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Saalfeldener Bürgerversammlung setzt Zeichen für Zusammenhalt

Das Congress Center Saalfelden stand am 30. Oktober im Zentrum des kommunalen Geschehens. Vor allem ein Gedanke prägte den Abend: der Zusammenhalt als Schlüssel für die Zukunft Saalfeldens.

Der Saal war gut gefüllt mit interessierten Besucher/-innen.
Der Saal war gut gefüllt mit interessierten Besucher/-innen.
Andrea Dillinger zeichnete die Geschichte Saalfeldens nach.
Andrea Dillinger zeichnete die Geschichte Saalfeldens nach.
Eva-Maria Bürgler präsentierte die Ergebnisse der Umfrage zum Markenbildungsprozess.
Eva-Maria Bürgler präsentierte die Ergebnisse der Umfrage zum Markenbildungsprozess.
Samantha Theresia Plat ist Unternehmerin und im Vorstand der Werbegemeinschaft.
Samantha Theresia Plat ist Unternehmerin und im Vorstand der Werbegemeinschaft.
Erich Rohrmoser kritisierte den Umgangston in den sozialen Medien.
Erich Rohrmoser kritisierte den Umgangston in den sozialen Medien.
David Herzog brachte seine Beobachtungen ein.
David Herzog brachte seine Beobachtungen ein.
Die Podiumsdiskussion zum Programmpunkt „25 Jahre Stadt, was nun?“
Die Podiumsdiskussion zum Programmpunkt „25 Jahre Stadt, was nun?“

Mit herzhaftem, aber gelassenem Lachen reagierte das Publikum, als Stefan Scholze, Finanzexperte der Gemeinde, sagte: "Wenn keine unguten finanziellen Entscheidungen getroffen werden, wird alles glatt laufen. Ich bin da sehr zuversichtlich." Erst kürzlich hatten Medien erneut das Thema der Finanzierung des Neubaus von Farmach aufgegriffen. Dieser Thematik nimmt sich nun eine eigens ins Leben gerufene Steuerungsgruppe an, welche bis Ende 2026 ein tragfähiges Konzept erarbeiten soll.

Erich Rohrmoser präsentierte im Programmpunkt "So entwickelt sich Saalfelden" zahlreiche Projekte und Maßnahmen, die die Stadt attraktiver machen.

Im Zuge seiner Präsentation zeigte er eine Panoramaaufnahme von Saalfelden im Nebel - ein Blick von hoch oben, der die Stadt wie versunken unter einer weichen Wolkendecke erscheinen ließ. "Manchmal ist die Zukunft ein bisschen verschleiert, aber wenn man drüber schaut, hat man den Blick fürs Wesentliche", sagte der Bürgermeister.

Von sozialen zu unsozialen Medien

Auch die Reaktionen zum Thema Nachnutzung des ehemaligen Kika-Gebäudes in den sozialen Medien ließ Erich Rohrmoser nicht unkommentiert. "Bei derartig untergriffigen Kommentaren müsste man eher von den unsozialen Medien sprechen", kritisiert er die Rückmeldungen im Netz. "Dieser Austausch bringt keinem was."

Auf Social Media machten Bürgerinnen und Bürger ihrem Unmut Luft: Der Prozess zur Nachnutzung komme viel zu langsam in Gang. Ziel ist es, das Vorhaben 2026 abzuschließen und neue Geschäfte, Räumlichkeiten für Vereine und einen Indoor-Spielplatz einzurichten.

Bei der anschließenden Fragerunde standen die Gemeindevertreter/-innen Rede und Antwort. Der Moderator Stefan Veigl, Redakteur bei den Salzburger Nachrichten, ermutigte das Publikum, Fragen zu stellen: "Wer wird die erste Frage stellen und das Eis brechen? Nutzen Sie die Gelegenheit!"

Kritische Stimmen meldeten sich zum Calisthenics-Park zu Wort und sahen darin eine konkurrierende Investition zu Farmach. "Wir dürfen nicht das eine gegen das andere aufwiegen. Der Bewegungspark ist eine sehr gute Möglichkeit für alle, die etwas Gutes für ihre Gesundheit tun wollen", wurde aus den Reihen der Gemeindevertretung erwidert. Es dürfe nicht alles andere stillgelegt werden.

Leerstandsmanagement und Stadtentwicklung

Auch die Frage, wie es mit dem alten Bauhof weitergeht, kam auf. "Das wurde jetzt ausgeklammert", kommentierte eine Bürgerin. Der Vizebürgermeister schilderte die Problematik rund um die brachliegende Fläche: "Eine Bebauung ist erst möglich, wenn der Jufersbach verbaut ist". Dieser ist aufgrund von Hochwassergefahr zu sichern. Ein Bürgerbeteiligungsprozess sei diesbezüglich angedacht.

Dort eine langfristige Parkplatzanlage zu errichten, koste mehr als 2 Millionen Euro, so der Bürgermeister. Hier seien Maßnahmen zum Schutz der Gewässer notwendig - etwa Kontaminierung durch Autoreifenabrieb.

