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"Früh genug und freiwillig kommen"

Die Drogenberatungsstelle im Pongau feiert heuer im März ihr 20-jähriges Jubiläum. Dazu bietet man ein neues, niederschwelliges Angebot für den Umgang mit Suchtstoffen wie Alkohol an.

„Der häufigste Wunsch ist: Ich wünsche mir wieder ein normales Leben“, so Sonja Pfefferkorn-Tschaler von der Suchthilfe Salzburg.
„Der häufigste Wunsch ist: Ich wünsche mir wieder ein normales Leben“, so Sonja Pfefferkorn-Tschaler von der Suchthilfe Salzburg.

Sonja Pfefferkorn-Tschaler ist Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin. Gemeinsam mit einer Sozialarbeiterin und einem Arzt unterstützt sie seit 20 Jahren Menschen mit Drogenproblemen im Pongau.

Redaktion: Sonja Pfefferkorn-Tschaler:
In den letzten 20 Jahren beobachte ich eine Veränderung beim Zugang zu Drogen. Während früher Drogenkonsumierende vom Land eher in städtische Bereiche gezogen sind, gibt es nun die Möglichkeit, sich über das Internet bzw. Darknet zu versorgen. Deshalb ist der Konsum in unserer Gegend auch gestiegen.

Welche Drogen sind bei uns am meisten verbreitet? Und in welchem Alter sind ihre Klienten durchschnittlich?Wir helfen und unterstützen nur bei illegalen Drogen. Hier sind es vor allem Cannabis (65 %) und Opiate wie Heroin (37%). Der Rest sind andere Stimulantien (32%) wie Kokain oder Ecstasy, hier wird oft Mehrfachkonsum betrieben. Die meisten Klienten sind eher Jugendliche oder junge Erwachsene. Wobei viele auch mit uns älter werden. Zur Abhängigkeit kommen dann auch andere Erkrankungen dazu.

Kommen diese Klienten freiwillig, um Ihre professionelle Unterstützung zu bekommen?Es gab hier in den letzten Jahren eine Veränderung und gut 60 Prozent kommen freiwillig; der Rest wird über Behörden, Ärzte oder Justiz vermittelt. Wobei "freiwillig" oft auf Druck von Eltern oder Angehörigen passiert. Hier bieten wir auch Beratung für Angehörige an.

Erzielen Sie gute Erfolge mit Ihrer Arbeit bzw. was ist für Sie überhaupt erfolgreiche Hilfe?Das ist individuell unterschiedlich: Zu uns kommen Jugendliche, die nur kurze Unterstützung brauchen, um wieder abstinent zu werden. Aber dann gibt es auch solche, bei denen Überlebenshilfe an erster Stelle steht. Oft geht es um eine Verbesserung ihrer Lebensqualität oder um Schadensminimierung. Viele brauchen eine langjährige psychosoziale Betreuung usw.

Gibt es bestimmte Drogen, die vermehrt konsumiert werden?2004/2005 habe ich einen Anstieg von Heroin beobachtet. Synthetische Drogen wie Crystal Meth nehmen zu. Das ist übrigens eine Droge, die man aber bereits aus dem 2. Weltkrieg kennt. Manche nennen sie auch "Hitlerspeed", weil sie damals von Kampfpiloten genommen wurde. Eine Droge, die schreckliche Auswirkungen hat. Sie führt zu einem körperlichen Raubbau und senkt die Gewaltschwelle.

Wie sieht der klassische Drogen-einstieg denn aus?Meist wird im Freundeskreis ausprobiert, aus Neugierde, weil man dazu gehören will. Das positive Erlebnis führt zu einem Wiederholen, schließlich zur Gewohnheit.

Vieles wird von der Gefährlichkeit her auch unterschätzt und verharmlost, wie Cannabis. Das gilt ja derzeit oft als Art Allheilmittel der ersten Wahl. Es gibt viele Menschen, die eine psychische Abhängigkeit davon entwickeln.

Was raten Sie Betroffenen?Zu uns zu kommen. Alles bleibt in diesen vier Wänden. Keine Behörden, keine Angehörigen werden informiert. Wir belehren niemanden und man kann auch nur einmal - natürlich kostenlos - vorbeischauen.

Die Suchthilfe Salzburg bietet seit Kurzem auch ein Selbstkontrolltraining (SKOLL) an: Es soll riskantes Verhalten von Suchtstoffen (auch Alkohol) überprüfen und zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Sucht und Suchtphänomenen verhelfen. Termine nach Vereinbarung:
Tel. 06412/8906

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