"Das ist der härteste Spaziergang der Welt", sagt An dreas Gappmayr mit einem Lächeln. Der Pongauer erklomm in acht Tagen den Kilimandscharo (5895 Meter) im ostafrikanischen Tansania. Für den Großarler war es ein besonderer Gipfelsieg: Der 45-Jährige leidet seit frühester Kindheit an der Erbkrankheit Cystische Fibrose. 2002 hatte Gappmayr eine Lungentransplantation. "Ich bin seither geschwächt. Umso schöner, dass ich es auf den Gipfel geschafft habe", sagt der Großarler.
Begleitet wurde Gappmayr von seiner Lebensgefährtin, sieben weiteren Transplantierten und einem 24-köpfigen Ärzteteam der MedUni/AKH Wien. "Im ersten Moment war das natürlich schon ein bisschen eine verrückte Idee", sagt Walter Klepetko, Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der MedUni/ AKH Wien. Eine Idee, die jedoch exakt geplant war: Vor etwa zwei Jahren begann das Ärzteteam, nach geeigneten Teilnehmern zu suchen. Die Lungentransplantation der Patienten musste mindestens ein Jahr her sein, ihre Lungenfunktion normal und die ergometrisch gemessene Fitness top. Alterslimit gab es keines. Die Patienten waren im Alter zwischen 23 und 63 Jahren und bereiteten sich etwa ein Jahr lang individuell körperlich und mental auf das Abenteuer vor. Andreas Gappmayr trainierte in einem Fitnessstudio gezielt für die Expedition vor. "Dabei ging es vor allem um Ausdauer- und Krafttraining", sagt der 45-Jährige. Zudem: "Ich bin mit meiner Lebensgefährtin gern auf den Bergen unterwegs - das war die beste Vorbereitung."
Der Aufstieg auf Afrikas höchsten Berg war dennoch beschwerlich. "Speziell im letzten Drittel war ich kurz davor aufzugeben. Da galt es, sprichwörtlich die Zähne zusammenzubeißen." Zwei der zehn Lungentransplantierten hatten auf einer Höhe von gut 4000 Metern Seehöhe ihre Grenzen erkannt und waren sicherheitshalber umgekehrt.
Gappmayr und das Expeditionsteam legten pro Tag zwischen 15 und 17 Kilometer zurück - meist unter frostigen Temperaturen. "Nach dem Aufstehen waren unsere Zelte mit einer eisigen Schicht überzogen", sagt der Großarler. Mediziner überprüften regelmäßig die Gesundheitswerte - etwa Blutdruck, Herzfrequenz und den Immunsuppressionsspiegel - der Teilnehmer. Alle nötigen Medikamente, auch für Notfälle, führten die Ärzte mit. "Die Ärzte sind perfekt durchdacht an das Unterfangen herangegangen. Ich fühlte mich nie unsicher", sagt Gappmayr.
Ohne schwerwiegende gesundheitliche Probleme erreichten am 18. Juni acht Patienten aus sechs Ländern sowie 24 Begleitpersonen - Ärzte, Physiotherapeuten und Krankenpfleger - nach acht Tagen den Gipfel.
"Ganz oben habe ich meiner zukünftigen Frau einen Heiratsantrag gemacht", sagt der Großarler. Gappmayr hatte sogar einen Verlobungsring mit auf den Gipfel getragen. "Nach einem kräftigen Durchschnaufen sagte Ulrike dann ,Ja'." Für beide sei dies "das absolute Glücksgefühl" gewesen.
Gappmayrs Gipfelsturm ist ein eindrucksvoller Beweis, welche Lebensqualität und Leistungsfähigkeit durch eine Transplantation erreicht werden kann. "Ich habe seit frühester Kindheit Cystische Fibrose. Zunächst hat es geheißen: Es wäre ein Wunder, wenn ich das Kindergartenalter überlebe", sagt der 45-Jährige.
Ein Gipfelsieg für die moderne Medizin
Das Ärzteteam der MedUni/ AKH Wien berichtete am Montag auf einer Pressekonferenz in Wien über die Expedition auf den Kilimandscharo. "Wir wollten zeigen, was nach so großen Eingriffen und mit moderner Medizin möglich ist", hieß es. Zudem wurden während der Expedition permanent Untersuchungen durchgeführt. Im Bild: Peter Jaksch (MedUni), die Patienten Siegfried Gimpel und Andreas Gappmayr sowie Walter Klepetko (MedUni).