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Krisenhotlines rüsten sich für den Ansturm

Der Andrang durch die Coronakrise ist noch bewältigbar. Das Angebot wurde aber massiv ausgebaut und deckt auch praktische Fragen ab.

Hotline ...
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Josef Demitsch
Josef Demitsch
Hermann Signitzer
Hermann Signitzer

Bei der Corona-Hotline des Landes ( ☎ ☎ ☎ 0662/8042-4450) gehen derzeit 500 Anrufe pro Tag ein. In Summe waren es bisher 4000 Gespräche. An dieses Callcenter kann man sich mit allen Fragen zum Virus wenden - etwa, ob eigene Symptome auf eine Erkrankung hinweisen, wo man das Ergebnis eines Tests erfährt und welchen Sport man trotz der Ausgangsbeschränkungen betreiben darf. Eine weitere oft gestellte Frage sei, wie man sich nach dem Aufenthalt in einem Quarantänegebiet verhalten müsse, heißt es.

Langjährige Übung im Umgang mit Krisen hat Gerhard Darmann, Leiter der Telefonseelsorge der Erzdiözese ( ☎ ☎ ☎ 142, rund um die Uhr): "Das Thema Corona ist sehr präsent bei den Anrufern." Es gebe daher einen Zuwachs bei der Zahl der Beratungssuchenden - "aber noch keine Verdoppelung". Aktuell habe man 40 bis 50 längere Telefonberatungen pro Tag. "Ein Teil der Anrufer hat schon von Haus aus mit Angstzuständen zu kämpfen oder es spielen psychische Erkrankungen eine Rolle. Beides wird durch Corona nicht besser."

Darmann sagt, dass zudem Beratung per E-Mail und Chat immer wichtiger werde, gerade bei der Kids-Line ( ☎ ☎ ☎ 0800/234 123; www.kids-line.at). Sie berät täglich von 13 bis 21 Uhr "anonym und kostenlos", wie Leiterin Katja Schweitzer betont. Derzeit registriere man statt 300 rund 400 Anrufer pro Woche: "Auch im Chat hatten wir letzte Woche ein Drittel mehr Kontakte als sonst."

Parallel dazu gab es auch bei Rat auf Draht ( ☎ ☎ ☎ 147, www.rataufdraht.at) 30 Prozent mehr Anrufe in den vergangenen zwei Wochen. "Corona ist fast in jedem Gespräch ein Thema", sagt Sprecherin Martina Stemmer.

Alle Hotlines stellen sich auf stark steigende Anruferzahlen ein. Als Zusatzangebot der Erzdiözese gibt es daher jetzt das Corona-Sorgen-Telefon ( ☎ ☎ ☎ 0800/500 191). Hier stehen 30 Seelsorger und Pastoralassistenten von 7 bis 23 Uhr zur Verfügung - unter ihnen der Abt des Stifts Michaelbeuern, Johannes Perkmann. Das Corona-Sorgen-Telefon solle "sachliche Information bieten, etwa über Schutzmaßnahmen. Das kann Ängste verkleinern oder sogar lösen", sagt Hermann Signitzer, der Leiter der Hotline.

Ziel sei, den Anrufern zuzuhören, Druck zu nehmen und mit ihnen über verschiedene Quellen der Kraft zu sprechen, betont Signitzer. Zudem gebe es Unterstützung für den Alltag: "Wir wissen, in welchen Gemeinden und Pfarren es welche Hilfsangebote gibt. Zudem gibt es von der Caritas auch Notfall-Lebensmittelpakete, die wir vermitteln." Wenn man sich psychisch stark belastet fühlt, ist man bei der Kriseninterventions-Hotline von Pro Mente ( ☎ ☎ ☎ 0662/43 33 51) richtig. Sie wird von Josef Demitsch geleitet. Im Vorjahr hatte diese Hotline - die auch Außenstellen in St. Johann ( ☎ ☎ ☎ 06412/20033) und Zell am See ( ☎ ☎ ☎ 06542/72600) betreibt - landesweit 13.500 Krisenkontakte. Demitsch: "Wir hatten in der vergangenen Woche 20 Prozent mehr Anrufer. Und ich gehe davon aus, dass das mehr wird. Denn unsere Klientel fängt erst an zu reagieren. Der allgemeine Stress und die Unruhe in der Gesellschaft werden noch steigen - auch der Beziehungsstress, wenn man auf engstem Raum zusammenlebt."

Einen starken Ansturm verzeichnet die neue Hotline für ältere Menschen der Stadt Salzburg ( ☎ ☎ ☎ 0662/8072-3240), die vor einer Woche gestartet wurde: Seither habe man mehr als 530 Anrufe beantwortet, heißt es vom Magistrat. Zumeist drehten sich die Fragen um die Versorgung bzw. die Erledigung persönlicher Einkäufe. Hier sei in Kooperation mit dem Einkaufsdienst der Diakonie bereits 70 Senioren konkret geholfen worden.

Daten & Fakten
Antworten auf die häufigsten Fragen


Laut Gerhard Darmann, Chef der Telefonseelsorge, gibt es eine Hitliste jener Fragen, wegen der von der Corona-Krise Betroffene anrufen: "Die erste ist: Wie kann ich das mit meiner Arbeit regeln? Nummer zwei: Wie bringe ich das Thema Corona wieder aus meinem Kopf? Außerdem beschäftigt viele Leute, wie sie ihren Alltag jetzt wegen der vielen Einschränkungen gestalten sollen, und, wie sie mit ihrer Angst umgehen sollen."

Bei "Rat auf Draht" dominieren Fragen zur Schule und zur Lehre. "Wie geht es jetzt mit der Ausbildung weiter und was soll man tun, wenn man schlechte Noten hatte und nicht weiß, wie man die Lerndefizite aufholen soll?" Laut Sprecherin Martina Stemmer seien zudem Tipps gefragt, was man tun soll, wenn einem zu Hause die Decke auf den Kopf falle - "und wie man mit Konflikten mit Eltern und Geschwistern umgeht."

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