Martina Pfarrkirchner, Vorsitzende Richterin des Schöffensenats, fand Donnerstag im Prozess gegen einen 21-jährigen, acht Mal vorbestraften Serben in der Urteilsbegründung klare Worte: "Das Opfer ist für uns sehr glaubwürdig. Der Senat hält es für besonders dreist und verwerflich, einen Mann, der sich für Hilfsbedürftige einsetzt, erst zu bestehlen und zwei Wochen später wiederzukommen und ihn unter Setzen wuchtiger Faustschläge zu berauben." Kurz zuvor hatte Pfarrkirchner das Urteil verkündet: Viereinhalb Jahre unbedingte Haft. Dieses ist nicht rechtskräftig - sowohl die Verteidigerin des Angeklagten als auch Staatsanwalt Francesco Obermayr gaben keine Erklärung ab.
Laut Anklage suchte der drogensüchtige Serbe am 1. Dezember den Spendencontainer des 73-jährigen Ex-Pastoralassistenten Max Luger am Salzburger Mirabellplatz auf, den dieser schon seit 2013 im Rahmen eines Sozialprojekts für Hilfsbedürftige ("Fair Share") betrieb. "Der Angeklagte wollte Geld; Herr Luger gab ihm aber keines - unter anderem mit dem Hinweis, der Angeklagte sei jung, wirke gesund und könne auch arbeiten", so der Staatsanwalt. Weil der 21-Jährige aber nicht gegangen sei, habe Luger die Polizei anrufen wollen - dies habe der Angeklagte ausgenutzt und 200 Euro an Spendengeld aus einer Schublade gestohlen. Nur zwei Wochen später, so der Ankläger, kam der 21-Jährige erneut zum Spendencontainer und wollte Geld. Luger habe ihn jedoch sofort erkannt: "Ich habe den jungen Mann sofort wiedererkannt als jenen, der mir Geld gestohlen hat. Das empfand ich als sehr dreist, ich war wirklich zornig", so der 73-Jährige im Prozess. Als er dem jungen Serben gesagt habe, dass er die Polizei rufen werde, habe sich ihm dieser in dem kleinen, engen Container in den Weg gestellt und ihn nicht hinausgehen lassen. "Ich hab ihm dann einen Kinnhaken gegeben, damit er mich hinauslässt. Aber den Schlag hat der Bursche gar nicht richtig gespürt", so Luger. Im Anschluss habe ihm der 21-Jährige wuchtige Faustschläge ins Gesicht versetzt und ihm die Geldbörse mit 2150 Euro, fast zur Gänze Spendengeld, aus der Jackentasche gerissen. Luger wurde erheblich verletzt.
Angeklagter bestritt Raubvorsatz
Obwohl bei einer Lichtbild-Wahlkonfrontation eindeutig von Luger identifiziert, bestritt der Serbe, den 73-Jährigen (Opferanwalt: RA Stefan Rieder) am 1. Dezember bestohlen zu haben. Am 15. Dezember wiederum habe er Spendensammler Luger um Geld gebeten, aber diesen - nachdem er keines erhalten habe - "nur" ein Mal geschlagen: "Er war so aggressiv, weil ich ihm gesagt habe, dass er mich verwechselt." Später sei dem 73-Jährigen dann die Geldbörse zufällig zu Boden gefallen und er habe sie mitgenommen, so der Angeklagte. - Dieser Verantwortung des 21-Jährigen schenkte der Schöffensenat letztlich keinen Glauben.
Lugers Hilfsprojekt ist seit dem Überfall übrigens Geschichte: "Ab dem Zeitpunkt hatte ich plötzlich richtige Angst. Drum habe ich den Spendencontainer gleich darauf geschlossen und mich entschieden, nicht mehr weiterzumachen."