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Raubangeklagter in Salzburger Prozess beteuert: "Der Überfall war fingiert"

30-Jähriger Kosovare behauptet felsenfest, ein Landsmann von ihm habe den "Überfall" arrangiert und die Wettbüro-Angestellte sei eingeweiht gewesen. Prozess vertagt.

Symbolbild.
Symbolbild.

Salzburg APA

Ein 30-jähriger Kosovare, der bei einem bewaffneten Überfall auf ein Wettlokal am 23. August in Salzburg-Lehen exakt 5280 Euro erbeutet haben soll, überraschte den Staatsanwalt am Montag bei einem Prozess am Landesgericht Salzburg mit seiner Tatversion: "Der Überfall war vorgetäuscht." Die bedrohte 25-jährige Angestellte sei eingeweiht gewesen, und ein 34-jähriger Landsmann und Bekannter von ihm habe alles arrangiert. Die beiden angesprochenen Zeugen bestritten diese Angaben.

Laut Staatsanwalt Andreas Winkler hielt der Täter ein Messer in der rechten Hand und forderte die Angestellte schreiend auf: "Gib mir Geld".

Die Frau - sie hat ebenfalls einen kosovarischen Pass - habe keine Angst gehabt. "Sie hat sogar ein bisschen gegrinst", beschwichtigte der Angeklagte. Alleine hätte er den vermeintlichen Überfall jedenfalls nicht gemacht.

Vor der Polizei und auch vor der Haftrichterin hatte sich der Beschuldigte noch in Schweigen gehüllt. Doch vor dem Schöffensenat unter Vorsitz von Richter Christoph Rother war der bereits zwei Mal einschlägig vorbestrafte Kosovare gesprächiger. Ein Bekannter von ihm habe alles eingefädelt, schilderte der Angeklagte. "Er sagte zu mir, dass Wettlokal ist nicht angemeldet. Es handelt sich um Schwarzgeld und deshalb wird auch nicht die Polizei verständigt." Als Motiv gab der Angeklagte (Verteidiger: Simon Krichhammer) finanzielle Not an, er habe auch dringend Geld für seine schwer kranke Mutter benötigt.

Bei dem vermeintlichen Überfall, der so gesehen ja nur ein Diebstahl gewesen sei, habe er kein Messer, sondern nur einen Nagelzwicker in die Hand genommen, um die Geldforderung gegenüber der Mitarbeiterin zu untermauern. War das überhaupt nötig, wenn die Frau doch offenbar Bescheid gewusste habe, hakte der Richter nach. Antwort des Angeklagten: "Der Chef des Lokals sollte glauben, es war tatsächlich ein Raubüberfall." Der Raum sei ja von einer Videokamera überwacht worden. Er selbst habe sich von der Beute 2000 Euro behalten. Wie sich die Frau und sein ebenfalls kosovarischer Bekannter das restliche Geld untereinander aufgeteilt hätten, wisse er nicht.

Angeklagter: "Die Wettbüro-Angestellte war eingeweiht"

Der 34-jährige Bekannte und die Mitarbeiterin des Wettlokals bestritten allerdings vehement, dass der Überfall fingiert war. Er habe den Überfall sicher nicht in Auftrag gegeben, betonte der Landsmann des Angeklagten. Auch die 25-jährige Wettbüro-Mitarbeiterin beteuerte, sie höre von einem angeblich vorgetäuschten Raub auf sie zum ersten Mal.

Dem Angeklagte wurde nicht nur schwerer Raub, sondern ihm wurden auch zwei schwere Einbruchsdiebstähle vorgeworfen. Er soll in der Nacht auf 13. April in einem Gasthaus in Anif 1.000 Euro aus einer Handkasse und am 29. Mai aus einer Wohnung in Salzburg Schmuck im Wert von 5850 Euro, 6600 Euro Bargeld und Münzen im Wert von 20.000 Euro gestohlen haben. Der Angeklagte bekannte sich zum Teil geständig. Ein Komplize, von dem er nur den Vornamen "Argon" kenne, habe die Einbruchsarbeit übernommen, sagte der Beschuldigte. Er selbst sei nur mitgegangen. In dem Gasthaus habe er kein Geld gesehen, er habe nichts mitgenommen. Beim zweiten Einbruch habe ihm "Argon" 3000 Euro "in einer Plastiktüte" überreicht. "Er hat mir nicht gesagt, wie viel Beute er gemacht hat." Es seien aber nur DNA-Spuren vom Angeklagten gefunden worden, gab der Staatsanwalt zu bedenken. "Vielleicht haben die anderen besser aufgepasst", meinte der 30-Jährige.

Gericht will die zwei kosovarischen Zeugen erneut hören und vertagte

Am frühen Nachmittag wurde der Prozess dann überraschend auf unbestimmte Zeit vertagt. Nachdem das Gericht sich noch bezüglich des Raubvorwurfs die Videoaufzeichnungen aus dem Wettbüro vom Tattag angesehen hatte, kamen offenbar Zweifel auf, ob die Zeugen tatsächlich die Wahrheit sagten.

Auf der Aufnahme ist nämlich allen Anschein nach erkennbar, dass der 34-jährige Bekannte des Angeklagten das Lokal rund 20 Minuten vor dem Überfall betreten und auch länger mit der Mitarbeiterin gesprochen haben soll. Der besagte Bekannte hatte aber kurz zuvor im Zeugenstand behauptet, er sei noch nie in dem Wettlokal in Salzburg-Lehen gewesen.

Bei der nächsten Verhandlung sollen der Mann und auch die Mitarbeiterin des Wettlokals daher zur Wahrheitsfindung noch einmal zu dem Vorfall befragt werden. Der Staatsanwalt hat die neuerliche Einvernahme der beiden beantragt. Der Schöffensenat gab dem Antrag statt.

Der Angeklagte beteuerte, sein Bekannter habe den vermeintlichen Überfall eingefädelt und die Frau sei eingeweiht gewesen. Die beiden Zeugen haben das aber vehement bestritten. Im Falle eines Schuldspruches droht dem 30-jährigen Kosovaren eine Freiheitsstrafe von einem bis zu 20 Jahren Haft.

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