Das Thema Leerstand in der Innenstadt beschäftigte einen Bürger, der nach Ideen und Impulsen fragte. "Der Leerstand ist marginal und liegt bei nur 4 Prozent", erklärt Peter Gruber, zweiter Vizebürgermeister. "Der Blick von außen ist oft meinungsbildend, aber wir haben viele Möglichkeiten, davon bin ich felsenfest überzeugt. Mit der Neugestaltung des Florianiplatzes und des Areals rund um die Raiffeisenbank wird sich für die Innenstadt einiges zum Positiven entwickeln."

Ferdinand Salzmann von den Grünen brachte das Thema Quartiersentwicklung Mittergasse zur Sprache. Dabei soll ein ganzheitliches Konzept erarbeitet werden, wobei Immobilienbesitzer, Pächter und Unternehmer/-innen in der Innenstadt beteiligt sein sollen.

Ein Raunen ging durch den Saal, als Ferdinand Salzmann den Wunsch der Grünen äußerte, die Mittergasse zur Fußgängerzone zu machen. Es gehöre selbstverständlich eine ordentliche Bepflanzung und Stadtmöblierung dazu, sodass der Bereich belebt werden könne.

Ein Bürger bemängelte die Erreichbarkeit des Bahnhofes zu Fuß: "Wenn man vom Bahnhof zur neuen Brücke geht, muss man komisch außen herum".

Ferdinand Salzmann entgegnete: "Man muss auch Fehler eingestehen. Der Gehsteig ist schlichtweg vergessen worden. Der Fokus lag auf dem Park & Ride. Das wurde in der Gemeindevertretung forciert."

Umfrage: Was bedeutet Saalfelden für mich?

In der Pause konnten sich vom Löschzug Wiesersberg Erfrischungen an der Bar geholt werden. Dann ging es mit der Podiumsdiskussion zum Thema "25 Jahre Stadt, was nun?" weiter. Eva-Maria Bürgler, Leiterin des Stadtmarketings, gab Einblicke in die Auswertung der kürzlich durchgeführten Umfrage. Diese erhob umfangreiche Daten zum Markenentwicklungsprozess der Stadt. "Es freut mich sehr, dass über tausend Leute mitgemacht haben. Das zeigt, wie wichtig den Saalfeldenern und Saalfeldenerinnen ihre Heimat ist", sagte die Stadtmarketingleiterin.

Wofür möchte Saalfelden über die Gemeindegrenzen hinweg bekannt sein? Wofür nicht? Welche Vision für 2035 soll verfolgt werden?

Diese Aspekte sollen künftige politische Entscheidungen lenken. Per Handy-Umfrage wurden bei der Bürgerversammlung live die wichtigsten Aspekte der Umfrage erneut abgefragt. "Ich bin froh, dass wieder das gleiche Ergebnis herausgekommen ist", so Bürgler.

Zusammenhalt und Respekt wichtigste Werte

Für die Bürger/-innen steht das Thema Wohnen und Arbeiten an wichtigster Stelle - vor Mobilität, Stadtbild, Klimaschutz und Tourismus. In Sachen Werteverständnis scheinen sich die Saalfeldener/-innen einig zu sein: Zusammenhalt und Respekt sind das Wichtigste für die Gemeinschaft. Danach folgen Wirtschaftlichkeit und Regionalität.
Anschließend kam Unternehmerin Samantha Theresia Plat zu Wort. Mit ihrem Concept Store "Resis kleine Freuden" ist sie nach ihrem Studium in ihrer Heimatstadt beruflich durchgestartet. Sie wünscht sich mehr Verbindlichkeit vonseiten der Politik. "Es werden oft Dinge begonnen und nicht zu Ende gebracht", bemängelt sie vorsichtig und fordert: "Wir können nicht nur traurig sein, dass wir keine Altstadt haben, sondern müssen aus dem, was wir haben, das Beste machen und uns dadurch hervorheben." Negative Bemerkungen zur Innenstadt seien für sie schmerzhaft. "Es tut mir weh, wenn Leute sagen, dass bei uns nichts los ist. Es sind viele, die ihr Herzblut in den Handel und die Dienstleistung der Stadt hineinstecken. Es ist hart, wenn man hört, dass das gar nicht gesehen wird." Man merke, wenn die Hauptsaison losgehe, dass viele Touristen aus den umliegenden Orten zum Einkaufen nach Saalfelden kommen.

Bemerkenswerterweise zeigt sich hier eine historische Parallele: Saalfelden war zu Zeiten der Säumer ein Verteilungs- und Sammelort im Warenhandel. Es wurde mit Wein und Eisen gehandelt. Andrea Dillinger zeigte diese Parallelen auf. Mit der Bemerkung zum Charme des Rathausplatzes sorgte sie für heiteres Gelächter im Publikum. Die Reaktionen im Saal waren herzlich und locker.

Der Markenexperte zieht sein Fazit

Und was sagte Markenexperte Karl Hintermeier zur Umfrage?

Der Faktor "hohe Lebensqualität" sei kein sinnvolles Merkmal einer Stadt, denn man habe in Österreich überall eine gute Lebensqualität.

"Scheut nicht den Konflikt, denn über Konflikte findet man vieles heraus. Sucht nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner", empfiehlt Hintermeier. Hingehört und die Meinungen gesammelt hat man nun. Jetzt heißt es, dranbleiben am Markenprozess. "Im Gebirge habt ihr etwas, das man nicht kaufen kann - eine Zielstrebigkeit, die euch Schritt für Schritt ans Ziel bringt", so der Markenexperte.

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