"Hie und da verzweifelst du", sagt Josef Hippolt vor seinem Haus in Hüttau. Der 64-Jährige schaut wieder einmal die Fotos von der großen Flut am 2. Juni 2013 an. "Die Tage danach waren gar nicht schön."
Doch Sekunden später weicht die Verzweiflung neuer Hoffnung, und der Pensionist ist schon wieder zum Scherzen aufgelegt. Ihren Humor ließen sich die Hüttauer nicht einmal am Tag der Katastrophe nehmen. Als der von einer Mure verlegte Fritzbach Autos wie Spielzeug mitriss, habe ihm ein Nachbar zugerufen: "Wetten, dass mein Wagen schneller in Kreuzbergmaut draußen ankommen wird." Die Schäden sind enorm: geschätzte vier bis fünf Millionen Euro allein bei Privaten. Trotzdem sind alle froh über das "Wunder von Hüttau": Es gab hier Gott sei Dank kein Todesopfer. Im Gegensatz zu Taxenbach, wo zwei Menschen starben.
Im Haus von Josef und Erna Hippolt laufen die Trockner auf dem vor wenigen Tagen gelegten Betonboden. "Wir hoffen, dass im September wieder alles trocken ist", sagen die beiden. Sie arbeiten von früh bis spät und sind vorübergehend in einem Apartment untergekommen, das einem ehemaligen Arbeitskollegen gehört. Die Gemeinde hat eine weitere Bleibe parat. Vor acht Jahren hat das Ehepaar das kleine Haus, eines der ältesten im Ort, gekauft, liebevoll renoviert und eingerichtet. Jetzt ist fast alles hin. Das Wasser hatte sich seinen Weg durchs Haus gesucht. Die Einrichtung ist weg, der erst vor Weihnachten gekaufte Herd kaputt, die neue Wohnlandschaft, der dänische Kaminofen - alles unbrauchbar. Die Versicherung zahlt nicht viel. Im Juli könnte Geld aus dem Katastrophenfonds kommen.
Mindestens so schlimm erwischt hat es den Nachbarn Nenad Zikic und seine Familie. Aber er hat mehr Platz und deshalb einige Habseligkeiten der Hippolts in seinem Haus untergebracht. Der Bach hat das Fundament unterspült und alles mitgerissen, was er erwischen konnte: vom Brennholz bis zu Winterreifen fürs Auto. Und die Elektronik des Autos ist kaputt.
Bürgermeister Rupert Bergmüller kommt vorbei und fragt, wie er noch helfen könnte. Der Ortschef ist selbst überwältigt von der großen Hilfsbereitschaft in der Gemeinde und in ganz Österreich. Rund 250.000 Euro seien schon vor der Raiffeisen- und SN-Aktion zusammengekommen. "Eine Frau aus Wien zum Beispiel hat mir einen Brief geschrieben und 1000 Euro geschickt", sagt er. Dann kommen zwei Halleinerinnen ins Gemeindeamt und überbringen persönlich ihre Spenden. "Ich habe nicht geglaubt, dass das in der heutigen Zeit bei uns noch möglich ist. Ich danke allen Helferinnen und Helfern herzlich."
Mit der 1500-Einwohner-Gemeinde Hüttau hat es eine der finanzschwächsten Kommunen des Bundeslandes schlimm erwischt. Trotzdem geht der Wiederaufbau rasch voran, und nächste Woche sollen die Arbeiten an einem neuen Murbrecher im Trieggraben beginnen. Am Donnerstag fand die wasserrechtliche Verhandlung statt. Auch ein zweiter Schotterfang wird errichtet. Das Projekt und die Finanzierung konnten in kürzester Zeit auf die Beine gestellt werden. "Ein großes Lob an alle zuständigen Stellen", sagt Bergmüller. "Einige Steinschlichtungen entlang des Grabens konnten schon gemacht werden." Den Großteil der auf knapp zwei Millionen Euro geschätzten Kosten tragen Bund und Land. Damit es schnell geht, ist die Gemeinde vorerst für die Anteile der privaten Anrainer eingesprungen. Eine Genossenschaft von Interessenten wird erst später gegründet.
Die Spenden wird die Gemeinde verteilen. Hüttau freut sich über die Hilfe aus der Aktion Salzburger für Salzburger. "Uns ist besonders wichtig, dass die Unterstützung den Geschädigten, die auf dringende Hilfe angewiesen sind, zugute kommt", sagt Raiffeisen-General Günther Reibersdorfer. "Deshalb werden die Spenden direkt den betroffenen Gemeinden zur Verfügung gestellt."