Ein Tiroler Bauer wurde nicht rechtskräftig zu rund 500.000 Euro Schadenersatz verurteilt, weil eine seiner Kühe eine Wanderin, die einen Hund dabeihatte, getötet hat. Das löste auch bei Salzburger Bauern einen Schock aus. Einige drohten mit der Sperre von Wegen.
Der Obmann des Salzburger Alm- und Bergbauernvereins, Silvester Gfrerer, sagt, das endgültige Urteil werde frühestens im Herbst vorliegen. "Aber wir brauchen, schon bevor die Almsaison im Mai beginnt, eine Lösung, die die Bauern schadlos hält." Bei einem Krisengipfel in Tirol wurde am Mittwoch beschlossen, dass die Landwirtschaftskammer für ganz Österreich eine Versicherungslösung suchen soll. Auch eine Gesetzesänderung soll kommen, die die Fürsorgepflicht für Tiere auf Weiden neu regelt.
Gfrerer sagt, man werde auch über ein Hundeverbot auf den Almen reden müssen. "Ob das rechtlich möglich ist, wird man sehen." 99 Prozent der wenigen Kuhattacken passieren, wenn Wanderer einen Hund dabeihaben. "Die Mutterkuh will ihr Kalb schützen. Wenn man den Hund bei einem Angriff freilässt, passiert nichts. Für die Unwissenheit und Unvernunft vieler Wanderer können und dürfen Bauern nicht zur Verantwortung gezogen werden." Eine Versicherung könne nur eine Notlösung sein, meinte Gfrerer, weil damit die grundsätzliche Haftungsfrage nicht klar geregelt sei. "Die Weidehaltung ist die natürlichste Form der Tierhaltung. Die Bevölkerung muss sich entscheiden, welche Form der Lebensmittelproduktion gewünscht ist."
Viele Bauern hätten in der ersten Emotion gesagt, sie wollten Wege sperren, so Gfrerer. "Damit täten wir uns nichts Gutes. Das gäbe schwere Konflikte mit dem Tourismus und den Einheimischen. Auch der Jungbauer geht mal auf den Berg und der Nachbar steigt aufs Mountainbike."
Klaus Vitzthum, Bauer in Unken und Bezirksobmann der Bauernkammer, sagt, eine Sperre von Wegen sei auch rechtlich nicht einfach. "Wir haben die Wegefreiheit in den Bergen. Was wir brauchen, ist eine gesetzliche Änderung, eine Art Straßenverkehrsordnung für die Alm. Da muss klar geregelt sein: Was muss der Bauer machen und was muss der machen, der unseren Grund und Boden nutzt?"
Völlig unmöglich sei eine Zäunung, sagt Friedl Geisler, Wirt und Bauer im Krimmler Achental. Dort verteilen sich auf rund zehn Kilometer Talboden 20 Almen, durch die der Weg führt. "Wenn die Versicherung nicht möglich ist, werden viele Bauern sagen, es geht nicht mehr. Das Ende der Beweidung in den Tauern wäre auch das Ende eines in Jahrhunderten geschaffenen ökologischen Systems. Die Folge wäre eine enorme Erosion."
Manfred Eisl, Bauer in St. Georgen , sagt: "Im Flachgau tun wir uns beim Zäunen leichter. Aber man kann nicht garantieren, dass keine Kuh ausbricht. Es gibt leider keine Eigenverantwortung mehr. Bald wird der Alpenverein geklagt, weil ein Wanderer auf einem Steig über einen Stein fällt." Auch Agrarlandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) sieht ein gesellschaftliches Problem und kündigt eine Informationskampagne über das Verhalten auf Almen an. Ein Hundeverbot sei eines von vielen Themen.