAR-NEWSLETTER

Jetzt kostenlos anmelden und wöchentlich topaktuelle Informationen aus Ihrer Region kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

SN Karriere